Eine Beschreibung Weingartens um 1852


Vorwort

Dem Archiv von Hans Regh entstammen Unterlagen, Fakten- und Dokumentationssammlungen und ältere Schriften des Kreuzweingarten-Rhederer Geschehens. Sie sind aus zahlreichen Veröffentlichungen und Archiven zusammengetragen. Aus der EIFLIA ILLUSTRATA oder der geographischen und historischen Beschreibung der Eifel von Johann Friedrich Schannat, aus dem lateinischen Manuscripte übersetzt von Georg Bärsch findet sich aus dem dritten Bande, erste Abtheilung *) 1852 folgende Veröffentlichung:

Weingarten, auch Kreuz-Weingarten genannt, mit 28 Häusern und 165 Einwohnern, und Rheder mit 23 Häusern und 130 Einwohnern, bildeten früher eine Gemeinde in der Bürgermeisterei Wachendorf. Beide Ortschaften liegen an dem Erft-Kanal und gehörten zum Kurkölnischen Amte Harth *). Den Pfarrer an der Kirche zum h. Kreuz in Weingarten ernannte das Stift zu Münstereifel. Die Pfarrei gehörte zum Zülpicher Dekanate und ist jetzt dem von Euskirchen zugetheilt. *)

Das Stift zu Münstereifel besaß den Kapitelshof zu Weingarten, welcher von der Französischen Regierung für 15.000 Franken (Anm. H.R. 8.000?) verkauft und später parzellirt *) wurde.

Der Rhederhof wurde ebenfalls verkauft.

Die Gemarkung der beiden Gemeinden wurde im Jahre 1817 zu 444 Morgen Ackerland, 100 M. Wiesen und 128 M. Waldungen angegeben. Von letztern gehörten 68 Morgen der Pfaffenharth genannt, und von dem Stifte zu Münstereifel herrührend, den Domainen, 68 Morgen aber den beiden Ortschaften.

In Weingarten waren im Jahre 1817 eine Papiermühle, eine Mahlmühle und eine Gerstenmühle. Die Liersmühle zu Rheder war eine Walkmühle, außerdem ar noch eine Schleifmühle vorhanden. Die Kirche zu Weingarten scheint im 13. Jahrhundert erbaut zu sein.

Zu Rheder ist eine Kapelle. Die Kirche zu Weingarten bezog von 2 Morgen Wiesen, welche das Kloster zu Stotzheim besaß, 7 Pinten Roggen und 2 Pinten von den 9 Pinten Roggen, welchen jenes Kloster als Zehnten bezog. Von dem zehnten, welcher dem Stifte zu Münstereifel zu Weingarten zustand, bezog die Kirche 12 Maaß Oel, und von dem Stiftszehnten zu Billig 12 Maaß Oel, 3 Malter Roggen und 3 Malter Hafer.

Bei Weingarten ist noch eine gut erhaltene Römische Wasserleitung sichtbar.

Im Juni 1839 fand man zu Rheder eine Münze der Eburonen, welche Dr. Krosch im 4. Hefte der Rheinischen Provinzialblätter 1839, Seite 15, beschrieben hat.

Vor mehreren Jahren (1842) fand man bei Rheder einen Votivstein mit der Inschrift:
MTMFIR
MINOVO
TVMREFE
RET.VS
TINI PAT
ERNA
.V....
welche Herr Lersch folgendermaaßen *) erklärt: Deo invicio Mithrae Firmino vootum refere(n) te Justini (a) Paterna votum (solvit Inbens merito). Indem also Firminus, als Vormünder der Justinia Paterna, ihre juristische Abhängigkeit und Unfähigkeit zu einer solchen Handlung, durch seine Ausführung des Gelobten, aufhebt, hat sie sich zugleich ihres Gelübdes entledigt.

Auf derselben Stelle fand man bald darauf auf einer Anhöhe gegen 16 Gräber mit Resten von Gebeinen, Pfeilen, Urnen, Lampen, gläserne Fläschchen, eine Schwerdtklinge *), auch einige Münzen.

In derselben Gegend wurde ein Stein aufgefunden mit der Inschrift:
IVLLAE
PATERNAE
CO.IVGI
CA..SSIM.E
(Juliae Paternae conjugi carissimae)

Noch ein bei Rheder gefundener Stein mit dem Bilde einer Jungfrau befindet sich jetzt im Königlichen Museo *) zu Bonn.

Im Jahre 1851 fand man zu Rhedern in einem Römischen Grabe, welches allen äußern Zeichen zufolge die Ueberreste eines Mannes der untern Volksklasse umschlossen hatte, in einem Kruge hundert Römische Münzen.

Schon früher habe ich mit Hontheim, Hetzrodt und Minola angenommen, daß das im Iteneriario Antonino genannte Belgicum, das heutige Dorf Billig in der Bürgermeisterei Euskirchen ist. An derselben Stelle habe ich auch eines Platzes bei Billig erwähnt, welcher der Kaiserstein heißt, und auf welchem man, wie ich aus eigener Anschauung wahrgenommen habe, Ueberreste Römischer Gebäude findet. Auch habe ich angeführt, daß der Kaiserstein der Mittelpunkt einer bedeutenden Römischen Niederlassung war, zu deren Vorwerken die Oerter Kessenich, Lessenich, Wachendorf, Castenholz und mehrere andere gehörten, und der Römischen Wasserleitung am Kaisersteine erwähnt.

*) Übernahme der Rechtschreibung des Originals von 1852
**) Fußnoten wurden wegen überwiegender Unleserlichkeit der Orginialvorlage ausgelassen.

Sammlung Hans Regh
Edition Woenge.de 23. 2. 2003 - H.K.

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