Ein Besuch bei Walram Schmitz

Der ehemaliger Kreuzweingartener Schmied lebt in Bad Münstereifel

Von Heinrich Klein


Der Kontakt

Im Heimatkalender Kreis Euskirchen Jahrbuch 1979 fand sich ein Artikel über den „Kalksinter im Römerkanal“. Für die Einstellung ins Internet wird üblicherweise die Genehmigung des Autoren eingeholt, sofern sich aus Telefon- oder Adressbüchern die Anschrift oder Telefonnummer herausfinden läßt.

Somit kam also ein Kontakt mit dem jetzigen Bad Münstereifeler zustande, der seinerzeit zusammen mit dem Kreuzweingartener Pfarrer und Historiker Nikola Reinartz mit Eimer und Schüppe durch den Römerkanal gekrochen ist. Es ergab sich ein interessantes Gespräch mit einem ehemaligen Kreuzweingartener, der sich mit Klugheit, Witz und Geschäftssinn durchs Leben schlug. Als ich ihm berichtete, daß ich ebenso ein ehemaliger Kreuzweingartener bin und auch in letzter Zeit öfters dorthin fahre, erklärte er sich einverstanden, daß ich ihn besuchen komme.


Der 85jährige ehemalige Kreuzweingartener


Der Besuch

Direkt neben dem Hürtgen Museum in Bad Münstereifel wohnt Walram Schmitz in einem schmucken Fachwerkhaus. Durch einen aus älteren Zeiten stammenden Eingang betritt man das Anwesen, welches auf seiner Rückseite Treppeneingang und verschiedenen Anbauten Zugang bietet. Einstmals stand hier ein Schuppen mit Backofen, Brennholzraum und Pferdestall.

Seit 16 Jahren beschäftigt sich Walram Schmitz mit Astronomie. In seinem Arbeitszimmer liegen einige Utensilien und eine Tabelle, in der er die Bahnen von Himmelskörpern eingetragen hat. Ich will es schon einmal vorwegnehmen, daß er mir am Schluß einiges über seine Arbeit erklärte, daß er einen eigenen Weg gefunden habe, die Art der Berechnung jedoch nicht anerkannt sei und er sich darum bemühe, kompetente Personen anzuschreiben. Verstanden habe ich zugegebenermaßen wohl noch nicht mal ein Fünftel von den mathematischen und astronomischen Fachbegriffen.


Der Vater Walram Schmitz

„Der Vater, ebenfalls Walram Schmitz aus Oberdrees, betrieb die Schmiede Haus Nr. 7 (Kreuzweingarten, Antweiler Straße 1), vorher Schmiede Anton Strang. Später vergrößerte er sich und betrieb die Schmiede Haus Nr. 49 (Antweiler Straße 12), die vormals Godefried, Michael und Bertram Spilles 1800 bis 1865, später bis 1925 Dachdecker Johann Trimborn gehörte.“
Im Artikel von Jakob Bohnen heißt es weiter:

Walram Schmitz vergrößerte seinen Betrieb, indem er [1928] von Haus Nr.49 in das Haus des Dachdeckermeisters Trimborn zog. Ihm gelang manches Kunstschmiedegitter. Auch die Buchstaben der alten Dorfgaststätte, welche 1932 den Namen "Gasthaus zum alten Brauhaus" erhielt, wurden von ihm angefertigt. Infolge seines hohen Alters übertrug er 1956 dem Schmiedemeister Martin Müller das gesamte Anwesen und setzte sich zur Ruhe.


Der junge Walram Schmitz

In der Schule lernte der Walram die Schulbücher auswendig. Man stellte fest, daß er sehr lernbegierig war. Die Schmiede seines Vaters lief nicht so gut, trotzdem lernte der junge Walram das Schmiedehandwerk. Er arbeitete auch vorübergehend in der Dreherei Dederichs und lernte Drehen, Fräsen, Hobeln und was sonst noch zum Beruf gehörte.

Schließlich ging Walram Schmitz zur Wehrmacht und bildete sich auch dort durch Lehrgänge stets weiter. Er hätte mehrere Berufe ausüben können, spezialisierte sich jedoch im Abnahme- und Kontrollwesen für Waren, die zu beschaffen waren. Mit den Nazis hatte sich der aufstrebende Feldwebel allerdings nicht arrangieren wollen. Und so kam es, daß man ihn nach Rußland an die Front schickte. Über diese Episode sprach Walram Schmitz nicht.

... Jedenfalls kam Walram Schmitz zurück und wurde schließlich in (Bad) Münstereifel ansässig. Direkt am Münstereifeler Klosterplatz betrieb er ein Haushaltswarengeschäft mit allerlei Nebenzweigen. Hier konnte man Öfen, Herde und Waschmaschinen kaufen. Walram Schmitz führte Propangas und Heizöl im südlichen Kreis Euskirchen ein, versah Reparaturen in seinem alten Beruf, ging als Techniker für Gas- und Ölöfen in Privathaushalte und verstand es, sich langsam zu einem Hausbesitzer mit eigenem Geschäft hochzuarbeiten.


Der Sammler

Bei seinen Kundenbesuchen hielt Walram Schmitz Augen und Ohren offen. Er erzählt, daß er einmal auf einem Haufen Brennholz eine Spekulatiusform aus Holz fand und fragte die Besitzerin, die geschnitzte Seite auf die Rückseite haltend, ob er das Stück Holz haben könne, er suche so etwas noch zum Reparieren eines Möbelstücks, woraufhin sie es ihm überließ.


Modonna und Figurensammlung


So kam ein Schnäppchen nach dem anderen und die „Ausbildung von Nikola Reinartz“ trug seine Früchte. Er interessierte sich für Heimat und Geschichte, sammelte und erforschte auf seine Art. Manchmal fand er erst nach 20 Jahren die Antwort auf die Herkunft eines Sammelstückes.


Bärenzahn und Bärenkralle aus der Kakushöhle bei Dreimühlen



Der Historiker

Walram Schmitz machte in seinem Leben so manch kleine Entdeckung, manche nur am Rande, manchmal half ihm das Glück, manchmal aber auch eine Folge seiner Bemühungen. Ein Erinnerungs- oder Fundstück mußte ja irgendwie zugeordnet werden. So hört man von ihm schonmal: „Das könnte so oder so ... zu verstehen sein.“

Bereits in den 30er Jahren wurde der Münstereifeler Markt eingestellt der Klosterplatz verlor an wirtschaftlicher Bedeutung. Für das Haushaltswarengeschäft genügte es, daß Frau Schmitz im Geschäft stand. Walram Schmitz selbst trat für halbtags in die Dienste des städtischen Museums . In dieser Zeit konnte er sich seinem Hobby nun noch mehr widmen und nachmittags im Geschäft wie früher aushelfen.

In seiner Wohnung findet sich manches Kleinod der heimischen Geschichte und so wird auch ein Kreuzweingartener bei ihm fündig.


Zum Schluß noch einige interessante Sammelstücke

Sinter aus dem Feld - Dieser Sinterstein gefunden bei Rheder wurde im Laufe seines Lebens irgendwann aus dem Restkanal herausgebrochen und landete auf einem Acker. Die Spuren der Zeit zeigen Abnutzungserscheinungen vom Pflügen und Regen.


Diese Sinterbildung entstand um eine Wurzel, die in der römischen Wasserleitung hing



Für dieses Stück Sinter hat Walram Schmitz eine eigene Entstehungstheorie:
Entgegen den Ansichten von Historikern könnte es möglich sein, daß sich hier ein Wachsoldat sein eigenes Wasser vom Römerkanal abgezweigt hat. Mittels eines Bleirohres im Durchmesser von etwa 3 cm wäre es durchaus möglich gewesen, die römische Wasserleitung für private Zwecke anzuzapfen. Walram Schmitz entgegnet einer zweifelnden Frage: „Ich hab diesen Sinter in der Nähe vom Heidentempel zwischen Pastorsgarten und Römerkanal gefunden!“

Unerlaubte Wasserentnahme im Römerkanal?


Ein Stück geschliffener Sinter, wie er zum Altarbau verwendet wurde.

Digitalfotos vom 21. Juli 2001


Zu Bildern aus der Sammlung Walram Schmitz


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