Forstamt Bad Münstereifel
Forstgeschichtliches zum Hardtwald bei Stotzheim, Kreis Euskirchen

Von Gerhard Naumann


1850, ein neuer Waldbau wird eingeleitet

1850 wurde eine neue Forsteinrichtung für den Kottenforst mit dem Hardtwald fertiggestellt. Forstplaner war Oberforstmeister von Wintzingerode. Große Verwirrung entstand anfänglich, als man bei Probevermessungen feststellte, daß das Vermessungswerk von 1825-27 des Roesen sehr fehlerhaft war. Um die Ertragsberechnungen auf eine sichere Grundlage zu stellen, schien es notwendig, die Forstvermessung zu überarbeiten. Diese gelang jedoch nicht, da die angesetzten Vermesser mit ihrem Auftrag nicht fertig wurden: „... Die Verhältnisse des Jahres 1848/1849 haben aber die Erledigung des Auftrages unmöglich gemacht; (der Vermesser) Alberti aufgeregt durch die Zeitereignisse... nahm an dem Feldzuge in Schleswig teil, und kehrte noch mehr überspannt in seinen Ansichten zur Arbeit zurück, um dieselbe sehr bald ohne irgend eine Mitteilung über seinen Lebensplan zurückzulassen, aufzugeben. Er verschwand plötzlich und unerwartet ...“. Von den angefangenen Arbeiten fand man nur Bruchstücke „bei einem Gesinnungsgenossen“. So wurde die neue Forsteinrichtung auf der Grundlage der als fehlerhaft erkannten Vermessung von 1825/27 geplant. Auch wurden keine neuen Karten erstellt, sondern lediglich die Roesen'schen Karten hinsichtlich der Einteilung in Abteilungen und Unterabteilungen überarbeitet. Diese Karte wurde erneut 1858 und 1878 berichtigt, d.h. daß die alten Karten von 1825/27 mit wiederholten Nachbesserungen etwa 70 Jahre lang genutzt wurden, obwohl man sie als fehlerhaft erkannt hatte.

Der Forsteinrichter brachte neue Vorstellungen zum Waldbau mit, die zu einer deutlichen Abkehr von der bisherigen Wirtschaftsweise führte. Forstpolitische Überlegungen waren Ausgangspunkt der Änderungen der Waldbaumethoden:

„... da die Hauptaufgabe des Besitzes von großen geschossenen Waldungen wie der Kottenforst unbedingt die Aufzucht des stärkeren, sonst später gar nicht mehr in großen Maßen zu beschaffenden Nutzholzes im Hochwalde bleibt. Die Errichtung von Lohschlägen bleibt, sowie die Mittelwaldwirtschaft überhaupt jederzeit mehr Sache der Privatwaldbesitzer namentlich in hiesiger Gegend, wo es so viele aber leider nur sehr kleine Privatholzungen gibt ...“.

So führte der Forsteinrichter planerisch die vorhandenen vielen Mittelwälder im Betriebsplan bereits als Hochwald, um die Zielsetzung zu verdeutlichen. Der Weg vom Mittelwald zum Hochwald sollte dadurch gefunden werden, daß der bisher in kurzem Umtrieb bewirtschaftete Unterstand des Mittelwaldes durchwachsen sollte. Wo kein geeigneter Unterstand vorhanden war, sollte gepflanzt und gesät werden, auch mit Nadelholz, damit war auch eine Anhebung der Umtriebszeiten verbunden, um möglichst viel Starkholz erzielen zu können. Dies bedingte vorerst einen teilweisen Nutzungsverzicht zugunsten späterer Generationen.

Von Wintzingerode belehrt auch, daß es falsch sei, wie in der Vergangenheit besonders während der „Fremdherrschaft“ - geschehen, zu versuchen, Eichenreinbestände zu erziehen. Die –Buche habe sich trotz „... der rücksichtslosen Behandlung ungeachtet erhalten, ...“ und es solle künftig nicht mehr gegen die von Natur aus vitalere Buche angegangen werden. Kiefer ist nur in 40jährigen Anbauten vorhanden, die im 80jährigen Umtrieb bewirtschaftet werden solle, um auch stärkeres Holz für Bauzwecke zu erzeugen. “... Die Fichte ist neuerdings mit der Kiefer und Lärche in die jungen Bestände eingemischt. Stellenweise versprechen diese Holzarten das beste Gedeihen, stellenweise dagegen scheint die Anzucht der Fichte nicht zulässig, es ist daher überall vorzugsweise nur auf das Gedeihen der Kiefer, welche sich bereits 40 Jahre bewährt hat, gerechnet ...“.

Die Umstellung der Mittelwaldwirtschaft auf die Hochwaldwirtschaft ist nach Auffassung des Forsteinrichters auch nur dadurch ermöglicht worden, daß man seit 1842 den Holzeinschlag „durch gedungene Holzhauer für Rechnung der Forstkasse“ vornehme, wodurch besser als bei der vorher üblichen Hauung durch die Holzkäufer gewährleistet werden könne, daß nicht die besten Zuwachsträger weggenommen würden. Zudem habe sich die Forstaufsicht wesentlich verbessert. Im Hardtwald steht wesentlich weniger nutzbares Oberholz in den Mittelwaldbeständen als im Kernrevier des Kottenforstes, nämlich nur ca. 54 - 81 fm/Hektar, das entspricht etwa 50 - 70 Bäumen. Man muß sich demnach den Hardtwald als ziemlich vorratsarm vorstellen. Auch meint der Forsteinrichter, daß im Hardtwald „... der Mittelwald sich in reinen Niederwaldbetrieb verwandeln wird, da ... (diese Bestände) vorherrschend Eichenschlagholz enthalten, welches als Schälholz den höchsten Ertrag liefert ...“. Jährlich könnte im Hardtwald 2 - 2 ½ Hektar Unterholz geschlagen werden.

An Baumartenanteile findet der Forsteinrichter 1850 im Hardtwald:








Eichen
Buchen
gemischtes Laubholz
Kiefern
Fichten
gemischtes Laub-Nadelholz
Blößen
Zusammen Holzboden:

0
42
112
9
0
19
2
184

Hektar
Hektar
Hektar
Hektar
Hektar
Hektar
Hektar
Hektar








Obwohl schon 1829 die Einrichtung von Baumschulen im königlichen Wald zur Erzielung von Pflanzen für die Ausbesserung lückiger Jungbestände vorgesehen war, stellt auch von Wintzingerode die Bedeutung dieser Maßnahme heraus, weil offenbar nichts oder zu wenig geschehen war.

Er propagiert sogenannte Wanderkämpe, die auf den Flächen angelegt werden, die in 3 - 4 Jahren zur Hauung und Kultur anstehen, um dann die Jungpflanzen vor Ort rechtzeitig zur Verfügung zu haben. Sie wurden dann mit Ballen „unter Anwendung des Pflanzbohrers“ ausgepflanzt, oft als Büschelpflanzen, was ausdrücklich befürwortet wurde., damit wenigstens 1 Pflanze die Beschädigungen durch „Gras- und Heidestrauchwerber“ übersteht. Gras wurde in großem Umfang im Kottenforst geworben, wobei ein großer Teil zur Einpackung der in der Umgebung des Kottenforstes hergestellten Tonwaren genutzt wurde. Die Heide war als Streu für den Viehstall nach wie vor sehr begehrt. Bei ihrer schwierigen Ernte wurden eiserne Rechen und Hacken eingesetzt, wobei viele Jungpflanzen gleich mit verschwanden.

Die Berechtigungen der Gemeinde Stotzheim und der jüdischen Bürger im Hardtwald bestehen nach wie vor.

Die sehr umfangreichen Bestandesbeschreibungen dieser Forsteinrichtung ergeben wieder einen recht guten Situationsbericht des Hardtwaldes, aus dem exemplarisch zwei von ca. 40 auszugsweise folgen sollen:

Hockenbruch:

„Bisher Mittelwald, meistens Rotbuche und Hainbuche im 25jährigem Unterholz und Eichen und Aspen. Oberholz aus Eichen (40-140 Jahre) und Buchen (60-120 Jahre) meist abständig und zur Erzielung von Naturverjüngung nur teilweise geeignet. Stellenweise Kernwuchs aus letzten Masten.“ Planung: „Nutzung des nicht geeigneten Unterholzes und Pflanzung von Kiefer und Fichte“.

Weingartsberg:

„Eichen-Schlagholz, 5-8jährig, und Kernwuchs, nur wenig mit Birken und Hainbuchen gemischt, an wenigen Stellen gutwüchsige und geschlossene Kiefer. Oberholz aus Eiche und Buche, noch jung“.





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