Peter H. Irrgang

Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten

Kirchenführer und Meditation











Wer trägt das Kreuz?











"Das Kreuz geht voran, und nicht die Fahne", soll Nikola Reinartz in Anspielung auf NS-infizierte Pfarrkinder gesagt haben. In Kreuzweingarten hatten es die Nazis nicht leicht. Man nannte das Dorf deswegen "Kreuzneingarten". Nicht zum Schaden des Glaubens in der Pfarrgemeinde des kleinen Dorfes.











Alle drei Vortragekreuze sind barock, zwei aus Holz, eines aus Messing. Das schwere Metallkreuz tragen die großen Meßdiener, denn es hat nicht nur eine lange Geschichte, sondern auch ein ziemliches Gewicht. In seiner äußeren Form gehört es zu den schlichten Barockformen vom Ende des 17. Jahrhunderts. Der Corpus aus einer Silberlegierung ist allerdings fast 200 Jahre älter; ein Kleinod in einer Sakristeiecke, zu sehen meistens bei Beerdigungen, wenn kräftigere Jungen ministrieren.

Die beiden anderen Vortragekreuze stammen ebenfalls aus derselben Zeit um 1690. Vermutlich dienten sie als Fahnenstangen. Wir ließen sie in den Jahren 1986-87 restaurieren. Herr Minn besorgte die Farbfassung und erwarb für das eine Vortragekreuz auf einem Antikmarkt in Frankreich einen dazu passenden Corpus. Ein schwarzes Blechstück, wie Käufer und Verkäufer vermuteten. Zu Hause wollte Herr Minn das kleine Stückchen polieren und zauberte einen Silbercorpus aus dem 18. Jh. hervor. Nun ziert es das eine der beiden leichten Vortragekreuze.

Das dritte Vortragekreuz ohne Corpus eignet sich bestens für Allwetterprozessionen. Das Holz ist gut geschützt gegen Wind und Wetter und hat manches Unwetter überlebt. Die Pilgergruppe zum Michelsberg hat schon viele schlimme Regentage erfahren. Das Kreuz auch. Wie im Leben so geht auch bei den Prozessionen das Kreuz den Christen voran.











Schließlich gibt es da noch ein Passionskreuz. Einmal im Jahr dient es den starken Männern unseres Doppeldorfes, wenn sie sich zur Männersühnewallfahrt nach Maria Rast aufmachen, als Bußkreuz.

"Die arma Christi", heißt es im Pfarrbrief 7/1987, "die Waffen Christi - oder wie wir es mehr gewohnt sind zu sagen: die Leidenswerkzeuge Christi - zieren unser Passionskreuz, das wir seit vorigem Jahr in unserer Pfarre haben, dank eines glücklichen Fundes durch einen unserer Mitbürger in Kreuzweingarten. Auf unserer Zeichnung ist schemenhaft die Vorderseite dieses Sühnekreuzes abgebildet:











INRI: Jesus Christus Rex Iudaeorum - Jesus Christus, König der Juden. Hammer u. Zange: (versteht sich von selbst). Rohr mit Schwamm: Im Evangelium heißt es: 'Mich dürstet'. Nun stand ein Gefäß voll Essig da. Man steckte einen Schwamm voll Essig auf einen Hysopstengel und hielt ihm diesen an den Mund. Lanze (des Longinus): Mit einer Lanze durchbohrte der Soldat die Seite Jesu (durch Lunge und Herz) zum Beweis des Todes Jesu. Dornenkrone: Einmaliges und nur wegen der von den Juden mißverstandenen Königswürde Jesu erfundenes und angewandtes Spott- und Marterwerkzeug, das nie wieder zur Verwendung kam. Geißel: In der Mitte des Bußkreuzes noch gut erkennbar das Marterwerkzeug.

Die Enden der Striemen sind mit Bleikugeln versehen. Nägel: drei Stück, beide Füße wurden mit einem Nagel durchbohrt." An unserem Passionskreuz fehlen noch die sonst üblichen Darstellungen des Essigeimers und der Würfel, die auf jene Szene verweisen, in der die Soldaten um das Gewand Jesu das Los warfen.











Das Passionskreuz steht in der Passionszeit, also nach dem Sühnegang der Männer, bis Karsamstag neben dem Taufbecken. Sonst hängt es im neuen Beichtraum.

Das Kreuz ist etwa 100 Jahre alt und wiegt gut 20 kg. Das Passionskreuz zu schleppen ist wohl Männersache. "Wer trägt das Kreuz?" heißt es, wenn am Pastorat die treuen Männer zur Sühnewallfahrt rüsten. Vorangetragen von den älteren Meßdienern wird das leichte Allwetterprozessionskreuz. Wenn der Pastor aus der Tür tritt, fragt er auch sie: "Wer trägt das Kreuz'?" So könnte das auch der Herr fragen. Er hat aber schon selbst die Antwort gegeben: "Der, der mein Jünger sein will."











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