Unsere schöne Umgebung




Eindrücke von einem Spaziergang

Die NSG. Kraft durch Freude der DAF. Hat ihre Sonntagswanderungen wieder aufgenommen, sie will morgen von Satzvey nach Kreuzweingarten gehen. Das ist gut. Denn es gibt in dieser ernsten Kriegszeit keine wirksamere Gelegenheit zur Entspannung, als ein recht ergiebiger Spaziergang durch Gottes freie Natur, der uns die schöne Heimat gerade jetzt doppelt schätzen und lieben lehrt, sie bietet.

Wir haben es am letzten Sonntag erfahren und auf einer dreistündigen Wanderung im milden Glanze der Spätsommersonne viel Erhebendes gesehen und gehört. Am Schillerpark, der wunderschönen Anlage, die wir der Zeit nach dem Umbruch verdanken, fing unser Marsch an. Wir folgten der schönen Allee nach Westen, schauten links und rechts in saftiggrüne Wiesen, auf denen die Herbstzeitlose blüht, und auf Felder, die bereits zur Herbstbestellung vorbereitet waren oder auf denen noch die reichen Ertrag versprechende Hackfruchternte der Einbringung harrt, und kamen auf die Höhe bei Billig, von der sich ein prächtiger Rundblick über unsere Vaterstadt und ihre Umgebung auftut. Ein friedliches Bild, das immer wieder den Beschauer in seinen Bann zieht!

Ein rüstiger alter Bauer aus Antweiler überholt uns. Wir gehen eine kurze Strecke Seite an Seite. „Mein Sohn ist einberufen, ein Pferd mußte mit in den Krieg. Wir Alten und die Frauen müssen jetzt kräftig mit anpacken, damit der Engländer uns nicht aushungern kann!“ sagt der Alte. Als wenn es etwas Selbstverständliches Wäre! Keine Spur von Mutlosigkeit, nur entschlossener Tatwille! Inzwischen ist der Aufruf des Reichsbauernführers an alle müßigen Hände ergangen, unseren Bauern Hilfe zu leisten. Möge dieser Appell ein starkes Echo finden!

Ueber den Hügelrücken, wo einstmals Castra Belgica, das Römerlager, sich erstreckte, als die deutschen Stämme sich noch nicht zu einem Volk zusammengefunden hatten, wandern wir weiter und kommen da, wo vor mehr als fünfzig Jahren das erste Sammelbecken für die Wasserleitung unserer Stadt erbaut wurde, auf die Landstraße, der wir bis Kreuzweingarten folgen. Sie bietet ein anderes Bild als sonst, ein Bild, das der Krieg geschaffen hat. Hier flitzten sonst die Autos und Motorräder in Massen vorbei. Diesmal können wir nur wenige zählen. Und doch sind wir noch im Zweifel, ob sie alle zu kriegswirtschaftlich wichtigen Zwecken fahren. Wir sehen in einem Wagen eine junge Frau im feinsten Auto-Dreß am Steuer. Die neuesten Maßnahmen werden diesem Unfug das wohlverdiente Ende bereiten. Dagegen überholen und begegnen uns zahlreiche Fahrräder. Dieses Verkehrsmittel ist offenbar wieder viel mehr geschätzt als sonst. Es muß aushelfen, wenn die Reichsbahn höheren Zwecken dienstbar ist.

Im idyllischen Dörfchen Kreuzweingarten, das immer wieder zu Herzen spricht, biegen wir links ab, überschreiten die Erft und die Bahngeleise und steigen hinauf in den Hardtwald. Die Schönheiten der Landschaft, namentlich aber die stillen Streifzüge durch die verschlungenen Waldpfade, der herrliche Rundblick vom hohen Kreuz, die Schau ins heimische Land, die sich vor der altersgrauen Burg auftut, sind im Volksblatt so oft gefeiert worden, daß wir auf eine erneute Schilderung verzichten können.

Unter der riesigen Eiche, die an der Wegkreuzung steht, machen wir Halt. Hier haben wir eine interessante Zwiesprache mit einem Einwohner von Stotzheim älteren Jahrganges. Er erzählt, daß er in den Jahren des Weltkrieges oft an diese Stelle gegangen sei, wo die Sprache der schweren Geschütze am deutlichsten gehört werden konnte. Zuerst von Lüttich, später viele Monate hindurch vor Verdun. „Damals hätten ängstliche Leute immer noch die Sorge, der Krieg könnte auch in unser Land getragen werden. Davor brauchen wir heute keine Angst mehr zu haben, „denn den Westwall werden sie nie und nimmer bezwingen. Und wenn sie durch die Luft kommen wollten, werden sie eine Abwehr finden, die gar nicht sicherer sein kann“.

Tief beeindruckt von soviel unerschütterlichem Vertrauen, setzen wir unseren Weg fort, der Heimatstadt zu. Ueber das gewerbefleißige Dorf Stotzheim, in dem auch für unsere Kriegswirtschaft gearbeitet wird, wandern wir an Gärten voll reichsten Obstsegens vorbei nach Roitzheim. Wenn wir nicht irren, sollte hier an diesem Sonntag die Kirmes sein. Stiller Ernst liegt über der friedlichen Siedlung, die Ruhe der Geborgenheit, mit der wir in die Zukunft blicken können.

Als wir in die Straßen Euskirchens einbiegen, beginnen die Hausbewohner mit den Vorbereitungen der Verdunkelung. Sie werden mit großer Gewissenhaftigkeit durchgeführt. Auch wir eilen, heimzukommen, um die Pflicht der Heimatarmee zu erfüllen, das Herz noch voll der Eindrücke dieser genußreichen Wanderung am zweiten Kriegssonntage.

Die alte, mächtige Eiche nahe der Hardtburg, dieses Sinnbild deutscher Kraft, haben wir in der Kamera festgehalten, damit sie diese Schilderung schmücke.



Erklärung:
NSG Kraft durch Freude = Nationalsozialistische Gemeinschaft
DAF = Deutsche Arbeitsfront


Entnommen: Euskirchener Volksblatt Nr. 217 vom 16. September 1939




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