Handel, Handwerk und Gewerbe in einem Dorf
Das Beispiel Kreuzweingarten
Von Jakob M. Bohnen











Bis in die fünfziger und sechziger Jahre war Kreuzweingarten wie fast alle Dörfer im Umland von der Landwirtschaft bestimmt. Damit diese agrarische Struktur funktionieren konnte, bedurfte es vor allem eines handwerklichen Umfeldes, das die Bauern mit den Geräten und Vorrichtungen versorgte, die zur Bestellung der Felder sowie für das Zugvieh vonnöten waren. Dabei handelte es sich sowohl um Neuanfertigung wie um Reparaturen. Es soll hier der Versuch unternommen werden, die handwerklichen Betriebe aufzuführen, die in Kreuzweingarten bestanden haben bzw. bis in die Gegenwart bestehen. Schließlich soll am Beispiel des Stellmacherbetriebes Emonds exemplarisch belegt werden, welche Arbeiten in einem heute (fast) ausgestorbenen Handwerk erledigt wurden.

Daß neben dem Handwerk auch das Gewerbe und der Handel eine Rolle gespielt haben und noch spielen, versteht sich von selbst. Beide sind Gradmesser für die Lebendigkeit und den Behauptungswillen der Bevölkerung. Daher gilt es, auch sie zu würdigen, um in ihnen ein Spiegelbild des Auf und Ab der dörflichen Lebenskraft zu entdecken.

Eine Auflistung der Handwerksbetriebe, Lebensmittelgeschäfte, Gaststätten und Gewerbebetriebe soweit sie belegbar sind, ergibt folgendes Bild:

(Die Hausnummern entsprechen der Numerierung, wie sie bis Anfang der 50er Jahre üblich war. Die in () angegebenen Straßenbezeichnungen und Nummern geben den Stand vom 1. Oktober 1992 an; (n) bedeutet, daß das Haus nach 1913 erbaut wurde)










Haus(n)
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Grenzweg)
Zimmerei
Johann Jonas
1920 bis 1960











Haus Nr.8
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Antweilerstraße 12)
Schmiede
Godefried, Michael, Bertram Spilles
vor 1800 bis 1865










Einer der ältesten Gewerbebetriebe im Dorf ist die Schmiede Spilles. Nachweislich machte sich 1776 Godefriedus Spilles, der aus Antweiler kam, in Weingarten seßhaft. Das Haus, das er bezog, heißt im Volksmund das Steenere Huus, ,Steinernes Haus'.

Durch das Oberdorf führte damals die Verkehrsstraße nach Antweiler und über den Münsterberg nach Münstereifel. Wegen der starken Steigung mußten bei schwerbeladenen Fahrzeugen zusätzlich Zugtiere vorgespannt werden (Vorspann). Hierbei entstanden oft Schäden an Geschirr und Fahrzeugen, und die Zugtiere mußten oft neu beschlagen werden. So hatten Stellmacher und Schmied an dieser Stelle reichlich Arbeit.

Als der Verkehr zunahm, wurde 1839 die Provinzialstraße (jetzige B 51) gebaut. Daraufhin richteten die Söhne von Godefriedus Spilles, Michael und Bertram, jeder eine Schmiedewerkstatt an dieser neuen Straße ein, und zwar Michael Spilles am Ortseingang, wo der Erftmühlenbach in den Mersbach mündete, und Bertram Spilles in der Dorfmitte (vgl. Haus Nr.16). Dabei verlegte sich Bertram Spilles mehr auf die Landwirtschaft und führte nebenher eine Gaststätte und eine Kolonialwarenhandlung, wie zu der Zeit Lebensmittelgeschäfte genannt wurden. Der Schmiedebetrieb wurde allmählich aufgegeben.

Michael Spilles stellte seinen Betrieb auf die Herstellung von handgeschmiedeten Gartengeräten (" Wöngede Schöppe") um. Sie wurden mit dem Firmenzeichen "MS" versehen und an Geschäfte und Betriebe in der näheren und weiteren Umgebung, insbesondere ins Vorgebirge, verkauft.

Die Söhne von Michael Spilles, Bertram und Jakob, erweiterten den Betrieb und führten ihn fortan unter der Bezeichnung "Gebrüder Spilles". Diese Firmierung wurde von den nachfolgenden Vettern und dem jetzigen Inhaber, Franz Spilles, beibehalten.

Neben der Gartengeräteherstellung wurde der Hufbeschlag noch weiter durchgeführt, ebenfalls der Beschlag für die von Stellmacher Emonds angefertigten Wagenteile sowie die Wagenräder, die mit rotglühenden Eisenreifen umzogen wurden. Durch Abkühlung schrumpften die Reifen und gaben dem Rad Halt und Festigkeit.

Das im Jahre 1906 errichtete acht Meter hohe Eisenkreuz auf dem Burgberg, vom Kirchenchor gestiftet, wurde in der Schmiede Spilles gefertigt. Leider hat man dieses Eisenkreuz später mit einem Betonmantel umgeben.










ebd.:
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


.
Dachdecker
Johann Trimborn
1885 bis 1925











ebd.:
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


.
Schmiede
Walram Schmitz, Martin Müller
1928 bis 1969










Haus Nr. 11, Hubert Emonds


Haus Nr. 8, Bertram Spilles










Haus Nr. 8, Jakob Spilles

Haus Nr. 8, Jakob Spilles









Walram Schmitz vergrößerte seinen Betrieb, indem er von Haus Nr.49 in das Haus des Dachdeckermeisters Trimborn zog. Ihm gelang manches Kunstschmiedegitter. Auch die Buchstaben der alten Dorfgaststätte, welche 1932 den Namen "Gasthaus zum alten Brauhaus" erhielt, wurden von ihm angefertigt. Infolge seines hohen Alters übertrug er 1956 dem Schmiedemeister Martin Müller das gesamte Anwesen und setzte sich zur Ruhe.

Müller stammte aus Pommern und mußte nach dem 2. Weltkrieg aus seiner Heimat flüchten. Er war dort bereits selbständig gewesen. Von ihm stammen die Kunstschmiedeleuchter an den Torpfeilern zur pfarrkirche. Mit seinem Tod am 2. Januar 1969 schloß der Schmiedebetrieb. Sicher war auch eine Ära in diesem Handwerk zu Ende gegangen, wie auch ähnlich das Stellmacherhandwerk erlosch. Die Motorisierung der Landwirtschaft hatte viele Berufe überflüssig gemacht, die Industrie verdrängte die mittleren und kleineren Handwerksbetriebe.










Haus Nr.11
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Antweilerstraße 6 )
Stellmacher
Wilhelm, Hubert Emonds
1865 bis 1965










Das Stellmacherhandwerk hatte in Kreuzweingarten jahrhundertelange Tradition. Seit Generationen wurden Handwerk und Betrieb in der Familie Emonds weitergegeben.

Fünf Generationen lassen sich in diesem Beruf nachweisen:

Johann Emonds hatte seine Werkstatt 1798-1833 im Weingartener Unterdorf (heute Hubertusstraße 12). Er gab sein Handwerk an seinen Sohn Gottfried weiter, der die Werkstatt von 1833 bis 1865 leitete. Aus dieser Zeit existiert ein Handwerkerbuch, das mit dem Jahr 1810 beginnend, von Gottfried Emonds weitergeführt, die Arbeiten des Stellmacherbetriebes auflistet. Gottfried Emonds schrieb auf, welche Arbeiten er in Rechnung stellte und was diese Arbeiten kosteten.

Gottfrieds ältester Sohn Wilhelm, geb. 28. 10.1833, lernte bei seinem Vater den Stellmacherberuf. Mit 32 Jahren machte er sich selbständig. Er kaufte von den Gebrüdern Spilles das Haus Nr.11 im Oberdorf, heute Antweilerstraße 6, und errichtete dort seine Werkstatt. Auch dieser Betrieb war ein Lehrbetrieb. Wilhelm Emonds Lehrling stammte aus Weiler i. d. E., seinen Familiennamen "Zimmermann" kann man heute noch eingeritzt in einer Fensterscheibe des Hauses sehen.

Der Sohn, Hubert, wiederum übernahm den Betrieb im Jahre 1904 von seinem Vater. Wilhelm Emonds starb 1910. Hubert Emonds führte die Stellmacherei bis zum Jahre 1938, sein Sohn Wilhelm übernahm und gab dann 1965 seinen Betrieb auf.

Der Tätigkeitsbereich des Stellmachers umfaßte die Herstellung von Holzgeräten aller Art, besonders für die Landwirtschaft. So wurden hergestellt: Holzräder, zweirädrige Karren, vierrädrige Kasten- und Leiterwagen, Holzpflüge, Eggen, "Deu- und Schörreskarren", Axt-, Besen-, Schaufel-, Sensenstiele, Melkstühle, um nur einiges zu nennen. Stellmacherarbeiten wurden nicht nur in der eigenen Werk statt, sondern auch auf den Bauernhöfen direkt durchgeführt. Dauerte die Arbeit länger, so blieb man auch über Nacht. Verpflegung gab es vom Auftraggeber. Das Werkzeug wurde in einer "Handwerkerkiste " transportiert.











Haus Nr. 11, Stellmacher Wilhelm Emonds 1990












Die gesamte Holzverarbeitung mußte von Hand erfolgen. Lediglich die Radnabe und der Kopf des Spatenstiels wurden gedrechselt. Im allgemeinen wurde nur im Sommer in den Werkstätten gearbeitet, im Winter kümmerte man sich um Lagerung und Zurechtsägen des Holzes. So brauchte die Werkstatt nicht beheizt zu werden, und man konnte das beim Sägen abfallende Holz zur Beheizung des Wohnraums benutzen. Schwere Baumstämme, meist Eiche, mußten manchmal an Ort und' Stelle im Wald zersägt werden. Sie wurden zu Vierkant geschlagen und mehrmals durchgesägt. Hierzu wurde eine Mulde neben dem Stamm ausgeworfen, damit mit einer Dromsäge von "oben" und von "unten" gesägt werden konnte; diese Arbeit mußte von zwei Männern erledigt werden. Erst dann konnten die schweren Stämme in die Werkstatt transportiert werden. Leichtere Stämme wurden auf dem Werkstattboden auf zwei stabile Böcke gehoben und dann dort zersägt. Die Zerlegung eines Baumstammes erforderte je nach Größe Tage und Wochen. Nach dem Durchsägen des Baumstammes zu Bohlen in verschiedenen Größen wurde diese wieder in größere und kleinere Teile zerlegt und zum Trocknen gelagert. Hubert Emonds konnte sich diese Arbeit bedeutend erleichtern: Er ließ sein Holz bei dem Zimmerer Johann Jonas, der bis zum Jahre 1924 ein mit Dampfmaschine betriebenes Sägewerk in Kreuzweingarten besaß, zersägen.

Ein Stellmacher konnte nur abgelagertes Holz verarbeiten. So brauchte er z. B. für die Radherstellung nur Eichenholz, das 10 Jahre lang trocken gelagert war. Das qualitativ beste Holz für die Arbeiten des Stellmachers ist Eichenholz, es ist elastisch und biegsam. Daneben wurde auch Buchen- und Waldkirschenholz verwandt. Dieses benutzte man zur Herstellung von Dreschflegeln, Sichtwerften, Axtstielen u.a.

Die Anfertigung eines Rades war die wichtigste und schwierigste Arbeit des Stellmachers, da sie viel Präzision erforderte. Um eine Radnabe zu erstellen, benötigte man eine Drehbank. In den Nabenrohling wurde mit einem Schraubenbohrer die Speichenhalterung gebohrt, welche dann mit dem Löffelbohrer erweitert wurde. Um den Speichen einen festen Sitz zu geben, mußte das Loch der Speichenhalterung mit einem Spezialmeißel konisch geschlagen werden.

Jedes Rad, ob groß oder klein, besteht aus zwölf Speichen. Die Radrundung ist in sechs Teile aufgeteilt und verzapft. Um dem Rad eine besondere Standfestigkeit zu geben, erhielten die Speichen einen "Sturz" bzw. eine Neigung von der Nabe bis zum Außenrand. Dieser beträgt bei einem Karrenrad, welches einen Durchmesser von 1,50 m hat, 20 mm.

Die letzte Arbeit an einem Rad machte der Schmied: Er legte einen glühenden Eisenring um das Rad. Dann wurde kaltes Wasser über den Reifen gegossen, erst dadurch brachte man die Speichen in die feste Lage, da sich das Eisen zusammenzog.

Eine weitere wichtige Arbeit in einer Stellmacherei war die Herstellung einer Schörreskaa, eines bewährten Transportkarrens, der in allen Häusern, in denen Vieh gehalten wurde, von Nutzen war.

Die Herstellung einer Schörreskaa mit Bügel erforderte besondere Geschicklichkeit, vor allem bei der Bearbeitung der Bügel. Sie wurden aus frischem und nassem Eichenholz gemacht und hatten eine Stärke von 10 mm Dicke und 10 cm Breite. Um das Holz zu biegen, legte man es zunächst in heißes Wasser, hielt es dann übers Feuer und bog so lange, bis der notwendige Biegungsgrad erreicht war. Dieser Biegungsgrad wurde mehrmals wiederholt und erforderte neben Geschick auch Geduld, da die Bügel schnell durchbrachen. Danach wurden sie in gespanntem Zustand zum Trocknen gelagert.

Von einigen Handwerksgeräten war schon die Rede. Der Stellmacher brauchte spezielle und vielfältige Sägen, Bohrer und Meißel, Drehbank, Hobelbank und die Schneidbank. Diese war für die Bearbeitung kleinerer Holzteile geeignet. Der Stellmacher mußte sich auf sie setzen, damit sie festen Halt hatte, mit dem Fuß konnte er dann die Haltevorrichtung betätigen.











Haus Nr. 11, „Schörreskaa“ des Stellmachers












Haus Nr. 8, Schmiedemeister Martin Müller

Haus Nr. 47, Schmiedemeister Anton Strang









Einige Preise für Stellmacherarbeiten aus dem Jahr 1930 sind bekannt:









1 Ackerwagen 3"
1 Karren 3"
1 Holzpflug mit Hinterpflug
1 Axtstiel
1 Holzsäge geschliffen

650,-RM
520,- RM
85,- RM
0,80 RM
0,10 RM


1 Sichtwerf 4,20 RM
1 Sensenwerf 8,50 RM
1 Ochsenjoch 4,50 RM
1 Schörreskaa 45,- RM










Haus Nr.14
Betrieb:
Inhaber:
.
Zeitraum:


(Weingartenstraße 4 )
Gastwirtschaft, Bierbrauerei
Peter Josef Schmitz, Friedrich Bohnen, v. Mallinckrodt, Scheidtweiler- Thiel nach 1800











Haus Nr. 15
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 1)
Mühle
Matthias Klein
1939 bis 1959











ebd.
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


.
Werkzeugschleiferei
H. Fellbach, u. Decker
seit 1974










Matthias Klein verschaffte sich neben einer kleinen Landwirtschaft ein zweites Standbein, indem er eine stationäre Getreidedreschmaschine und eine Schrotmühle betrieb. Dieses zu Anfang der 30er Jahre entwickelte Gewerbe baute M. Klein aus, indem er das Gebäude erweiterte und zu einem Mühlenbetrieb mit Weizenstuhl und Weizenmahlgang ausbaute. Dieser Mühlenbetrieb wirkte sich besonders in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, die durch große Not gekennzeichnet waren, segensreich für die Dorfbevölkerung aus. Die Konkurrenz der Großmühlen in den 60er und 70er Jahren machte das Mahlen unrentabel. M. Klein verlagerte seinen Betrieb auf Saatreinigung bzw. Saatfruchtreinigung. Im Jahre 1983 meldete M. Klein sein Mühlengewerbe ab und verpachtete das Anwesen an mehrere Firmen. Nach mehr als tausend Jahren hatte das urkundlich belegte Mühlenhandwerk in Kreuzweingarten aufgehört zu existieren.










Haus Nr. 17
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 7)
Schmiede, Gartengeräte (vgl. Aufsatz unter Haus Nr. 8)
Gebrüder Spilles, vorm. Michael Spilles
1865 bis 1965










Haus Nr. 18
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 9)
Cafe-Restaurant "Zum Römerkanal" Schneider- PIüisch
1949 bis 1980











Haus Nr. 19
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Hubertusstraße 1)
Bäckerei, Konditorei Schneider,
Czechan
seit 1925











Haus Nr. 20
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Hubertusstraße 3)
Fuhrunternehmen
Hubert Krebs
1885-1928











Haus Nr. 22
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Hubertusstraße 12)
Stellmacherei
Joh. Gottfried Emonds
vor 1800 bis 1927











Haus Nr. 24
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Hubertusstraße 6)
Stellmacherei
Johann Roggendorf
1890 bis 1927











Haus Nr. (n)
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Hubertusstraße 6)
Putz- und Stuckgeschäft
Walter Meyer
ab 1974











Haus Nr. (n)
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Hubertusstraße 7)
Kohlenhandel, Transporte, Werkbetrieb
Jakob Bohnen
1946 bis 1974











Haus Nr. (n)
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Hubertusstraße 20)
Gästehaus
Harry und Marliese Hahs
seit 1989











Haus Nr. (n)
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Hubertusstraße 24)
Weberei
Elisabeth Wallraf
1939 bis 1970











Haus Nr. 25
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Hubertusstraße 2)
Kolonialwaren
Michael Jonas, Josef Gebertz
1912 bis 1973











ebd.
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


.
Antiquitäten
Rita Fellbach
seit 1980











Haus Nr. 26
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße; abgebrochen wegen Straßenerweiterung) Kolonialwaren
Johann Trimborn
1923 bis 1928











Haus Nr. 27
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße)
Papierfabrik, Knochenmühle
Matthias Stolz
1846 bis 1900










Die Häuser 26 und 27 bildeten ursprünglich einen Komplex.

Das Anwesen war bis zur Säkularisation 1803 im Besitz der Klosterherren von Münstereifel. Vom ersten neuen Eigentümer erfahren wir erst aus dem Gemeinderatsprotokoll vom 18.6.1846: Der Fabrikant Matthias Wolfgarten möchte von der Gemeinde eine Wiesenfläche kaufen, um einen Durchstich vom Erftmühlenbach bis zur Erft zu erstellen, damit das Stauwasser besser abfließen konnte. Die Wasserrechte erloschen am 18. Januar 1968.

Nach den Eigentümern Matthias und Hilarius Stolz, letzterer war Amtsbürgermeister des Amtes Satzvey und Ortsvorsteher der Gemeinde Weingarten-Rheder von 1846 bis 1876, ging der Betrieb an Clemens August Wolfgarten, der als Schwiegersohn das Erbe übernahm. C.A. Wolfgarten war Ortsvorsteher der Gemeinde Weingarten-Rheder von 1881 bis 1911.










ebd.
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


.
Gasthaus
Stolz -Wolfgarten -Dederichs
1865 bis 1972 (wegen Straßenerweiterung abgebrochen










Zur "Alten Mühle" gehörte auch eine große Landwirtschaft mit geschlossener Hofanlage, in welcher sich Stallungen und Scheune befanden. Um 1865 wurde das alte Wohnhaus durch ein neues ersetzt, in das eine Gastwirtschaft integriert wurde. Die Stallungen boten Unterstellmöglichkeiten für die Pferde im Umspanndienst für die Postkutsche, welche von Trier über Euskirchen nach Köln fuhr. Zur gleichen Zeit befand sich auch die Postannahmestelle in diesem Haus. Nach der Fertigstellung der Eisenbahn von Euskirchen nach Münstereifel im Jahre 1890 war in Kreuzweingarten zwar eine Haltestelle, aber kein Bahnhof. Die Fahrkarten mußte sich der Fahrgast in der Gaststätte Wolfgarten kaufen.










ebd.
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


.
Schlosserei
Anton Dederichs
1919 bis 1950










Bevor Schlossermeister Anton Dederichs nach Kreuzweingarten übersiedelte, war er in der Euskirchener Gießerei Karl-August-Hütte tätig. 1919 heiratete er die Kriegerwitwe und Besitzerin des Anwesens N. Wolfgarten.

Er nutze die Räume der früheren Knochenmühle und Papierfabrik und richtete eine Schlosserei ein. Er bediente sich der vorhandenen Wasserkraft des Erftmühlenbaches. Das vorhandene Wasserrad ersetzte er durch eine Turbine. Die Tätigkeit des Meister- und Lehrbetriebes erstreckte sich größtenteils auf die Wartung und Installation von Maschinen der Fabriken und Werke in der näheren und weiteren Umgebung. Daneben wurden nach Auftrag auch Neuanfertigungen hergestellt. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges, als es vor allem keine Ersatzeile für die Landwirtschaft gab, sprang Anton Dederichs ein und fertigte sie an. Für den Stellmacherbetrieb Emonds fertigte er große Radnaben an, die in dem kleinen Handwerksbetrieb nicht hergestellt werden konnten.

Dederichs war nicht nur Fachmann und Lehrherr, sondern auch Erfinder. So entwickelte er eine Vorrichtung, mit der Injektionsnadeln für den medizinischen Gebrauch hergestellt werden konnten. Anton Dederichs war vor 1933 viele Jahre im Gemeinderat. Er verstarb 1949, der Betrieb schloß 1960 seine Tore.

Die zunehmende Motorisierung und die verkehrsgünstige Lage an der Bezirksstraße Köln -Trier gab den Bewohnern des Ortes neue Verdienstmöglichkeiten: Schlossermeister und Gastwirt Anton Dederichs errichtete an der Straße eine Benzinzapfsäule.










Haus Nr. 28
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 15)
Auto-Reparaturwerkstatt
Alfons Emonds
1925-1934(?)











Haus Nr. 29
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 17)
Schreinerei
Jakob Dederichs
1890 bis 1935











Haus Nr. 30
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 25)
Schreinerei
Hubert Gebertz
1940 bis 1965











Haus Nr. 31
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 27)
Gaststätte
Marliese Hahs
1966 bis 1972











Ebd.:
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


...
Kohlenhandlung, Heizöl, Kolonialwaren
Louise Rousseau
ca. 1948 bis 1966











Haus Nr. 33
Betrieb :
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 35)
Ölmühle und Backofen
Breidenbenden
vor 1900











ebd.:
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


.
Kolonialwaren
Geschwister Schorn
1925 bis 1970










Haus Nr. 37, Schuster Josef Hack


Haus Nr. 46, Lambert Spilles










Die Mühle heißt im Volksmund bis zum heutigen Tag "Schornmühle"; sie hat ihren Namen von der Familie Schorn, die 1908 von Stotzheim kam und das Gebäude 1910 mit dem umliegenden Gelände vom Amt Satzvey kaufte. Vor dieser Zeit bewohnte eine Familie Breidenbenden das Anwesen. Es wird überliefert, daß die Familie Breidenbenden gegenüber der Mühle einen großen Backofen betrieben und Brot verkauft habe. Die noch am Ort ansässigen Johann und Franz Trimborn sind Nachfahren dieser Familie Breidenbenden.

Das oberschlächtige Mühlrad, das vom Mühlenbach angetrieben wurde, existiert nicht mehr. Der Mühlenbach, der in den 20er und 30er Jahren sowie in den ersten Nachkriegsjahren als Badeanstalt der Dorfjugend diente, ist zugeschüttet. Hinter den mächtigen Mauern der ehemaligen Mühle verbirgt sich eine behagliche Wohnung.










Haus Nr.37
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 40)
Schuster
Josef Hack
1912 bis 1968











Haus Nr.42
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 24)
Sägewerk, Gatter
Johann Jonas
1909 bis 1919











Haus Nr.43
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 16 )
Autotransporte
Peter Schmitz
1946 bis 1960











Haus Nr.45
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 10)
Sattlerei
Bernhard Lützeler
1860 bis 1893











Haus Nr. (n)
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 36)
Omnibusbetrieb
Barbara Trimborn
seit 1987











Haus Nr.46
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 6 )
Gastwirtschaft, Kolonialwaren (vgl. Haus Nr.8)
Bertram und Lambert Spilles, Geschw. Spilles
1865 bis 1927









Vor und nach der Jahrhundertwende war das Gasthaus Spilles neben den Gasthäusern Friedrich Bohnen, später "Gasthaus zum alten Brauhaus" und Stolz/Wolfgarten im geselligen und geschäftlichen Bereich von besonderer Bedeutung.

Das Wohngebäude zierte ein Geschäftsschild mit der Aufschrift: Wirtschaft & Spezerei - Handlung Lambert Spilles". Der Geschäftsraum befand sich an der rechten Seite des Hauseinganges. Hinter den oberen fünf Fenstern an der rechten Seite befand sich der Tanzsaal, damals der einzige im Ort. Doch nicht nur der Geselligkeit diente der Saal, wie aus einem Schreiben des Straßenaufsehers Wallbaum, Anführer einer Wehrgruppe im Ersten Weltkrieg, an Adolf Ruhr hervorgeht:

"Sonntagmorgen wurde eine Stunde am Wehrturm auf dem Sportplatz geübt und anschließend eine Stunde Wehrunterricht im Saal der Gaststätte Spilles."

Neben Gast- und Landwirtschaft und Kolonialwarenhandel unterhielt Lambert Spilles eine Kegelbahn. Nach der Aussage des jetzigen Besitzers, Heribert Spilles, befand sich die Kegelbahn in einem Seitenteil des Hofes und zu ebener Erde; sie sei später ein Stockwerk höher gelegt worden. Gastwirtschaft- und Spezerei-Handlung wurden 1927 abgemeldet.









Haus Nr. 46, Gastwirtschaft Lambert Spilles um 1910 (Repro)












Haus Nr. (n)
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 8)
Lebensmittel
Joachim Krupp
seit 1976











Haus Nr. (n)
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 8)
Bäckerei, Konditorei
Norbert Schneider
seit 1976











Haus Nr. 47
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Antweilerstraße 1)
Schmiede, Hufbeschlag
Anton Strang
1900 bis 1927










Anton Strang stammte aus einer alten Weingartener Familie. Seine Tätigkeit war vorwiegend der Hufbeschlag und Stellmacherbeschläge. 1927 setzte er sich zur Ruhe. Seinen Betrieb übernahm der aus Oberdrees stammende Schmiedemeister Walram Schmitz (s. Haus Nr. 7).


Eine Zusammenfassung der obigen Aufstellung ergibt folgendes Bild:

12 Handwerksbetriebe waren schon vor 1900 im Dorf bekannt. Die beiden ältesten und langlebigsten (bis 1965) waren die Stellmacherei Emonds und die Schmiede Spilles, die beide auf lange Familientraditionen zurückblicken konnten. Auch die Gasthäuser "Zum alten Brauhaus" und Wolfgarten/Dederichs existieren mehr als hundert Jahre im Dorf, das Brauhaus bis heute, die Gastwirtschaft Wolfgarten bis 1972.

Darüber hinaus gab es vor 1900 noch einen selbständigen Dachdecker, einen Fuhrunternehmer, einen Schreiner, einen Sattler, die Stellmacherei Roggendorf, die Gaststätte mit Kolonialwarenladen Lambert Spilles und die Mühle Stolz/Wolfgarten. Diese Handwerks- oder Handelsbetriebe konnten sämtlich die Wirtschaftskrise Mitte der 20er Jahre nicht überdauern. In den Jahren 1925-1928 erlebte auch in Kreuzweingarten das Handwerk einen deutlichen Einbruch: 5 Betriebe gaben auf.

In der Zeit von ca. 1920 bis 1945 kamen andere Handwerksbetriebe hinzu; die Zimmerei Jonas (1920-1960), die Schlosserei Dederichs (1919-1950), die Schmiede W. Schmitz (1927-1965), die Schreinerei Gebertz (1940-1965), die Bäckerei Schneider (1927-heute), die Weberei Wallraf (1939-1970). Von 1900 bis 1970 gab es drei Lebensmittelgeschäfte und drei Restaurants im Dorf, heute jeweils noch eins. Die traditionellen Handwerksbetriebe Schlosser, Schmied, Stellmacher, Müller, Schreiner und Schuster, die z.T. das Dorfbild über ein Jahrhundert lang prägten, gaben bis 1965 ihr Handwerk auf.

Heute gibt es nur noch zehn Betriebe (davon 2 nebenberufliche) im Dorf. Darunter sind nur noch vier Handwerksbetriebe. Bis auf die Bäckerei Schneider sind alle heutigen Betriebe und Geschäfte in den 70er Jahren und später neu gegründet worden.











Haus Nr. 28, Auto-Motorrad-Reparatur Emonds um 1933












Haus Nr. 29
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 19)
Gartengestaltung - Baumschule
Hubert Jonas sen.
von 1929 bis 1967











Haus Nr. 29
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 19)
Gartengestaltung - Baumschule
Hubert Jonas jun.
seit 1967











Haus Nr. 29
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Weingartenstraße 23)
Geflügelhof
Hans Gerd Jonen
seit 1958











Haus Nr. 29
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Antweilerstraße 7)
Schuhmacher
Franz Lepartz
seit 1946











Haus Nr. 29
Betrieb:
Inhaber:
Zeitraum:


(Ardennenstraße 1)
Gartengestaltung
Hubert Gebertz
seit 1964










Entnommen: „1100 Jahre Wingarden“ - Kreuzweingarten 893-1993









Zu den historischen Kreuzweingartener Beiträgen
Bilder, Erinnerungen 50er und 60er Jahre ©
Historische Fotos der Ausstellung „1100 Jahre Kreuzweingarten“ ©
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