Namens- und Weihefest der Pfarre Kreuz - Weingarten




Kreuzweingarten, 29. Mai 1927

Nun ist das schöne Fest verrauscht, die Namens- und Weihefeier der Pfarre Kreuz-Weingarten, auf die sich die Bewohner monatelang gefreut und vorbereitet hatten, ein wahres christliches Volks- und Familienfest, das sich so vorteilhaft abhob von der Flut von weltlichen Festen mit vielfach recht zweifelhaften Lustbarkeiten, in denen das Volk fast erstickt. Kreuz-Weingarten hatte aber auch alles aufgeboten, um den Tag zu einem glanzvollen zu gestalten. Ehre und Anerkennung allen denen, die dazu mitgewirkt haben. Der Schmuck des Ortes, der Straßen und Häuser war allgemein, sinnig und vornehm. „So schön ist das Dorf noch nie gewesen“, – das war das einstimmige Urteil der überaus zahlreichen Besucher, die sich bei dem prachtvollen Maiwetter von nah und fern eingefunden hatten. Nachdem morgens von 8–12 Uhr die kirchlichen Amtshandlungen des hochw. Herrn Weihbischofs Dr. Sträter – Konsekration des neuen Hochaltars, Firmung, feierliches Amt, Katechese und Visitation – stattgefunden, die der Kirchenchor mit mehrstimmigen Gesängen verschönte, fand nachmittags um 4 Uhr eine feierliche Festandacht statt, in der der hochw. Herr Pater Augustinus aus Maria Laach (früher Pfarrer und Dechant Böhmer hierselbst) die Predigt über das Allerheiligste Altarssakrament hielt. Unter zahlreicher Beteiligung zog dann eine Reliquienprozession über unsern eigenartig schönen Friedhof, der gerade jetzt im Dufte der Frühlingsblumen lieblich erglänzt. An vier Stellen wurde der Segen mit der Kreuz-Partikel gegeben. Möge er sich ergießen über die ganze Pfarrgemeinde, hinaus in die weite, liebe Eifelheimat und die Herzen immer mehr erfüllen, stärken und aufrichten mit dem trostreichen Geheimnis vom königlichen Wege des Kreuzes, den wir ja alle gehen müssen. Abends 8 Uhr war dann im schön gezierten Jugendheim der Festakt. Im Handumdrehen war der Saal mit rund 300 Besuchern gefüllt, während fast die doppelte Zahl noch draußen vergebens auf einlaß harrte. An einen solchen Massenbesuch hatte man freilich nicht denken können, und darauf ist das Jugendheim auch nicht gerichtet. Die aber drinnen waren, freuten sich mit Recht, denn sie haben einen Genuß gehabt, wie er selten geboten wird. Der hochw. Herr Weihbischof, Herr Landrat Dr. Kauffmann, Herr Reichstagspräsident Thomas Esser und eine ganze Reihe hoher Ehrengäste, geistlichen und weltlichen Standes, hatten sich eingefunden, die von Herrn Pfarrer Reinartz herzlichst begrüßt wurden. Im Mittelpunkt der Darbietungen, die einen tief empfunden Weihespruch, der Darbietungen, gemeinschaftliche Lieder und einen gemischten Chor von Beethoven umfaßt, sand das Festspiel des Herrn von Mallinckrodt, „eine köstliche Perle edelster Dichtkunst“ das durch Spieler aus der Pfarrgemeinde meisterhaft zur Aufführung gebracht wurde. Lautlos folgte alles der fesselnden Darstellung, die zum Schluß begeisterten Beifall auslöste. Der hochw. Herr Weihbischof gab seiner hohen Freude und Befriedigung beredten Ausdruck, gratulierte der Pfarre zu ihrem Freuden- und Ehrenfeste, daß ihm „ein unvergeßlicher Tag“ bleiben werde. Herr Landrat Dr. Kauffmann sprach in launiger Weise über den neuen Namen der Pfarrgemeinde, lobte das einmütige Zusammenwirken aller Beteiligten, das einen so herrlichen Abend zustandegebracht habe und wies besonders auf die eigens zum Feste erschienene Festschrift hin, die wertvolle Beiträge aus de Lokal- und Heimatgeschichte enthält. (Dieselbe ist übrigens vom Pfarramt Kreuz-Weingarten für 1 M. zu beziehen; der Erlöst ist zum Besten der altehrwürdigen Kreuzkirche bestimmt. Die Lieder, die zum Gelingen des Abends wesentlich beitrugen, wurden vom Kirchenchor unter der sichern Leitung seines greisen Dirigenten musterhaft zum Vortrag gebracht. Der Glanzpunkt war der von Herrn Musikdirektor Ferrenberg aus Köln eigens komponierte Festchor. Es ist wirklich staunenswert, wie einfache Männer und Jünglinge vom Lande dieser schwierigen Komposition gerecht wurden. Der schöne Erfolg hat die aufgewandte Mühe und Arbeit reich gelohnt. Noch manches schöne, erbauliche und ermunternde Wort wurde gesprochen, so vom Herrn Pater Augustinus, dem Herrn Bürgermeister Zander, Herrn Pfarrer Reinartz u. a. Es war ein glücklicher Gedanke des Festleiter, den Schluß des Festaktes ins Freie zu verlegen. Dort strahlte vom Burgberge herab das Wahrzeichen der Pfarre Kreuz-Weingarten, das acht Meter hohe Kreuz, im Glanze von 80 elektrischen Birnen, märchenhaft in die Nacht. Herzlicher Dank gebührt der Jagdgesellschaft, die diese Beleuchtung und ein prachtvolles Feuerwerk besorgt hatten. Und als nun im Angesichte des leuchtenden Zeichens, mit dem dereinst unser Herr und Heiland zum Gerichte erscheinen wird, der gut geschulte gemischte Chor Beethovens „Hymne an die Nacht“ gar mächtig erklingen ließ, war das von überwältigender Wirkung. Andächtig und ergriffen lauschte die Menge den herrlichen Akkorden dieses Altmeisters der Musik:

Glüht nur ihr goldnen Sterne
Winkend aus blauer Ferne;
Möchte zu euch so gerne
Flieh'n himmelwärts!


Entnommen: Euskirchener Volksblatt Nr. 125 vom 31. Mai 1927




Zurück zur Indexseite
Zeitungsartikel ©
© Copyright woengede