Peter H. Irrgang

Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten

Kirchenführer und Meditation











Der Hochzeitsweg











Der Berg ist zwar nicht majestätisch, trotzdem Kommt man außer Atem, wenn man ihn zu schnell hinaufläuft. Aber romantisch ist der Aufgang in jedem Fall. Wieviele auswärtige Brautpaare, die unsere Kirche nicht kannten, haben sich in diesen Weg "verliebt", ehe sie sich entschlossen, die Kirche selber anzusehen und hier zu heiraten! Wieviele Photos von Brautpaaren sind auf diesem Weg hinauf und hinab zwischen den Lindenbäumen gemacht worden! Nicht daß ihnen die Kirche nicht gefallen hätte, im Gegenteil! Es ist nur erstaunlich, wie beliebt bereits der Aufgang zur Kirche ist.

Ein Schild am linken Pfeiler, wo die ersten Treppen des Kirchenaufgangs beginnen, weist darauf hin, daß hier früher einmal eine Schule stand (gegründet 1664), vielleicht eine der ersten in der ganzen Gegend. Dechant Boßhammer bleibt also unvergessen! Es gab in früheren Zeiten keinen befestigten Aufgang, auch die Stützmauer hat es nicht immer gegeben. Das war gefährlich, denn die Kirche ist im wortwörtlichen Sinn auf Sand gebaut. Deshalb ist sie gefährdet und bewegt sich bei extremen Erderschütterungen und bei jedem schweren Gewitter mit übermäßigem Niederschlag. Seit der substantiellen Erneuerung der Stützmauer vor sieben Jahren dürfte keine Gefahr mehr für die Kirche bestehen. Aber etwas bewegt sie sich auch heute noch. Man sieht es an den Rissen über allen Fenstern und Türen der Kirche.

Der Weg aufwärts bietet eine gute Gelegenheit, ein paar Stoßgebete zu sprechen. lm Psalm 44,3 beten wir: "Sende mir dein Licht und deine Wahrheit, damit sie mich leiten; sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung."











Manch ein "Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria" habe ich auf diesem Weg bergauf schon gebetet. Am liebsten aber ist mir das Gebet der geistigen Kommunion, das besonders gut paßt, wenn mich der Weg zur hl. Messe führt:

"Ich möchte dich empfangen, o Herr, mit jener Reinheit, Demut und Andacht, mit der deine heiligste Mutter dich empfing, mit dem Geist und der Inbrunst der Heiligen!"

Manchmal sind es viele Gedanken, leichte und schwere, die ich den Berg mit nach oben trage. Es sind ja nicht nur Hochzeiten, die, oben angekommen, zu feiern sind. Meistens sind es heilige Messen, aber auch Beerdigungen, Andachten, Konzerte etc. Vor dem letzten Treppenabsatz begegne ich dann dem kreuztragenden Herrn. Es ist ein Steinrelief, Anfang der zwanziger Jahre, gefertigt von W. Albermann aus Köln, Das Grau in Grau stört mich manchmal, weil derjenige, der das Kreuz trägt, nicht grau in grau ist.

Bei Hochzeiten erwartet mich das Brautpaar auf der obersten Stufe. Noch aber muß ich an diesem großen grauen Stein vorbei. Dann kann ich an dieser Stelle ein letztes Stoßgebet für die so liebenswerten jungen Leute beten. Mitten auf dem Hochzeitsweg scheint dieses Relief des kreuztragenden Heilandes unpassend zu sein. Oder...?

So sind denn auch die letzten Treppen zur Kirche gemeistert. Dort erwarten mich leuchtende Augen. Der Bräutigam ist meistens sehr nervös, die Braut herausgeputzt, daß man sie nicht anfassen darf. Jetzt drücke ich ihnen herzlich und beruhigend die Hände. Nach der Trauung werde ich sie umarmen können, Ich habe immer versucht, so viel wie möglich in den Brautgesprächen an drei bis vier Abenden von all dem mitzugeben, was mir so wichtig scheint für ein gelungenes Leben in der Ehe. In der Messe werde ich bestimmt wieder auf das Zeichen des Kreuzes aufmerksam machen. Das Zeichen für das Jawort, das sich die beiden bei der Trauung geben, ist wie eine waagerechte Linie: von Person zu Person. In dieses Jawort der Brautleute legt Gott sein Jawort hinein. Das ist die vertikale Linie. Er "durchkreuzt" im guten Sinn des Wortes das Jawort der beiden. Nun ist daraus ein Kreuz geworden, aber es ist das Pluszeichen für das ganze Leben. Ein Leben, das schnell zum Minus für alle werden würde, wenn die senkrechte Linie zu dünn oder ganz verschwinden würde.

Ich möchte den Brautleuten so viel mitgeben auf ihren Lebensweg. Nach einem kurzen Verweilen an der Eingangstür und ablenkenden Worten für meine nervösen "Kinder" beginnen wir mit dem Eingangsgebet und dem "Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn!" Kann man zu Beginn einer Ehe etwas Besseres sagen?

Nun treten wir über die Türschwelle. Der Eingang ist erst in den zwanziger Jahren hierher verlagert worden. Früher war er dort, wo jetzt die Taufnische ist (dort werden wir uns dann, manchmal nach einem Jahr, wiedersehen). So klein und unscheinbar wie das Portal auch sein mag, es gefällt mir sehr gut. Es ist barock und aus rotem Sandstein mit einem kleinen Findling als Schlußstein mit erhabener Lilie. Den Schlußstein wird Pfarrer Nikola Reinartz irgendwo gefunden haben. Hier angebracht, wurde die Tür um dieses Stück breiter als früher. Die Schwelle ist kräftig ausgetreten. Wieviele mögen schon darüber gegangen sein! Reinartz hatte eine Vorliebe für den Kalksinter aus dem Römerkanal. Er liebte alles Römische. Hier hat er ein besonders prächtiges Exemplar herbeigeschafft. Wie gerne würde ich noch etwas meditieren über den römischen Kalksinter! Hier will ich nur kurz innehalten und Gott dafür danken, daß der Glaube hier noch gut verwurzelt ist.











... Ein bißchen Geschichte











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