Der Erftmühlenbach von Weingarten bis Hausweiler




Mit Auszügen aus der Veröffentlichung
Von Dr. Johannes Krudewig, Archivar, Köln - Euskirchen 1921
Geschichte der Bürgermeisterei Cuchenheim




Im Wirtschaftsgeschehen Euskirchens spielten die Tuchfabriken Euskirchens eine bedeutende Rolle. Zu ihnen gehörten auch die Fabriken Kuchenheims, von denen nach dem Kriege noch die beiden Firmen Coenen und Müller erwähnt werden 1). 1842 bestanden in Cuchenheim folgende Fabriken und Manufakturen 2)

Inhaber

Art des Betriebes

Anzahl der beschäftigten Personen

Koenen
Koenen
Prinz
Fingerhuth
Keldenich
Oberkamp

Wollspinnerei
Tuchfabrik
Tuchfabrik
Papierfabrik
Walkmühle
Essigfabrik

16
15
5
50
1
2

Interessant ist die Aufstellung und die Aussagen der obigen Veröffentlichung 2) über die Mühlen in der Gemeinde Kuchenheims, die sich auf den Stand von 1921 beziehen, im folgenden die Ausführungen von Dr. Krudewig, aus denen sich die Bedeutung des Erftmühlenbaches Weingarten - Hausweiler erkennen läßt. Dr. Krudewig bezieht sich dabei auf die von Stamberg verfaßte gedruckte „Topographische Beschreibung des Cantons Rheinbach“ aus dem Jahre 1816:




„Das Dorf (Kuchenheim) hat 133 Häuser und 734 Menschen. Die Markung umfaßt 3000 Morgen Ackerland, 120 Morgen Wiesen, einen vor 40 Jahren angepflanzten, der Gemeinde gehörigen Busch von 7 Morgen; die Hutweiden, etwa 200 Morgen, sind seit 1804 in Ackerland und Wiesen umgeschaffen.
Bei der letzten Zählung fanden sich 48 Pferde, 12 Ochsen, 240 Kühe, 180 Schafe, 85 Schweine, 36 Bienenstöcke.
Hauptgewerbe ist ein trefflicher Ackerboden; die Tuchfabrikanten beschäftigen in allem 89 Menschen.

Unter ihnen haben die bedeutendste Anlage die Gebrüder Breuer: 16 Webstühle, eine durch Pferde getriebene Spinn- und Kretz-, wie auch eine Scheermaschine. Die Spinnmaschine der Gebrüder Könen wird vom Wasser getrieben; sie verarbeitet jährlich 10.000 Pfund Metis- und 5.700 Pfund ordinaire Wolle.

Die Papiermühle wurde 1801 von den Gebrüdern Fingerhuth angelegt. Sie beschäftigt 30 Arbeiter, hat zwei holländische Cylinder und drei Kuffen, und verarbeitet jährlich an 800 Centner weiße, und so viel grobe Lumpen, woraus beiläufig 6.000 Rieß Papier aller Art gefertigt werden.

Außerdem gehören zu der Gemeinde 3 Frucht-, 4 Ölmühlen, eine Walk- und eine Lohmühle.

(Ausführungen zum Erftmühlenbach)

Diese Werke werden sämtlich von einem aus der Erft (Arnafa) abgeleitetem Canal getrieben, der von Weingarten bis Hausweiler geht (eine Länge von mehr als zwei Stunden), und den die Besitzer der daran gelegenen Mühlen vom Erzbischof Dietrich erkauften. Mithin haben alle, in neueren Zeiten entstandenen Mühlen keinen Teil daran, es können auch keine neuen an dem Bache angelegt werden.

Die Mühlen haben hauptsächlich in Rücksicht auf den Canal ihre eingene Constitution, die sich so viele Jahrhunderte hindurch unverändert erhalten hat. Sie bilden zwey Classen, deren ersten der Tomberger, der andern der Kleeburger Müller vorsteht.

Erste Abtheilung

Gemeinde


Eigenthümer

Redder, im Roerdepartement

1. Schleifmühle,
2. Vollmühle,

Schäfer
Heimbach

Stotzheim

3. Vollmühle
4. Frucht-, Oelmühle
zu 4) Lohmühle
(alle drei in einem Gebäude, mit zwei Gängen)
5. Oelmühle
6. Kloster Scheinheimer Fruchtmühle
7. Kerbchens Fruchtmühle
8. Kautzenmühle, eine Ölmühle
9. Oehl- und Gerstenmühle

Zinken
Schumacher
Falkenstein
.
.
Maintz
Die Domainen
Rodert
Maintz
Dahmen

Roitzheim

10. Tombergermühle (2 Gänge)
11. Lohmühle (jetzt eine Fruchtmühle)

v. Vincke
Gilsdorf

Cuchenheim

12. Oehlmühle
13. Papiermühle, ehem.Fruchtmühle
14. Dorfmühle, Fruchtmühle und Baumwollspinnerei, 2 Gänge
15. Oehl- und Walkmühle, 2 Gänge
16. Bruchmühle, Fruchtmühle
17. Grondalsmühle, 2 Gänge, Oehl- und Lohmühle

Melder
Fingerhut
.
Lobben
Gatzheim
v. Braumann
.
Grondal

Zweite Abtheilung



Gemeinde


Eigenthümer

Weidesheim

18. Kleeburgmühle

v. Gymnich

Klein-Büllesheim

19. Neue Mühle
20. Schafsmühle, Fruchtmühle
21. Oehl- und Perlgerstenmühle
22. Marienthalermühle

R. Gilsdorf
v. Wenghe
idem.
Sahler u. Comp.

Groß-Büllesheim

23. Fruchtmühle

v. Brempe




Bei Dr. Krudewig heißt es weiter:
„Im Jahre 1820 macht J.A. Demian in seiner Geographisch-statistischen Darstellung der deutschen Rheinlande folgende Angaben (S. 104)): „Kuchenheim, ein Dorf von 131 Häusern und 712 Einwohnern, welche sich von Ackerbau, Viehzucht und Tuchweberen nähren. Es befindet sich hier eine beträchtliche Papiermühle.“
Im Jahre 1830 hatte Cuchenheim „133 Häuser, 818 Einwohner, Tuchmanufaktur, ein Woll- Spinn- und Kratz-Maschine und eine Scheer-Maschine, eine Papiermühle, welche jährlich 6.000 Rieß Schreib-, Druck- und Packpapier verfertigt.“ 3)“

Zusammenfassung

Mit diesen Informationen aus der Kuchenheimer Geschichte wird die Bedeutung des zwischen Kreuzweingarten und Rheder beginnendenden Erftmühlenbaches ersichtlich:
23 Mühlen verdanken ihre Existenz dem Erftmühlenbach aus der Zeit von Erzbischof Dietrich. Um welchen Dietrich es sich handelt, geht aus der Veröffentlichung nicht hervor.
In der Kölner Geschichte tauchen mehrere Erzbischöfe Dietrich auf, erwähnt sind
Dietrich I von Hengebach, 1210, Bonn, Bau der Godesburg, daneben gab es noch Dietrich von Moers und Dietrich I, 961, von Trier. Wahrscheinlich handelt es sich jedoch um Dietrich II, 1420, Köln, demzufolge geht der Erftmühlenbach (vorbehaltlich einer ausstehenden Prüfung) auf diese Zeit zurück.

1) siehe hierzu die Beiträge von Ludwig Beutin bei Wisoveg-Euskirchen, Kapitel: Die Entwicklung der Textilindustrie und das Kapitel über die Entwicklung der Wirtschaft
2) Dr. Johannes Krudewig, Geschichte der Bürgermeisterei Cuchenheim
3) F. v. Restdorff, Beschreibung der kgl. Preußischen Rheinprovinzen, S. 284

*) Anmerkung woenge.de: Weitgehende Übernahme der Rechtschreibung der Originalvorlage incl. Fehler. Irrtümer und Übertragungsfehler vorbehalten.

Aus: Geschichte der Bürgermeisterei Cuchenheim (Auszug) - Zum 500jährigen Bestehen der St. Sebastianus-Schützen-Gesellschaft bezw. -Bruderschaft zu Cuchenheim (3. Juli 1921)
Sammlung Hans Regh, Kreuzweingarten
Edition H.K. 24. Dezember 2002

Kartenausschnitt wingarden.de: Erft und Erftmühlenbach
Einzeichnung in die Puttkammer-Karte von 1846



Erft- und Erftmühlenbach

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