Der Römerkanal auf Abbruch verkauft ?




Eine 25-Jahr-Erinnerung

Am 6. Februar 1914 ging eine Notiz durch die Heimatpresse, in der von einem „seltsamen Ausverkauf“, nämlich des Römerkanals, der bekanntlich bei Kreuzweingarten freigelegt ist, berichtet wurde. Veranlassung dazu hatte eine tags vorher in der „Kölnischen Zeitung“ erschienene Nachricht folgenden Inhalts gegeben:

„In Köln ist im vorigen Jahre in der Ausstellung Alt- und Neu-Köln ein Stück des Kanals zu sehen gewesen, der zu Römerzeiten Köln mit gutem Eifeler Trinkwasser versorgt hat. Diese Wasserleitung, um 100 n. Chr. erbaut, hatte ihren Ursprung im Urfttal und eine Länge von rund 80 Kilometer. Nachdem für die Kölner Ausstellung ein meterlanges Stück nach 1800jähriger Versenkung im Erdboden unter großen Kosten und Mühen nach Köln geschafft worden ist, ist dieser Tage ein gleich großes Stück im Gewicht von rund 200 Zentnern *) mit behördlicher Genehmigung bloßgelegt und an die Oberfläche gehoben worden, um ins Deutsche Museum nach München geschafft zu werden. So scheint sich langsam ein gewisser Export in Kanalstücken in Weingarten entwickelt zu haben. Das Geschäft ist für die glückliche Gemeinde gar nicht so unbedeutend, denn sie läßt sich den laufenden Meter mit 200 Mark bezahlen. Da nun verschiedene Kilometer auf Gemeinde-Eigentum liegen, läßt sich der Wert des Ganzen leicht errechnen.“


Das im Boden freigelegte Kanalstück während der schwierigen Hebungsarbeiten. (Photo: Volksblatt-Archiv)

Die hämische Art, wie diese Sache behandelt wurde, war absolut unberechtigt. Die Gemeinde Kreuzweingarten war mit ihrem Römerkanal nicht hausieren gegangen. Der Wunsch der Leitung des Deutschen Museums in München, auch ein gut erhaltenes Stück des historischen Bauwerks zu besitzen, war durchaus verständlich. Die Gemeinde konnte sich dagegen nicht sträuben, nachdem die Provinzial-Denkmalpflege dazu ihre Zustimmung gegeben hatte. Als ein Stück des Kanals nach Köln geschafft wurde, sind solche Bedenken nicht geäußert worden. Die Gemeinde Kreuzweingarten hat es jedenfalls mit Freuden begrüßt, daß im Jahre 1927 mit den Arbeiten zur Sicherung des jahrhundertealten Baudenkmals begonnen wurde. So lesen wir im Anschlusse an einen Aufsatz von Johann Lott, Rheder, über „Die baulichen Verhältnisse des Römerkanals bei Kreuzweingarten“ in Nr. 8, 1927 der Heimatbeilage zum „Euskirchener Volksblatt“:

„Betreffs der vom Verfasser mit Recht geforderten Hut des kostbaren Denkmals kann mitgeteilt werden, daß es vielem Bemühen gelungen ist, die dafür erforderlichen Mittel bereitzustellen. In allernächster Zeit werden unter Leitung der Provinzial-Denkmalpflege die Arbeiten zur Sicherung des Kanals durch Festigung des bröckelnden Gesteins und Rasenbedeckung freistehender Teile systematisch in Angriff genommen. Dem Verein für Denkmalpflege, dem Kreisausschusse, den Ortsgruppen des Eifelvereins Köln, Euskirchen und Satzvey-Wachendorf sei auch an dieser Stelle für die bewilligten Beihilfen herzlich gedankt!“

Die Hebungsarbeiten, die wir im Bilde zeigen, sind ohne Unfall vonstatten gegangen. Das schwere Stück römischer Mauerarbeit wurde auf einem Holzschlitten zu Tal gefördert und zur Eisenbahnstation gebracht, wo es zur Weiterbeförderung nach München verladen wurde.

*) Anmerkung woenge.de: = 1000 kg = 1 Tonne




Entnommen: Euskirchener Volksblatt Nr. 32 vom 7. Februar 1939




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