Die Gemeinde Heilig Kreuz zu Weingarten
im Spiegel der Kirchenbücher des 18. Jahrhunderts
Von Friederike Kuhl


Die Begräbnisse
a) Das Sterberegister
b) Jährliche Begräbniszahlen und saisonale Schwankungen
c) Begräbnisse von Kindern
d) Kindersterblichkeit
e) Beispiele aus Weingartener Familien
f) Häufung von Sterbefällen in den Familien
g) Lebenserwartung
h) Todesursachen
i) Unglücksfälle und Begräbnisse Nichteinheimischer
j) Zusätzliche Angaben zu Verstorbenen
k) Bestattungen in der Pfarrkirche und von Pfarrern


f) Häufung von Sterbefällen in den Familien


Bei der Vorstellung dieser beiden durch den Tod so vieler Kinder besonders bedauernswert betroffenen Familien aus Weingarten muß auffallen, daß jeweils mehrere Sterbefälle sehr kurz aufeinander folgen, mit einbezogen der Tod des Vaters Eberhard Schmitz. Immer wieder konnte dieselbe Beobachtung gemacht werden, daß in vielen Familien mehrere Familienmitglieder kurz hintereinander starben. Besonders häufig fällt das natürlich auf in Jahren erhöhter Sterblichkeit, wie z. B. 1741/43, als die vermutlich von den österreichisch-ungarischen Truppen eingeschleppte Seuche viele Opfer in der Gemeinde forderte. 16

In der Familie des Matthias Schorn starben damals 1743 vom 12. September bis zum 2. Oktober, also innerhalb von nur 20 Tagen, zwei Kinder und deren Mutter Catharina Lobben. Wie bei Begräbniseintragungen häufig, ist nicht genau feststellbar, um welche beiden von den vier Kindern der Familie es sich bei den am 12. und 19. September 1743 verstorbenen handelt.

Mehrmals beziehen sich sogar Hinweise des Pfarrers bei der Begräbniseintragung auf die Häufung von Todesfällen in einer Familie. So heißt es z. B.: „1741 am 6. Februar wurde, versehen mit allen Sakramenten der Kirche, die unverheiratete Barbara Weber begraben". Zum 11. Februar heißt es dann: "Versehen mit allen Sakramenten der Kirche wurde Sibylle Schäfer begraben, die Mutter der vorigen." Oder es heißt: " ...wurde Johannes Müller begraben und unmittelbar nach ihm sein Sohn (ohne Namensnennung), der noch im kindlichen Alter war."

Während sich in Jahren erhöhter Sterblichkeit, etwa infolge einer Seuche, die Todesfälle innerhalb einer Familie im Abstand von wenigen Tagen oder Wochen häuften, fällt in anderen, normalen Zeiten die große Zahl von Fällen auf, daß zwei oder drei Mitglieder im Abstand von einigen Monaten starben, wie z. B. in der Familie des Andreas Scheid aus Rheder. Im April 1759 starb seine Frau Catharina Tils, im Mai die vierzehnjährige Tochter Anna Maria Scheid und im November starb der zweieinhalbjährige Sohn Wilhelm.

Da derartige Fälle häufig sind, könnte man an eine ansteckende Krankheit denken, wie etwa die Tuberkulose, die ja schleichend verläuft und nicht, wie etwa Fleckfieber oder Pocken, schnell nach der Ansteckung ausbricht und zum Tode führt. Aber auch unreines Wasser könnte die Ursache dafür sein. 17


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Entnommen: „1100 Jahre Wingarden“ - Kreuzweingarten 893-1993 - Mai 1993


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