Prälatur steckt über 12 Millionen in ehemalige Villa Becker - größere Tagungsstätte
„Opus Dei“ fragt nach Sinn des Lebens
Von Peter W. Schmitz

Kreuzweingarten-Rheder. Im vergangenen Monat wurde der Opus-Dei-Gründer Josemaria Escrivá trotz vieler kritischer Stimmen in Rom seeliggesprochen. Am Mittwoch nachmittag hatte die Personalprälatur erneut Grund zur Freude: In Kreuzweingarten stand das Richtfest für den Erweiterungsbau des „Hauses Hardtberg“ auf dem Programm.


Pfarrer Irrgang fühlte sich bei seinem ersten Besuch auf der „Opus Dei“-Baustelle nach eigenem Bekunden zunächst nicht ganz wohl in seiner Haus. Schließlich wehte dem Pfarrer, selber Mitglied der umstrittenen Personalprälatur, bei der Amtseinführung 1984 in Kreuzweingarten ein rauher Wind ins Gesicht. Doch mittlerweile haben sich die Wogen geglättet. Fotos: Schmitz

„Ein Leben ausschließlich auf der Basis von Lifestyle und Bodybuilding ist nicht möglich. Es wird höchste Zeit, wieder einmal die Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz zu stellen. Und genau dies werden wir hier im Tagungszentrum tun,“ umriß Dr. Werner Schmidt von der Studentischen Kulturgemeinschaft aus Bonn die Zielsetzung. Eigentlich widerspreche diese größte „Opus Dei“-Baustelle dem Zeitgeist. Denn momentan sei der Bau von Wohnungen mit Sicherheit rentabler als der von Tagungsstätten in denen Philisophie und Theologie gepflegt werde.


Nach altem Brauch sagte der Zimmermann ein Gedicht zum Richtfest auf.

„Opus-Dei“-Mitglied Dr. Peter Irrgang hätte eigentlich bei der Einsegnung des Rohbaus bei seinem „Heimspiel“ souverän agieren können. Dennoch fühlte sich der Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde nicht unbedingt wohl in seiner Haut. Schließlich hatte er 1984 als erstes Mitglied der umstrittenen Prälatur in der Bundesrepublik die Leitung einer Pfarrei übernommen und dabei in der Gemeinde nicht nur freundliche Willkommensgrüße gehört.

„Ich bin heute zum ersten Mal auf der Baustelle“ erklärte Pfarrer Irrgang gegenüber der „Rundschau“. „Denn sonst könnte meine Pfarrei den falschen Eindruck gewinnen, ich kümmere mich zuviel um ,Opus Dei' und zuwenig um die Gemeinde.“

Die vorhandene Nutzfläche im „Haus Hardtberg“ soll auf etwa 4000 Quadratmeter erweitert werden. Die Gesamtkosten der Erweiterung beziffert Schmidt auf gut 12 Millionen Mark. Ergänzungspflanzungen sowie die Anlage einer Streuobstwiese, Vogelschutzgehölzen, eines Teichs sowie Rückzugsgebiete für Igel und Zaunkönig sind ebenfalls geplant.


Während sich das Team vom Bau eine verdiente Ruhepause gönnte,


mußte sich Vorstandsmitglied Werner Schmidt (r.) als Redner betätigen.

Das Tagungshaus wird zwei selbständige Einheiten mit Seminarräumen, Wohn- und Eßzimmern sowie einer Kapelle umfassen. Schmidt: „So können zwei Tagungen gleichzeitig stattfinden.“ Es entstehen 36 Gästezimmer sowie 20 weitere Wohnplätze, die für die hauswirtschaftliche Verwaltung des Anwesens genutzt werden können.

Der vorhandene Altbau bleibt in seiner jetzigen Form erhalten. Die Neubauten werden höchstens dreigeschossig gebaut. Die Träger des letztjährigen Kölner Architektenpreises, Schilling und Kostulski, zeichnen für das Konzept verantwortlich.

Das „Haus Hardtberg“ wurde im Ersten Weltkrieg vom Euskirchener Tuchfabrikanten Bernhard Becker gebaut. In der Bevölkerung heißt das Anwesen daher heute noch „Villa Becker“. Der Erbauer war sowohl eingestellter Unternehmer, der die Kreuzweingartener unter anderem in schweren Zeiten mit Textilspenden unterstützte.

Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau vom 12. Juni 1992

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.



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