Peter H. Irrgang

Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten

Kirchenführer und Meditation











Zum Altare Gottes will ich treten











Der Altarraum unserer Pfarrkirche in Kreuzweingarten überrascht fast jeden Kirchenbesucher. Meistens fühlen sich die frommen Besucher und Pilger recht wohl vom ersten Augenblick an und erfassen dankbar die Geborgenheit des Raumes, die großzügige und ausgewogene Ausschmückung und die gepflegte Atmosphäre. Die Überraschung bezüglich des Altarraumes definiert sich selten als negativ. Der Altarraum hat nämlich keinen Zelebrationsaltar zum Volk hin, also -wie man kurz sagt- keinen Volksaltar.











Der Blick wird durch die Beleuchtung auf den Tabernakel gelenkt. Er ist das Herzstück der Kirche. Im Tabernakel, dem "Gefängnis der Liebe", wie sich der selige Josemaria ausdrückte, verbirgt sich Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, in der Gestalt des Brotes. Er erwartet jeden Kirchbesucher: "Nicht wir warten auf ihn. Er wartet auf uns"...

Der Tabernakel ist schlicht. Hinter dem kleinen Vorhang in der jeweiligen liturgischen Tagesfarbe kommt die unscheinbare, recht dürftig bemalte Tresortür des Tabernakels zum Vorschein. Der zelebrierende Priester macht nach dem Öffnen und vor dem Schließen eine ehrfürchtige Kniebeuge und betet unseren Herrn an. Vielleicht betet er still im Herzen den bekannten Hymnus:

"Adoro te devote latens deitas - Gottheit tief verborgen betend nah' ich dir."

Der Gläubige in der stillen Kirche sollte vor dem neugierigen Herumschauen wirklich innehalten und erst einmal innerlich still werden, Gott anbetend danken und sich Zeit nehmen. Ich habe oft Kirchbesucher erlebt. die voller Unrast in der Kirche herumschauten, obwohl sie rein äußerlich sehr beherrscht zu sein schienen. Es sind Museumsbesucher, die sich in der Tür geirrt haben.











Nach einem kurzen betenden Verweilen mag sich nun ein Zwiegespräch mit Gott entwickeln, das gerne auch den Altarraum und später vielleicht die ganze Kirche einbezieht. Während das Auge den Chorraum -wie der Altarraum auch heißt- erfaßt, kann nämlich das Zwiegespräch mit Gott weitergehen.

Vielleicht kennt noch manch ein Kirchenbesucher den Text aus dem früheren Staffelgebet, in dem es hieß: "introibo ad altare Dei ad Deum qui laetificat inventutem meam (Ps. 43,4) - Zum Altare Gottes will ich treten, zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf", wie es in der alten Fassung hieß. Frohen Herzens dürfen wir unsere Augen die breiten Stufen zum Altar hinaufwandern lassen. Die Mensa hat einen massiven Mittelteil und barockisierte neue Verkleidung, ohne die klassizistische Naivität zu überspielen, die die Ränder des Vorderteils abdeckt. Es handelt sich keinesfalls um Marmor, wie dies der geübte Blick eines Kenners auch sogleich feststellen wird. Es handelt sich um Kalksinter aus dem Römerkanal, ist also römischen Ursprungs. Wir wissen nicht genau, wann dieser Altartisch gemauert wurde, wohl erst in den zwanziger Jahren unter Nicola Reinartz, dem großen Pfarrer und Heimatforscher Kreuzweingartens.

Von der Einweihung der Kirche und des Altares im Jahre 1260 unter Weihbischof von Oesel sind keine Originaldokumente mehr vorhanden, und vom Aussehen und Verbleib des Altares wissen wir nichts. Auch vom Altar, der 1619 geweiht wurde, ist nichts geblieben. Immerhin haben wir davon eine Originalurkunde im Pfarrhaus. Auch von möglichen späteren Altarweihen wissen wir nichts. Dennoch wurde hier seit Dechant Boßhammer (+ 1672) täglich die hl. Messe gefeiert.

Der Kalksinter aus dem Römerkanal läßt sich leichter bearbeiten als Marmor, glänzt aber ebenso, wenn man ihn gut poliert. Aus dem Römerkanal stammt auch der große Sinterblock als Eingangstufe der Kirche, stark abgewetzt und durch die Abnutzung rötlich gefärbt.

In der Mitte der Altarvorderseite ist in den Kalksinter das Christusmonogramm IHS (Jesus Christus Heiland) eingraviert. Darunter drei Nägel: Hinweis auf den Kreuzestod unseres Herrn, durch den er uns erlöst hat. Die Buchstaben und die Nägel in V-Form ergeben aber auch einen Satz: "I(n) H(oc) S(igno) V(ince) - Siege in diesem Zeichen!" Ein Hinweis an die Erscheinung, die Konstantin vor der Schlacht an der Milvischen Brücke (315) hatte. Die Steinplatte des Altares, die Mensa, ist aus härterem Material, Quarzsandstein.

Der Altar ist das Wichtigste einer Kirche. Hier wird das Opfer des Neuen Bundes erneuert. Hier trägt der Priester die Anliegen des Volkes vor das Angesicht Gottes. Hier steht er vor Gott und stellt sich ihm ganz zur Verfügung, um in persona Christi die Wandlungsworte zu sprechen: "Dies ist mein Leib. Dies ist mein Blut." Hier geschieht Heil, hier ist der Mittelpunkt allen liturgischen, ja sogar allen christlichen Lebens.











Das betrachtende Auge erfaßt die Altaraufbauten, die überwiegend vom Ende des 18. Jahrhunderts stammen. Das Gemälde der Kreuzigung unseres Herrn hing früher als Retabel im Altar und ist erst in den sechziger Jahren an der Seitenwand des Kirchenschiffes angebracht worden. Ebenso wurde auch der frühere hohe Tabernakel in die linke Wand des Altarraumes eingelassen (lux mundi). In ihm befinden sich nun die heiligen Öle, die wir für Taufe, Firmung und Krankensalbung brauchen. Sie werden jedes Jahr in der Chrisammesse des Erzbischofs in der Karwoche geweiht und dann hier erneuert. Ferner befinden sich in ihm auch die Reliquien: Kreuzpartikel (unser schönster Reliquienschatz), Reliquien des hl. Plus X, des hl. Pfarrer von Ars (Johannes Vianney) und des hl. Donatus. Letztere tragen wir in den Bittprozessionen vor Himmelfahrt durch die Fluren.

Ein Tabernakel im barocken Stil mit einem daraufgesetzten barocken Drehtabernakel, den wir auf dem Speicher fanden, kam um 1950 an die Stelle des alten Tabernakels. Der Drehtabernakel hat drei Farben für die drei liturgischen Zeiten: grün, violett und gold (für weiß). Auch er wurde auf dem Kirchenspeicher gefunden und stammt wohl aus der Zeit um 1750. Im Drehtabernakel, also direkt über dem eigentlichen Tabernakel, steht ein passendes Rokokokreuz aus Messing. Über dem Tabernakel befindet sich eine barocke Darstellung für das Lamm Gottes, das auf einem Buch mit sieben Siegeln ruht, dem Buch der Geheimen Offenbarung. Wir erinnern uns an manche Worte des prophetischen Buches aus dem Neuen Testament. Christus allein kann dieses Buch des Lebens öffnen und darin lesen. Er ist das siegreiche Lamm Gottes, das auf dem Thron ruht, zu dessen Hochzeitsmahl die Seligen geladen sind. Sie sind schon jetzt geladene Gäste beim Mahl der Liebe (hl. Messe).

Darüber sehen wir das Herzstück der Altaraufbauten: Die Kreuzigungsgruppe. In der Mitte Christus am Kreuz, eine Plastik aus der Zeit um 1500, aus der Schule von Tilman van de Borg. Der spätgotische Corpus erhielt im Barock eine durchaus passende Kreuzgrundlage. Links eine Muttergottesfigur, rechts eine Johannesfigur. Beide Figuren sind 1993 von Demetz aus St. Ulrich (Südtirol) angefertigt worden.

Christus stirbt am Kreuz. Er hat uns erlöst durch sein bitteres Leiden und Sterben. Das Auge vermag nur wenig vom Antlitz Christi zu erfassen. Nur schattenhaft zeigt sich dem andächtigen Beter der starke Gesichtsausdruck. Der Herr neigt das Haupt zur Seite und nach vorne, die Augen sind geschlossen. Dem Künstler schwebt der Moment vor, da der Herr kurz vorher gesprochen hatte:

"Es ist vollbracht.
Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist."

Dazu breitet der Herr die Arme in der Geste des Hohenpriesters aus, der die Welt, die Menschen, Dich und mich mit dem Ewigen Vater versöhnt.

Vor diesem Antlitz feiere ich fast täglich -manchmal auch zweimal am Tag- die heilige Messe, das Versöhnungsopfer. Täglich sind wir hineingenommen in das große Geheimnis der Barmherzigkeit, der Liebe Gottes zu uns Menschen, zu Dir, zu mir. Haben wir uns daran nicht viel zu sehr gewöhnt? Sind diese Vokabeln nicht schon viel zu abgegriffen durch den täglichen Gebrauch? Und umgekehrt: sind sie nicht schon viel zu fremd geworden den vielen, die nie davon Gebrauch machen?











Die beiden Figuren neben dem Gekreuzigten überraschen durch die Anordnung. Man erwartet rechts Maria, hinaufschauend zu ihrem Sohn, links Johannes, den Betrachter anschauend. Der Verfremdungseffekt ist gewollt. Der Lieblingsjünger schaut auf zum Herrn. Unentwegt lenkt er seine Blicke auf das geliebte Du. Johannes steht für uns alle dort am Kreuz, dort hatte er wenige Augenblicke vorher gehört, daß er in Maria von da an seine Mutter gefunden hat. Johannes tut das, was wir tun sollen: er nimmt sie an als seine Mutter.

Und Maria? Dies sagt ja das Stabat Mater - Maria steht am Kreuz! Doch sie schaut gar nicht zu ihrem Sohn Jesus hinauf. Sie blickt Dich und mich an, die wir ihre Kinder geworden sind. Aber wir verhalten uns nicht so, wie wir eigentlich sollten und könnten. Schmerzvoll drückt sie beide Hände gegen ihr mütterliches Herz. Schmerzlich ist der Ausdruck ihres Mundes und ihrer Augen. Mit Recht schaut sie uns so an.

Es ist gut, die Augen Mariens auf uns gerichtet zu wissen. Es ist gut, dem liebenden Blick dieser Mutter nicht ausweichen zu können. Sie ist Mutter und kann mehr als sonst jemand auf dieser Welt unsere armen Herzen verstehen. Deswegen hat sie auch das Recht, so voller Schmerz auf uns zu schauen. Halten wir den Blick aus'?

Die beiden von Andreas Demetz aus Tirol geschnitzten Figuren neben dem Kreuz sind ganz hervorragend auf die Gotik des Corpus abgestimmt und geben der Mitte des Altarraumes den richtigen Schwerpunkt. Eine Kirche, die sich dem Kreuz Christi verschrieben bat, muß zum Mittelpunkt eben die Kreuzigungsszene haben. Nun verstehen wir auch besser das Lamm zu Füßen des Heilandes.











Auch wenn der Blick schon mehrfach zur Seite zu den beiden schweren Figuren der Apostelfürsten Petrus und Paulus ausweichen wollte, sollten wir dieser optischen Versuchung widerstehen und die Altaraufbauten (Retabel) nach oben hin weiter verfolgen. Schließlich sind die dargestellten Glaubenswahrheiten von grundlegender Art aus dem Jahre 1680. Es geht um die Darstellung Gott Vater und Gott Heiliger Geist und den darüberliegenden Strahlenkranz mit dem flammenden Herzen Jesu in der Mitte.

Gott Vater hält die Schöpfung in der einen Hand, die andere gibt den allmächtigen Befehl in das "Urchaos": "Es werde". Der Geist Gottes schwebt "über den Wassern der Urflut".

Wir wissen nicht, wie dieses Bild in unsere Kirche gekommen ist. Es lag auf dem Kirchenspeicher und hatte keine Beachtung gefunden - wie vieles in den Kirchen damals (nicht nur in der "Bildersturmperiode" der sechziger Jahre). 1960 etwa hatte man eine kunstvoll barockisierte Berahmung angefertigt und das Bild über dem Tabernakel angebracht. Es war wohl in jener Zeit, in der auch das frühere Altarbild an die Seitenwand der Kirche gebracht wurde.











Die seitlichen kleinen klassizistischen Säulen finden ihr Pendant in denen des Altares, unten. Recht kunstvoll wurde dieser neue Teil des Altares damals angefertigt. Darüber hängt jetzt der große Strahlenkranz (etwa aus dem Jahre 1680), der früher über dem Herz-Jesu-Altar hing. Mitten- im Strahlenkranz das Herz-Jesu mit Flammen und Dornenkranz und einem abschließenden Kreuz.

Wie kann eine solche Fülle von verschiedenen Gedanken, Stilepochen und Werten in einem einzigen und noch dazu nicht sehr großen Retabel (Altaraufbauten) untergebracht sein? Aber ändern werden wir nichts mehr, höchstens noch ausbessern, denn der Altar braucht die kundige Hand eines Restaurators. Ohnehin ist es letztlich dein Betrachter aufgegeben, in der Komposition Harmonie zu finden. Es wird ihm nicht schwerfallen. Man braucht nur genügend lange Zeit zum Beten. Außerdem muß man auch nicht immer alles beim erstenmal erfassen. Das geht auch sonst im Leben nicht anders.

Jedenfalls stimmt der Gesamteindruck: Farben und Formen, Raum und Licht, Fliesen und Stufen, Blumenschmuck und Kerzen, Teppich und Tücher usw. Es würde einem schwerfallen, hier entscheidende Änderungen vorzunehmen.

Die restlichen Kleinodien sind schnell aufgezählt, wären nicht manche Geschichten mit ihnen verbunden, wie zum Beispiel die Geschichte mit den sechs schönen Leuchtern. Pfarrer Schneider hat sie besorgt. Er wurde hier Pfarrer im Jahre 1827 und blieb 35 Jahre. Es waren sicherlich sehr schwere Zeiten. Die Revolutionszeit hatte den idyllischen Frieden des Dorfes gestört. Steine flogen. Auch gegen die Fenster des Pastorates. Ohnehin hatte er sich Unmut zugezogen, weil er die Messe am Seitenaltar, nicht am Hauptaltar, zelebrierte. Schneider floh nach Köln. Welch gütiger und weiser Bischof: Er verweigerte ihm eine andere Pfarrstelle! So schreibt die spätere Chronik über das weitere Geschehen: "Der Bischof riet ihn, sich mit seiner Pfarrei wieder zu versöhnen. Schweren Herzens mußte er dies versprechen; aber es war ihm überaus schwer. Er kaufte in Köln neue Kerzenleuchter aus Messing für den Hochaltar, diese brachte er seiner Pfarrei als Geschenkgabe." Das Kapitel Schneider endet schließlich so: "Pfarrer Schneider war mit der Pfarrei versöhnt und bis zu seinem Tode in der Pfarrei hochgeachtet. Er starb 1862." Im Pastorat hängt eine schöne Kopie des Abendmahlbildes von Leonardo da Vinci mit großer Widmung an Pfarrer Schneider. So beliebt war er schließlich.

Man sollte öfters über solche Episoden nachdenken. Wieviel an innerer Zerrissenheit und an Verspannungen in der Kirche könnten wir mit solch weisen Bischöfen und solch gehorsamen und demütigen Priestern überwinden!

Leider hat man bei der letzten substantiellen Renovierung der Kirche im Jahre 1980 die Gebeine der Priester aus dem Chorraum geholt und zusammen mit denen des berühmten Dechanten Boßhammer im Mittelgang der Kirche beigesetzt. Die Priestergräber im Altarraum waren doch angemessener. Jedenfalls war man bei anderen Dingen weniger genau. Als wir uns zum Beispiel 1986 daran machten, "nur einmal schnell" die Altarstufen zu verbessern -woraus zwei Wochen intensiver Arbeit wurden!-, da fanden wir unter dem Altarpodest den Bauschutt und die entsprechenden Bier- und Colaflaschen aus dieser Umbauzeit. Es war ein glücklicher Umstand, daß wir auf diese Geschichte stießen und alles in Ordnung bringen konnten.

Nicht minder erstaunt waren wir, als wir wenige Monate später die Sakristeitür abschleifen wollten, weil diese etwas versetzt werden mußte. Damals haben wir uns noch andere Schrecken eingehandelt, die bei anderer Gelegenheit einmal erzählt werden sollten. Die Sakristeitür -so stellten wir fest- war mit Eichenbrettern "verkleidet" worden. Unter ihnen kam eine wunderschöne alte Tür rum Vorschein, wohl aus den Anfangszeiten der Kirchvergrößerung, also dem 17. Jahrhundert. Sie ist grundlegend restauriert worden und hat auf der Seite zur Sakristei hin ihre alte Fassung erhalten. Die Seite, die zum Chorraum zeigt, ist angemalt worden und sieht wie Marmor aus (Gemeinschaftsarbeit von Minn und Fellbach).

Man sollte sich vor Umbauten in einer alten Kirche vorher überlegen, ob man einen Nagel ziehen will und deswegen eine Wand verändern muß. Wenn Pastöre in eine Kirche kommen, widerstehen sie selten der Versuchung, gleich zu überlegen, was man in dieser Kirche alles ändern kam, statt sich an der Kirche zu freuen und sie so stehen zu lassen wie sie ist. Kardinal Höffner soll einmal gesagt haben: "Wenn einem Pastor nichts mehr einfällt, fängt er an zu bauen". So muß ich mich an die eigene Nase fassen...











Wenn der geneigte Leser jetzt etwas erfahren möchte über die beiden großen Figuren rechts und links neben dem Altar an der Altarrückwand, so möge er noch etwas Geduld haben. Zunächst sei gedankt für das schöne Ewige Licht, das uns die Gegenwart des Herrn im Tabernakel anzeigt. Das "Ewige Licht" stammt aus Frankreich, aus der Barockzeit (etwa 1700). Es wurde hier wieder hergerichtet und für unsere Verhältnisse zurechtgemacht (Minn und Riffeler). Das Ewige Licht hat etwas Beruhigendes an sich, schließlich ist es schön zu wissen, daß man nicht gegen eine leere Wand spricht, sondern daß der Gesprächspartner Jesus Christus selber ist, der unter der Gestalt des Brotes im Tabernakel "wohnt" mit seinem Fleisch und Blut, mit seiner menschlichen Seele, mit seiner ganzen Menschheit und Gottheit: Nochmals: "Adoro te devote, latens Deitas - Gottheit tiefverborgen betend nah' ich Dir".

Als ich 1984 in die Pfarrei kam, war die Kirche gerade in der Substanz renoviert worden. Mir fiel auf, wie kahl der Altarraum war. Später erfuhr ich, daß manche Stücke noch auf die Renovierung warteten. So auch das Chorgestühl vom Ende des 17. Jahrhunderts. Früher einmal hatte es jahrzehntelang schlimm "zusammengeschustert" am Ende des Kirchenschiffes gestanden. Manche erinnern sich noch an den letzten Kirchenschweizer, der dort seinen Platz einnahm. Das alte Chorgestühl ist auf der rechten Seite etwas verändert worden, so daß die Plätze für den zelebrierenden Priester und für einen weiteren Priester -vielleicht einen Konzelebranten- etwas breiter und abgesetzter ausfallen. Alle Feiertagskollekten in den ersten drei Jahren meines Hierseins waren für die Renovierung des Chorgestühles vorgesehen.

Die kleine Sakristeiglocke kam als Beigabe der "Glockengeschichte von 1988". Damals hatte uns die Glockengießerei Mabilon auch diese kleine Glocke von 5 kg Gewicht mit dein Ton -h- besorgt. Sie läutet - manchmal gar zu laut von den stürmischen Meßdienern angeschlagen, so daß die Leute wahrlich aufschrecken - zu Beginn einer liturgischen Handlung. Da sie dem hl. Nikolaus gewidmet ist, heißt sie auch Nikolausglocke. Sie wurde am 6. Dezember 1989 eingeweiht.











So Gott will, werden zum Engelfest im Herbst zwei Anbetungsengel aus dem 17. Jahrhundert von Herrn Wirtz und Herrn Minn zwischen den Säulen stehen, die "stellvertretend" für uns Jesus im Tabernakel anbeten.

Nun aber wollen wir uns endlich den beiden großen Figuren zuwenden, die links und rechts neben dem Altar auf halber Höhe an der Frontseite des Chorraumes stehen. Es sind Petrus und Paulus. 1993 waren wir mit Meßdienern in jener Stadt, mit der wir durch den berühmten Kinderchor Permonik gut bekannt sind. In Karvina gibt es einen in der dortigen Gegend recht bekannten Holzschnitzer und Künstler, einen polnischstämmigen Nordmähren. Seine Werkstatt hat uns allen sehr gefallen. Es ist eine echte kleine Kunstgalerie mit seinen Werken. Wir waren begeistert - und der Künstler war bereit, uns die beiden Figuren zu schnitzen. Da er von unserer Kirche mit den barocken Stilelementen einige Fotos hatte, konnte er sich in die Atmosphäre der Kirche gut hineindenken. Seine ausdrucksstarken, deftigen und zugleich modernen Figuren sind für uns noch etwas fremd. Vielleicht brauchen sie erst die jahrelangen Gebete der Gläubigen, bis sie sich bei uns richtig heimisch fühlen. Die beiden Apostelfürsten sind als die Grundpfeiler, als die Felsen der Kirche gedacht.

Wenn an einem Sommervormittag die Sonne durch das seitliche Altarfenster fällt, brauchen wir kein elektrisches Licht. Das helle Licht fällt darin durch die Glasmalerei: Maria, die Himmelskönigin aus der Apokalypse, zertritt der Schlange den Kopf: "Conteret caput". Es ist gut zu wissen, daß die Vertreibung aus dem Paradies nicht das letzte Wort war.











... Eine Viertelstunde für die Ewigkeit











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