Pfarreinführung in Keldenich




Der 17. Dezember wird in der Geschichte der Pfarrgemeinde Keldenich ein denkwürdiger Tag bleiben, wurde doch an diesem Tage anstelle des aus Altersrücksichten in den Ruhestand getretenen bisherigen Pfarrers, Ehrendechanten, Monsignore Wolfgarten, der über 40 Jahre in der Pfarre segensreich gewirkt hat, der neue Pfarrer Johannes Girretz, bisher Pfarrektor in Stahe bei Gangelt, feierlich in sein Amt eingeführt.

Die Pfarrgemeinde hatte alles aufgeboten, um dem neuen Seelsorger einen festlichen Empfang zu bereiten. Triumphboten und Ehrenpforten wölbten sich über die Straßen. Tannengrün zu beiden Seiten, Flaggen- und Guirlandenschmuck leuchtete in sonnenhellen Farben. Gegen 3 Uhr traf der neue Herr in Begleitung des Dechanten Beckschäfer aus Marmagen an der Ortsgrenze ein, wo sich die Gemeinde zahlreich versammelt hatte. Welcher Beliebtheit und Achtung sich der neue Priester in seinem bisherigen Wirkungskreise erfreute, erhellte am besten die stattliche Zahl von Geistlichen und Freunden von dort, die an den Empfangsfeierlichkeiten teilnahmen. Kaplan Fernges aus Kall als Pfarrverwalter der verwaisten Pfarrgemeinde entbot den ersten Willkomm und brachte in seiner Ansprache den Wunsch zum Ausdruck, daß die Pfarrei mit ihrem Seelsorger zusammenwachsen möge zu einer großen Familie. In einem Sprechchor übermittelten die Schulkinder den Gruß der Schule. Als Vertreter der Gemeinde und des Amtsbezirks überbrachte Bürgermeister Koolen, Kall deren Glückwünsche. Er wies hin auf das bisherige gute Einvernehmen zwischen Kirchen- und Zivilgemeinde und wünschte ein Fortfahren in diesem Sinne auch für die Zukunft. Der Kirchenchor entbot unter bewährter Leitung in einem mehrstimmigen Liede sein Willkomm. Mit Musik zog die Prozession zur Kirche. Unter den Teilnehmern bemerkte man zahlreiche Geistliche aus der näheren und weiteren Umgegend. Den Kirchenvorstand, sonstige Vertreter weltlicher Körperschaften, die Ortsvereine mit ihren Fahnen usw. An der Kirchenpforte überreichte ein blumentragendes Mädchen mit seinen Versen dem neuen Seelsorger die Kirchenschlüssel. Dechant Beckschäfer verlas die Ernennungsurkunde und bat Liebe und Vertrauen dem neuen Hirten entgegenzubringen. Nach Vornahme der vorgeschriebenen kirchlichen Zeremonien richtete der neue Pfarrer eine zu Herzen gehende Ansprache an seine Pfarrkinder. In besonders ehrenden Worten gedachte er, wie auch seine Vorredner, des früheren Pfarrers, der sich infolge seiner großen Hingabe an Kirche und Gemeinde und durch seine lange segensreiche Tätigkeit ein dauerndes Denkmal gesetzt habe. - Im Jugendsälchen versammelten sich anschließend die vielen Gäste und Ehrengäste zu einer sinnigen Feier, in der dem neuen Priester ein langes segensreiches Wirken im Weinberge Christi gewünscht wurde.

Der neue Pfarrer steht im 47. Lebensjahre. Er wurde im Jahre 1912 zum Priester geweiht und wirkte bis zum Jahre 1924 an den verschiedenen Pfarreien. Seit 1924 war er Pfarrektor in Stahe bei Gangelt.


Entnommen: Euskirchener Volksblatt vom 19. Dezember 1931




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