Die Gemeinde Heilig Kreuz zu Weingarten
im Spiegel der Kirchenbücher des 18. Jahrhunderts
Von Friederike Kuhl


Die Bevölkerungslisten von 1801
a) Ursprung und Wert der Listen
b) Einwohnerzahl und Haushaltsstärke
c) Bevölkerungsaufbau
d) Untersuchungen über auffallende Befunde in der Bevölkerungspyramiden
e) Die Altersangaben
f) Zugezogene
g) Die Vornamen
h) Heiratsalter und Altersunterschied bei Ehepaaren, in denen die Frau älter war als der Mann
i) Angaben über Beruf oder Stand
k) Schlußwort


a) Ursprung und Wert der Listen


Im Jahre 1801 mußten auf Anordnung der französischen Besatzungsmacht überall im linksrheinischen Gebiet Einwohnerlisten zusammengestellt werden. Die Verwaltungsgrundlagen für die Aufstellung bildeten die von der Besatzungsmacht seit 1794 neu geschaffenen Gemeinden, "mairies" genannt. Weingarten, wie das heutige Kreuzweingarten damals hieß, gehörte mit Rheder, KaIkar, Antweiler und anderen Dörfern zur mairie Wachendorf. Weingarten und Rheder wurden in eine gemeinsame Liste aufgenommen, in der die Bevölkerung in der Reihenfolge der Wohnhäuser, vom Oberdorf in Weingarten angefangen bis zum Pütz in Rheder, aufgeführt ist.

Die Liste enthält Namen, Alter, Familien bzw. Berufsstand, Dauer des Aufenthaltes in der Gemeinde und Datum des Eintritts und zum Schluß die Namen der Kinder unter 12 Jahren ohne spezielle Altersangabe. Sie ist ganz in französischer Sprache abgefaßt, sogar die Vornamen sind in der französischen Form angegeben: "Guillaume" für " Wilhelm", "Pierre" für "Peter" usw.; bei "Godefried", der dreimal vorkommt, kam man dabei in Schwierigkeiten und ist auf "George" ausgewichen, was "Georg" gleichkommt und bis auf das G am Anfang dem deutschen Namen gar nicht entspricht.

Die aufeinanderfolgende und dadurch getrennte Auflistung der Bewohner von Weingarten und Rheder macht es möglich, jedes der beiden Dörfer für sich zu untersuchen, was für das Vorhaben hier von besonderem Interesse ist. Den Pfarraufzeichnungen liegen sonst ja immer die drei zur Gemeinde Heilig Kreuz gehörenden Dörfer Weingarten, Rheder und Billig gemischt zugrunde, meistens ohne Angabe der Dorfzugehörigkeit dessen, der getauft oder begraben wurde.

Billig gehörte zur mairie Euskirchen und ist in einer besonderen Liste aufgeführt; sie ist in deutscher Sprache abgefaßt und soll in die Untersuchung hier auch mit einbezogen werden. Bei den bisherigen Untersuchungen bildeten die drei Dörfer der Gemeinde immer eine Einheit, daher wäre es wenig sinnvoll, jetzt einen Teil davon auszuklammern; außerdem lassen sich zusätzliche Vergleiche ziehen.

Die Liste von Billig ist unterschrieben von Joseph Krauthausen, dem Bürgermeister von Euskirchen, und von Matthias Wilhelm Pohl aus Billig, der in der Billiger Liste unter der Nummer 50 erscheint. Die Liste von Weingarten und Rheder trägt keine Unterschrift, vielmehr sind auf einem Extrablatt alle Dörfer der mairie Wachendorf noch einmal aufgeführt mit der Gesamtzahl der männlichen und weiblichen Einwohner und der Kinder. Auf diesem Blatt befinden sich Unterschriften für jedes der Dörfer, u. a. auch die Unterschrift von Aegidius Schorn und Caspar Müller, Nr. 71 und Nr. 22 in der Liste von Weingarten/Rheder. Datiert ist das Blatt vom 16. Germinal im Jahre 9 der Zeitrechnung nach dem französischen Revolutionskalender. Das entspricht nach unserer Zeitrechnung dem 6. April 1801.


Tabelle 1: Einwohnerliste von 1801




V=Datum oder Angabe fehlt.
(.) Die Angabe beruht nicht auf einem Taufdatum im Register, sondern auf Altersangaben 1801 in dieser Liste und im Sterberegister.
S.d.=Sohn des; T.d.= Tochter des, Schw.d.=Schwester des.


Der Wert dieser Bevölkerungsliste von 1801 kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie gibt zu einem festen Zeitpunkt den Bevölkerungsstand an und vermittelt daher einen, mit geringen Einschränkungen, genauen Überblick über die Einwohnerzahl und den Bevölkerungsaufbau. In der vorstatistischen Zeit ist solch ein Einblick zu keinem anderen Zeitpunkt möglich. Die Zu- und Abwanderung war in der Gemeinde stark, eine An- oder Abmeldung gab es nicht und das Sterberegister hat offensichtlich Lücken. Es ist daher unmöglich, zu irgendeinem anderen bestimmten Zeitpunkt eine genaue Angabe über den Bevölkerungsstand zu erhalten.

Die Liste wird für diese Dokumentation hier auf deutsch wiedergegeben, vermehrt um Geburts-, Heirats- und Sterbedaten, soweit sie ermittelt werden konnten, sowie gegebenenfalls um das Verwandtschaftsverhältnis zueinander. Die in der Originalliste falsch zugeordneten Kinder wurden den richtigen Eltern zugeordnet. (s. Tab. 1)

In den folgenden Tabellen und Graphiken werden die Werte für Rheder und Billig immer gleich mit aufgeführt; einmal aus praktischen Gründen; es lassen sich zum anderen aber auch sofort Vergleiche ziehen. In einigen Fällen werden Weingarten und Rheder wegen ihrer engen Verbindung miteinander, die ja auch durch die gemeinsame Liste zum Ausdruck kommt, noch extra mit einem Untersuchungsergebnis zusammen berücksichtigt, bevor Billig dazugestellt wird.


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Entnommen: „1100 Jahre Wingarden“ - Kreuzweingarten 893-1993 - Mai 1993


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