Unsere Vorfahren

Von Karl Naske


Die Bewohner unserer Heimat sind von fern her eingewandert ; wahrscheinlich aus Kleinasien, wo man die Wiege der Menschheit vermutet. Es war dies ungefähr um das Jahr 2000 v. Chr., in der sogenannten jüngeren Steinzeit. Man nannte sie Ligurer * (Anm: * auch regional als „Leute der Urnenfelder-Kultur“ bezeichnet; sie verbrannten ihre Toten) und sie sind die ersten unserer Vorfahren, von denen wir Kunde haben. Sie waren ein indogermanischer Volksstamm unsteter Nomaden und ernährten sich fast ausschließlich von Jagd und Fischfang. Eine solche Existenz war damals möglich, denn die Rentierherden wanderten am Wintersanfang durch Deutschland nach Frankreich und kehrten zu Beginn des Sommers in den Norden zurück. Auch gab es in unseren Gegenden Elche, Auerochsen, Wisente und braune Bären. Die Lebensform dieser Menschen war dementsprechend einfach. Sie lebten in Höhlen oder Pfahlbauten, ihre Waffen bestanden aus Stein, kleinere Gebrauchsgegenstände wie Pfeilspitzen und Nadeln waren aus Tierknochen und die Kleidung aus Fellen.

Einige Jahrtausende v. Chr. wichen dann die Eismassen, die Deutschland größtenteils bedeckten, zurück und Seen, Sümpfe, Wälder und Äcker dehnten sich aus. Metalle wurden bekannt und man unterscheidet nacheinander, die jüng. Stein-, Bronze und Eisenzeit. Damit änderte sich auch die Lebensweise der Ligurer. Ackerbau und Viehzucht begannen und damit entstanden die ersten größeren Siedlungen. Man hat in unserer Gegend Zeugen dieser Vergangenheit. So fand man 1878/79 bei Meckenheim eine große Niederlassung der Ligurer mit zahlreichen Feuerungsgräben. Die Gefäße wurden noch ohne Scheibe mit der Hand geformt. Es gibt noch Ortsnamen, welche ligurischen Ursprungs sind. Der Name des Dorfes Elsig geht auf "alisos, alias", die ligurische Bezeichnung für Erle zurück. Ebenso soll Urft auf "iva" = Wasser und sogar Rhein auf das ligurische "rheinos" zurückgehen. Inzwischen aber hatten sich im Donauraum die Kelten, ein indogermanischer Volksstamm, in Bewegung gesetzt.


Der Mittelrhein zur Zeit Cäsars


Sie erreichten etwa um 300-400 v. Chr. den Rhein und kamen mit den Ligurern in Berührung. Diese wichen zurück und verschwinden damit aus dem historischen Gesichtsbild. Die Kelten jedoch wiederum wurden von den aus Nordosten heranrückenden Germanen bedrängt und überschritten den Rhein. Obwohl die Germanen bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. das rechte Rheinufer völlig besetzt hatten, konnten sich die Kelten auf dem linken Rheinufer noch halten. Langsam verschmolzen sie jedoch mit den Römern und den vordringenden Germanen. Die Kelten zerfielen in vier Volksstämme: G a l l i e r südlich der Seine, in Süddeutschland, Österreich, Norditalien und Spanien; B e l g e n östlich der Seine bis zur Elbe, dann bis zum Rhein ; B r i t e n in England und Wales ; G ä l e n in Irland und Schottland. Viele Belgen sollen von den Germanen abstammen, was für eine frühzeitige Vermischung spricht.

Diesen Kelten haben dann auch zweifellos die meisten unserer Orte ihren Ursprung zu verdanken. Orte mit der Endung -ich gehen auf das keltische -iacum oder -acum zurück und zeigen die Zugehörigkeit eines Ortes zu einer Person an. So hatte der Kelte Lassonius ein Anwesen, das nach ihm Lassonius genannt wurde und aus dem sich dann später das Dorf Lessenich entwickelte. Kirspenich entstand aus Crispiniacum, Mechernich aus Marciniacum, Disternich aus Dextriniacum usw.

Gerade in unserer Heimat sind diese möglichen Namensableitungen besonders zahlreich. Dies beweist, daß hier die keltische Bevölkerung noch stark vertreten war, im Gegensatz zum Niederrhein, wo die Germanen bereits die Oberhand gewonnen hatten. Auch besagt die Latinisierung keinesfalls, daß es sich um Römer handelte, sondern einheimische Kelten hatten sich dem römischen Sieger angepaßt und römische Namen angenommen. Das geht auch aus Grabsteinen hervor, auf welchen sich diese Namen finden, wobei aber gleichzeitig angegeben wird, daß der Beerdigte dem Volksstamm der Kelten angehörte. Auch viele der heute noch gebräuchlichen Gebirgs- und Flußnamen sind keltischen Ursprungs. So entstand der Name "Ardennen " aus dem keltischen "ardduenna " = Bergsumpf.

Eine große Anzahl der auf -ich endenden Namen finden wir auf Inschriftsteinen einer besonderen Art, die gerade bei uns hier so zahlreich wie sonst nirgendwo gefunden wurden, den sogenannten Matronensteinen. Es sind dies Denkmäler der besonders am Rhein verehrten Muttergottheiten (Matres, Matronae), deren Kultus keltischen Ursprungs ist. Die Matronae sind die Schutzgöttinnen der Ansiedlungen und ihnen setzte man zur Verehrung solche Denksteine, die manchmal mit bildlichen Darstellungen geschmückt waren. Man dachte sich die Metronae in der Dreizahl. Sie erscheinen daher auf den Votivsteinen als drei nebeneinandersitzende Frauengestalten und sind wohl als Gottheiten des Segens für Flur und Haus zu betrachten. Oft erhielten diese Matronae ihren Namen von dem Ort, wo sie verehrt wurden. In unserer Nachbarschaft findet man beispielsweise die Matronae Vaccalinehae, die besondere Verehrung in Wachendorf genoß. Der Name unseres Nachbarortes Billig ist aber wahrscheinlich nicht von einem Eigennamen abgeleitet worden, sondern von dem keltischen "balgo" = leuchten, brennen. Man kann dies besonders deshalb annehmen, weil die schon zur Römerzeit gebräuchliche Benennung Belgica war, und nicht etwa Belliacum. Brewer meint in seiner vaterländischen Chronik, die Bezeichnung Billig, Beelich, Beerlich, Belch, Biel, Büchel, Beul und Bühl hätten alle denselben Stamm und seien sämtlich gleichbedeutend mit Berg, Hügel. Der Name sei nicht römischen Ursprungs.

Von den Kelten wäre noch zu sagen, daß ihre Hauptwaffe eine Lanze war, die aus 87 Teilen Kupfer und 13 Teilen Zinn bestand.

Das Volk setzte sich aus drei Teilen zusammen: die reichen Ritter, die Druiden, welche die Priester und Lehrer des Volkes waren und die arme, große Masse. Jedoch konnte jeder junge Mann durch Talent und Geschick in den Stand der Druiden aufsteigen.

Die Kelten hatten in der Kleidung bereits Hosen (gallia braccata) und das Kregum, eine Art unseres mittelalterlichen Bauernkittels. Ansonsten waren die Lebensverhältnisse der Kelten denjenigen der Germanen ähnlich. Die Germanen sollen allerdings größer, wilder und rothaariger gewesen sein.

Zu Cäsars Zeiten wohnten in unserem Raum rechtsrheinisch zwischen Wupper und Lahn die Ubier (Germanen) und linksrheinisch die Eburonen (Kelten). Letztere saßen zwischen Rhein und Maaß nördlich etwa bis Köln, südlich bis Andernach, wo sie an die keltischen Treverer grenzten. Städte, befestigte Orte (Oppida) hatten die Eburonen nicht, nur ein "castellum", A t u a t u c a, das man an verschiedenen Orten vermutete, auch bei uns hier in der Gegend. Mit einiger Wahrscheinlichkeit aber könnte es das jetzige holländische Limburg gewesen sein*. (Anm.: * H. v. d. Broeck weist auf Nideggen / die Bad hin. In Atuatuca hatten sich Reste germanischer Stämme mit den Kelten vermischt). Die Eburonen waren Gallier. Sie bewohnten wenig fruchtbares Gebirgsland (die Eifel), die spärlichen Ebenen und viele Waldungen. Reste davon sind der Flamersheimer Wald, der Kottenforst und der Aachener Wald. Auch war ein großer Teil des damaligen Gebietes mit Sümpfen bedeckt. Im Stammesnamen der Eburonen ist das Wort für Eibe enthalten; Eiben waren heilige Bäume der Kelten.

Die Eburonen und ihre anderen keltischen Stammesbrüder wurden nun nicht nur aus dem Osten von den Germanen bedroht, sondern durch die Eroberungskriege Cäsars schließlich römische Untertanen. Da diese Kämpfe größtenteils in unserer Gegend stattfanden, wollen wir etwas näher darauf eingehen.

Bereits im letzten Jahrhundert v. Chr. waren die frühen germanischen Sueben unter dem hervorragenden Fürsten Ariovist über den Rhein gegangen und hatten einen großen Teil Galliens, das unter römischer Herrschaft stand, erobert. Zugleich bedrängten sie die germanischen Stämme der Ubier, Tencterer und Usipeter, während sich die Chatten, Sugambrer und Bructerer mit ihnen verbanden. Die Usipeter und Tencterer suchten sich deshalb eine neue Heimat in Gallien zu gründen. Cäsar trat ihnen im Jahre 55 v. Chr. an der Spitze römischer Legionen entgegen und trieb sie durch eine blutige Schlacht in der Nähe von Heinsberg wieder über den Rhein zurück. Schon vorher hatte er seinen Unterfeldherren Labienius in das Land der Trevirer gesandt, um die Germanen, welche auch hier über den Rhein vorzudringen versuchten, zurückzuweisen. Zwei Jahre später, 53 v. Chr., unternahm Cäsar einen zweiten Zug an den Rhein, besiegte zuerst die keltischen Menapier, welche in Holland wohnten und eilte dann dem Labienus zu Hilfe, der zur seIben Zeit an der Kyll die Treverer geschlagen und unterworfen hatte. Er muß dabei seinen Weg aus dem Norden durch die Eifel nach Süden genommen haben. Da er aber das Land der Treverer beruhigt fand, zog er zum drittenmal an den Rhein, um denselben nochmals zu überschreiten. Diesmal führte ihn also der Weg abermals durch die Eifel, und zwar von Süden nach Norden. Sein Ziel waren die germanischen Sugambrer. Diese hatten die Notlage der Eburonen erfahren und versuchten zusammen mit den Usipetern und Tencterern den Rhein zu überschreiten und in das Land der Eburonen einzudringen. Das geschah in der Nähe von Bonn.

Arnbiorix war damals der tapfere Anführer der Eburonen, die an der Rur wohnten, während Catuvolcus der König des anderen Volksteils an der Ahr war. Die Erftgegend wurde von beiden gemeinsam regiert. Arnbiorix hatte irn Jahre 54 v. Chr. 15 römische Cohorten mit zwei Legaten völlig vernichtet und sich deshalb die Rache Cäsars zugezogen. Cäsar sandte ihm den Lucius Mincius Basilus mit der ganzen Reiterei durch den Ardennenwald, das Hohe Venn und die Eifel entgegen. Er setzte sich also mit einem gewaltigen Heer in Bewegung und trieb die Eburonen vor sich her. Der altersschwache Catuvolcus wurde in den Tod gehetzt, Arnbiorix aber entkam. Um diesem nun schneller folgen zu können und ihn doch noch zu erwischen, teilte Cäsar sein Heer in drei Korps ein und ließ die Gepäckwagen sämtlicher Legionen bei dem noch erhaltenen Lager der Eburonen "Atuatuca " zurück. Um diese Zeit aber setzten die Sugambrer über den Rhein und fielen in das Gebiet der Eburonen ein. Sie kamen rasch voran und stießen in unserer Gegend auf die Römer, die ihren Nachschub bei Atuatuca sammelten. Es kam zum Kampf, den die Römer verloren, jedoch konnte sich ein Teil in das Lager von Atuatuca retten. Als die Sugambrer dort erschienen, mußten sie feststellen, daß man sich zur Verteidigung entschlossen hatte und Widerstand leistete. Die Sugambrer zogen sich daraufhin über den Rhein in ihre Heimat zurück. Arnbiorix aber konnte bald keinen Widerstand mehr leisten und damit war das ganze Land 51 v. Chr. den Römern unterworfen.



Am Rhein aber wurden die germanischen Ubier immer wieder von den Sueben bedrängt. Urn sich vor diesen zu retten, suchten die Ubier die Hilfe der Römer. Im Jahre 38 v. Chr. wurde ihnen von M. Vipsanius Agrippa das linksrheinische Gebiet von der Ahr bis zur Erft und westlich bis zur Wurm, angewiesen; also gerade unsere Gegend. Bonn, Zülpich und Köln waren ihre Hauptsitze.

Um das Jahr 15 n. Chr. ist in diesem Oppidum Ubiorum die Agrippina als Tochter des römischen Feldherrn Germanicus und Enkelin des Gründers Vipsanius geboren worden. Diese stolze, von Ehrgeiz erfüllte Frau war später die Gemahlin des Kaisers Claudius. Als solche konnte sie es 50 n. Chr. durchsetzen, daß die Ubierniederlassung, ihre Geburtsstätte, zur römischen Kolonie erhoben, mit alten Legionären besiedelt und mit römischem Stadtrecht ausgestattet wurde.

Seitdem führt diese Gründung ihren Namen, sowie den ihres Gemahls und der Kultstätte der Ubierstadt: Colonia Claudia Ara

Agrippinensium. Die Kolonie blühte schnell auf und wurde als Residenz des Statthalters der Hauptort der römischen Verwaltung am Rhein. Später entstand daraus die Stadt Köln.

Die Römer jedoch beherrschten drei Jahrhunderte mit ihren Befestigungen und Legionen das linke Rheinufer. Dann tauchten im rechtsrheinischen Germanien neue Gesamtnamen auf: Franken, Alamannen und Sachsen. Die Franken waren eine Anzahl älterer Stammesgruppen, die sich dem Rhein näherten. Sie verloren dort bald die alten Namen und hießen nun Ripuarier oder ripuarische Franken. Sie saßen rechtsrheinisch von der Ruhr bis Mainz. Ihr Name kommt von "ripa" = Ufer, also Uferbewohner. Nördlich von ihnen gab es den fränkischen Stamm der Salier und südlich den der Chatten. Alle drückten unaufhörlich gegen die Römer und überschritten mehrmals den Rhein, wurden zurückgeschlagen und besetzten schließlich doch das linke Rheinufer, denn mit dem römischen Weltreich ging es zu Ende. Die Könige der Franken stammten aus dem Geschlecht der Merowinger. Ihr hervorragendster Vertreter war Chlodwig, der Sohn Childerichs. Er sicherte sich mit Grausamkeit, List und Mord die Alleinherrschaft über die Franken. Auch seine Krieger waren gefürchtet, plünderten und herrschten hart im eroberten Land.

Schon das älteste fränkische Rechtsbuch, die "Lex Salica", aus dem 5. Jahrhundert beschreibt die Einteilung des Frankenlandes in Gaue. Unsere Heimat gehörte damals zu dem großen Zülpichgau, Münstereifel schon zum Eifelgau und der nördliche Kreis Euskirchen zum Kölngau. Doch war unseren Vorfahren noch lange kein Frieden beschieden. Im Jahre 451 erreichten große Haufen von Hunnen aus Ungarn den Rhein und drangen nach Gallien vor. Erst in der Völkerschlacht auf den Katalaunischen Gefilden konnten sie zurückgeworfen werden. Kaum hatte sich die geplagte Bevölkerung von diesem Schrecken erholt, als Scharen der Alamannen vom Elsaß her bis Köln und Aachen vorstießen und das Frankenreich bedrohten. Chlodwig trat ihnen 496 * (Anm.: * 507 besiegte er die Westgoten bei Poitiers) entgegen und schlug sie unweit Zülpichs auf der Wollersheimer Heide. Einzelne Gruppen von ihnen blieben zurück, denn wir finden noch heute Ortsnamen, die mit dem alamannischen " weiler" gebildet sind. Dazu gehören Weilerswist, Antweiler, Weiler am Berge usw.

Chlodwig starb im Jahre 511 und wurde in der von ihm zu Ehren der heiligen Apostel erbauten Kirche in Reims, jetzt St. Genoveva, beigesetzt. Er war nach seiner Bekehrung zum Christentum ein milderer und mächtiger Herrscher geworden, der unstreitig den Grundstein zur staatlichen Ordnung des mittelalterlichen Europas gelegt hat, wenn auch sein Reich vorerst nur von kurzer Dauer war.

Nach seinem Tode teilten die vier Söhne das Reich unter sich auf. Auch deren Enkel und Urenkel hatten dauernd Hader und Schwierigkeiten miteinander. Die Königsmacht schwand dahin, immer stärker aber wurde der Hausmeister, der Majordomus.

Einem derselben, Pippin, gelang es schließlich 752, als erster Karolinger zum König der F ranken ausgerufen zu werden. Unter seinem Sohn, dem Kaiser Karl dem Großen, erreichte das Frankenreich die größte Ausdehnung. Aber schon die Bürgerkriege seiner Söhne brachten wieder neues Unheil über das Land, das erst seinen Abschluß durch den Vertrag zu Verdun 843 fand, der die zukünftige Spaltung in Deutschland und Frankreich bedeutete. Im Jahre 870 wurde das Reich erneut im Vertrag zu Mersen ungefähr nach der heutigen Sprachgrenze aufgeteilt.

Die fünf ripuarischen Gaue: der Ahr/Bonn-, Eifel-, Zülpich-, Jülich- und Kölngau kamen zu Deutschland; ebenfalls der Mayfelder-, Beda-, Nitha-, Saar-, Blies- und Moselgau mit den Städten Aachen, Köln, Trier und Metz. Ludwig dem Deutschen folgten 876 seine beiden unbedeutenden Söhne Ludwig II. in Lothringen und Kaiser Karl der Dicke. Zu jener Zeit begannen die Verwüstungen unserer Heimat durch die wilden Horden der Wikinger. 845 verbrannten sie Paris, 881/82 wurden in unserer Gegend von ihnen Aachen, Jülich, Zülpich, Neuß, Köln und Bonn zerstört. 892 kamen sie wieder und hausten in unserer Landschaft. Damals ging Meckenheim mit seinen großen Töpfereien zugrunde, ebenfalls Landudolfsdorf, das jetzige Ludendorf, nochmals Zülpich und Bonn und wahrscheinlich auch Euskirchen.

Erst danach wurde es ruhiger und aus den unter den Merowingern und Carolingern entstandenen Pfalzen und deren Adelsanhang entwickelten sich die mittelalterlichen Lebensverhältnisse, unter denen freilich das Volk oft genug der Leidtragende war.

Weingarten gehörte lt. Kirchenregister zum Zülpichgau, während Münstereifel, Satzfey, Arloff und Iversheim zum Eifelgau zählten, jedoch die Gegend nördlich von Euskirchen schon zum Kölngau.

Im 12. Jahrhundert ging die alte Gauverfassung zu Ende, zahlreiche Adelsgeschlechter kamen auf und errichteten Burgen. Deren Anerkennung als Landesherren wurde 1231 auf dem Reichstag zu Worms ausgesprochen. Auch geistliche Herrschaften entstanden und alle diese komplizierten Kleinherrschaften waren miteinander verzahnt, bzw. standen gegeneinander oder verbündeten sich wechselseitig.

Im deutschen Reich gab es damals 300 Einzelstaaten und diese, wie der Chronist meinte, „unhaltsamen Zustände“ wurden erst durch die Französische Revolution beendet.

Die Grafen von Jülich und der Kölner Erzbischof teilten sich den größten Teil des Landes auf dem linken Rheinufer des mittelrheinischen Gebiets und die Herren von Are und Hochstaden aus dem Eifelgau erwarben Besitz in unserer Heimat. Die Hauptlinie erlosch früh und die Nebenlinie von Arenberg erlangte Bedeutung. Von da an bis zur „Franzosenzeit“ rollte dann praktisch die ganze deutsche Geschichte über uns hinweg, Land und Leute hatten immer wieder unter den Kriegswirren zu leiden.

Der

Jülich-Klevische Erbfolgestreit

1609 - 1614

Dreißigjährige Krieg

1618 - 1648

Der Kölner Reitergeneral Jan van Werth nahm an der Eroberung Dürens teil, seine Truppen waren zeitweise zwischen Münstereifel und Düren einquartiert


2. Raubkrieg Ludwig XIV

1672 - 1678

3. Raubkrieg Ludwig XIV

1688 - 1697

Spanische Erbfolgekrieg

1701 - 1714

Österreichische Erbfolgekrieg

1740 - 1748

Siebenjährige Krieg

1756 - 1763

(Preußen gegen Österreich-Frankreich u. andere



wurde auch bei uns ausgetragen und viele Chronisten berichten aus diesen mühseligen und leidvollen Tagen, in denen sich kein Wohlstand bilden konnte.

Im Oktober 1794 kamen dann als Folge der Französischen Revolution die Franzosen. Im Vertrag zwischen Preußen und Frankreich v. 15. 4. 1795 fiel das linke Rheinufer an Frankreich.

Nach einer vorläufigen Einteilung unterstand Weingarten dem Kanton Zülpich, Arrondissement Cologne, Departement Rur (Roer), aufgeführt bei Wachendorf.

Durch den Befreiungskrieg verschwanden die Franzosen Anfang 1814 wieder und auf dem Wiener Kongreß wurde am 10. 2. 1815 die Rheinprovinz der Krone Preußens zugesprochen.

Der Staat Preußen bestand, ab 1918 als Republik, bis 1947.


Entnommen: Kreuzweingarten - Rheder - Kalkar, 1969, Zeitbiografischer Verlag, Kreuzweingarten


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