Die Gemeinde Heilig Kreuz zu Weingarten
im Spiegel der Kirchenbücher des 18. Jahrhunderts
Von Friederike Kuhl


Die Lebensdaten der Gemeinde im 18. Jahrhundert - eine Vitalstatistik
a) Anlaß und Ziel der Arbeit
b) Die Kirchenbücher
c) Zeitraum und Methode der Untersuchung
d) Mortalitätsmaxima 1730 und 1734
e) Die Pocken, der Österreichische Erbfolgekrieg, Flecktyphus und Überschwemmung, die Mortalitätsmaxima 1739-1749
f) Der Siebenjährige Krieg und Naturkatastrophen
g) Das letzte Jahrzehnt im 18. Jahrhundert, die Franzosenzeit
h) Zusammenfassung der Ergebnisse


c) Zeitraum und Methode der Untersuchungen


Für die Untersuchungen wurde der früheste Zeitraum gewählt, den die Register möglich machen. Eheschließungen und Begräbnisse sind vom Jahre 1715 an aufgezeichnet, seit dem Amtsantritt des Pfarrers Tillmann Hoffschlag. Die Eintragungen der Taufen beginnen zwar schon früher, nämlich 1679, sie sind aber bis 1715 offensichtlich lückenhaft. So bot sich als frühester Beginn für sinnvolle Untersuchungen das Jahr 1721 an. Die Untersuchungen wurden fortgeführt bis zum Jahre 1800, umfassen also acht Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts. In einem besonderen Kapitel angefügt sind die Untersuchungen, die anhand der für die französische Besatzungsmacht im Jahre 1801 erstellten Einwohnerliste vorgenommen werden konnten, denn diese wichtige zusätzliche Quelle machte auch zusätzliche Verfahren und Erkenntnisse möglich.

Mit zwei Methoden wurden die Ergebnisse erarbeitet:

1. mit der Familienrekonstitutionsmethode, von der später die Rede sein wird,
2. mit der nichtnamentlichen Methode.

Diese wurde zur Erstellung der Vitalstatistik angewandt, deren Betrachtung und Untersuchung wir uns zuerst zuwenden wollen. Dabei werden die in den Tauf-, Heirats und Sterberegistern von den Gemeindepfarrern im Laufe der Jahre und Jahrzehnte aufgezeichneten Amtshandlungen an den Gemeindemitgliedern durchgezählt, und die Anzahl der jährlichen Taufen, Heiraten und Sterbefälle wird den entsprechenden Jahren auf der Achse des Koordinatensystems funktionell zugeordnet (s. Graphik 1). Die graphische Darstellung zeigt dann die Schwankungen bei der jährlichen Anzahl von Taufen, Heiraten und Begräbnissen im Verlaufe des 18. Jhs. in der Gemeinde Heilig Kreuz.

Da es sich hier um die natürlichen Lebensvorgänge Geburt (= Taufe), Heirat und Begräbnis innerhalb der Bevölkerung einer Ortschaft oder, wie in unserem Falle, einer Gemeinde, handelt, spricht man von Vitalstatistik. Über die jährlichen Angaben hinaus wurden auch die zehnjährigen Durchschnittswerte errechnet und eingetragen, damit neben dem Auf und Ab der Jahreskurven sowohl die allgemeine Tendenz als auch die starken Abweichungen vom Mittelwert in den Dezennien sichtbar werden.

Von besonderem Interesse sind neben der allgemeinen Tendenz der Kurven die Maxima bei den Begräbnissen und die Minima bei den Taufen, sie lassen auf außergewöhnliche Umstände schließen. Übersteigen die Verluste den Durchschnittswert um 60 %, so kann man von einer Krise sprechen, deren Ursache festzustellen ist. 2 Meistens handelt es sich dabei um Krieg oder Seuchen, Dürre, Überschwemmung oder Teuerung.

In unserer Vitalstatistik liegt an mehreren Stellen ein Maximum an Sterbefällen vor, das die Kurve der Taufen stark überschneidet und die Mittelwerte der Zehnjahreskurve um 100% und mehr übersteigt. Hier soll versucht werden, die Ursachen dafür festzustellen.

Auch von der in 1,5 km Entfernung an der Erft liegenden Nachbargemeinde Arloff/Kirspenich konnte für sieben Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts eine Vitalstatistik erstellt werden. Deren Werte sollen zum Vergleich und zur Bestätigung an einigen Stellen herangezogen werden.


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Entnommen: „1100 Jahre Wingarden“ - Kreuzweingarten 893-1993 - Mai 1993


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