Cäcilienfest des Dekanates Münstereifel




Rupperath, 20. Mai 1930

Das Eifeldörfchen Rupperath - auf steiler Höhe (über 300 m) gelegen als südlicher Vorposten des Kreises Rheinbach, hatte am Sonntag, den 18. Mai 1930 „seinen großen Tag“. Zum ersten Male seit Menschengedenken beherbergte es die jährliche Generalversammlung der Kirchenchöre des Dekanates. Nun muß man wissen, daß im gebirgigen und schluchtenreichen Süden dieses Dekanates, wo mit Kirchenpatrozinium, Kirmes, Stiftungsfest des Junggesellen- oder Gesangvereins die Festlichkeiten erschöpft sind, diese Cäcilienvereinstagungen etwas Hervorragendes und Aufsehenerregendes darstellen. Wann kommen denn sonst im Jahre mit 12 auswärtigen Pfarreien mindestens 250 Gäste zusammen? Das kleine Rupperath, das selbst noch keine 300 Seelen zählt, war sich aber auch der Bedeutung dieses Tages voll bewußt. Der reiche und geschmackvolle Schmuck der Straßen überall bunt aufgeputztes Tannengrün, wehende Fahnen, sogar drei regelrechte Ehrenpforten, nötigte selbst dem verwöhnten Besucher aufrichtige Bewunderung und Anerkennung ab, auch noch nach einer langen Autofahrt durch die im schönsten Maiengrün prangende Gebirgslandschaft. Das haben auch die eifrigen Rupperather in belobenden Worten zu hören bekommen.

Vor 3 Uhr nachmittags trafen 8 Chöre ein und versammelten sich im Saale von Kläsgen zur gemeinsamen Choralprobe. Es kam dabei darauf an, auch die im Choralsingen weniger geübten Sänger in das Verständnis und den richtigen, fließenden Vertrag reicherer Melodien einzuführen und Mut und Freude an liturgisch vornehmsten Gesang zu wecken und zu fördern.

Der Himmel ließ allerdings geraume Zeit den Herrn Bezirkspräses Pfarrer Fremy von Bouderath nicht zu Wort kommen; denn ein mit Hagel gemischter Gewitterregen schlug prasselnd 20 Minuten lang seinen rasenden Takt „nach Noten“. Nachdem die Elemente sich ausgetobt hatten, erklärte und probte der Herr Bezirkspräses in allen Einzelheiten ein festliches „Kyrie“ (ad libitum No. 5). Zum Schlusse dieses ausführlichen Choralunterrichtes wurde das Kyrie von allen Sängern abwechselnd in Halbchören gesunden und dem häufigen Gebrauche, namentlich am Festtagen empfohlen. Mit Anerkennung muß hervorgehoben werden, daß diesmal, wie auch in früheren Jahren, fast alle Pfarrer ihre Chorsänger zum Feste begleiteten.

Für die Feier in der Kirche war den Chören für jede Definition des Dekanates eine gemeinsame mehrstimmige Motette zum Einüben aufgegeben wurden: für die 1. Definition „In nomine Jesu“ von Jakob Handl, für die 2. Definition „Ave maria“ von Apadelt. Diese Einrichtung von „Massenchören“ hatte sich im Vorjahre sehr bewährt. In der Festandacht um 4 Uhr gelangten nach einer vorhergehenden Ansprache des Herrn Pfarrvertreters P. Kitz (Kloster Vussem) über „Den rechten und würdigen Kirchengesang“ die oben genannten Gesänge zum eindrucksvollen Vortrage unter Leitung des Bezirkspräses. Bei der Motette „In nomine Jesu“ kam leider die rhythmische Eigenart in den Synkopen nicht klar zum Ausdruck. Der Kirchenchor Rupperath sang zur Aussetzung des Allerheiligsten und zum Segnen zwei einfache, gut vorgetragene Sakramentshymnen. Als gemeinsames Kirchenlied erklangen zum Schluß zwei Werke des kraftvoll-lieblichen Marienliedes „Jungfrau, aller Jungfrau'n Krone“.

Bei der Festversammlung im Saale sang jeder Chor mehrstimmig nach freier Wahl ein geistliches, Volks- oder Naturlied. Es waren sämtlich gut gewählte eindrucksvolle Kompositionen, sorgfältig vorbereitet und gut vorgetragen. Leider beeinträchtigte die Enge des Raumes sehr die Klangwirkung. Die Ansprache des Bezirkspräses und die Dankesrede des Herrn Dechanten Kaulard konnten mit Recht feststellen, daß die ganze Tagung gut und anregend verlaufen war und aß allen, die ihre Kräfte für ein gutes Gelingen eingesetzt hatten, Anerkennung und Dank gebührte.

Für das nächste Jahr ist die Cäcilienversammlung in Aussicht genommen in Kreuzweingarten, wo der Kirchenchor sein goldenes Jubelfest feiern wird.


Entnommen: Euskirchener Volksblatt Nr. 120 vom 23. Mai 1930




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