Heilige Mafia oder treue Nachfolger
Der neue Pfarrer von Kreuzweingarten, Dr. Dr. Peter Irrgang, stellte sich gestern in einem Interview - Hauptthema: Opus Dei

ml Kreuzweingarten/Rheder. Der Deutschlandfunk strahlte gestern ein Live-Interview mit dem neuen Pfarrer von Kreuzweingarten, Peter Irrgang, aus. Darin ging es in erster Linie um die umstrittene Priester- und Laienorganisation Opus Dei, der Dr. Dr. Peter Irrgang angehört. Wir veröffentlichen einige Passagen aus dem Interview.

Deutschlandfunk: Eigentlich sollten Sie ja eine Pfarrstelle im Kölner Stadtteil Holweide übernehmen, doch da gab es massive Proteste der Gläubigen, die in einer Boykott-Drohung gegenüber Ihrer Arbeit gipfelten. Glauben Sie, daß Sie nun in Euskirchen in Ruhe Ihrer seelsorgerischen Arbeit nachgehen können?

Pfarrer Irrgang: Zunächst einmal eine kleine Korrektur, wenn Sie mir das erlauben. Es ist ja nicht so, daß das Opus Dei hier die Pfarrei übernommen hat. Das hätte der Kardinal ja tuen können, so wie er auch beispielsweise an den Franziskanerorden eine Pfarrei übergibt. Das ist in diesem Falle nicht geschehen, der Kardinal hat mich persönlich zum Pfarrer berufen.

Zu Holweide, nun ja. Zunächst einmal war ich nicht als Pfarrer dort vorgesehen. Im übrigen ist es so, daß die meisten Holweidener von meinem Namen jetzt erstmals am Telefon erfahren. Zu Gesprächen ist es nicht mehr gekommen, weil die Massenmedien ganz bestimmter Art vorher schon die entsprechende Stimmung aufgeheizt hatten, ehe wir überhaupt mit den Leuten in Holweide reden konnten. Aber das ist schon vergessen und verziehen und vorbei.

Deutschlandfunk: Und in Euskirchen ist die Stimmung gut?

Irrgang: Ja, hier ist es ganz anders. Hier kennt man mich recht gut, schon seit etlicher Zeit. Dieses Jahr im Sommer habe ich fast einen Monat lang hier ausgeholfen. Der Prälat Weyer, der im Juni verstorben ist, hat ja hier eine Lücke hinterlassen und die Leute waren sehr besorgt, daß überhaupt kein Pfarrer mehr berufen werden würde.


Dr. Dr. Peter Irrgang vor der Heilig-Kreuz-Kirche. Foto: ap

Deutschlandfunk: Man weiß so wenig über Opus Dei. Da gibt es viele Märchen, da gibt es auch viel Wahrheit vermutlich. Was hat Sie persönlich bewogen, Mitglied im Opus Dei zu werden?

Irrgang: Was mich ganz einfach persönlich bewogen hat, daß war die treue Christusnachfolge, die ich als Jugendlicher schon in vielen Bewegungen kennengelernt hatte - auch große persönliche Vorbilder.

Deutschlandfunk: Dem Opus Dei wird vorgeworfen, mittelalterliche Buß- und Geißelpraktiken zu betreiben.

Irrgang: Da ist natürlich viel Gerede. Ob ein einzelner in seiner Buße zu dieser oder jener Form greift, ob er fastet, was ja mal ganz gut ist - auch für die Gesundheit -, ob er mal auf eine Fernsehsendung verzichtet oder ob er sich im Umgang mit seinen Mitmenschen bemüht, zurückzustecken und nicht alles so wahnsinnig ernst zu nehmen, das muß man auch jedem einzelnen überlassen. Daß dann auch der eine oder andere zu einer körperlichen Bußführung greift, das muß seiner persönlichen Freiheit überlassen werden und das geht auch eigentlich niemanden etwas an.

Deutschlandfunk: Es gibt den anderen Vorwurf, Opus Dei arbeite streng hierarchisch und geheimtuerisch, schließlich Opus Dei fröhne einem unchristlichen Elitebewußtsein.

Irrgang: Ich glaube, das ist aus der Praxis heraus widerlegt. Ein kleines Beispiel: Ich muß ja jetzt meine bisherige Arbeit aufgeben. Diejenigen die am treuesten - nun, treu sind wir alle -, sagen wir mal,denen es am meisten zu Herzen gegangen ist, das ich weggegangen bin, das waren Schwestern auf einer Pflegestation. Denen standen Tränen in den Augen, ich muß sagen, das hat mir sehr imponiert, das ist mir selber sehr zu Herzen gegangen. Das sind ganz, ganz einfache Menschen. Sie können diese Leute ganz sicher nicht als die Elite Deutschlands bezeichnen.

Deutschlandfunk: Opus Dei ist ja nun auch politisch engagiert. Opus Dei ist an Wirtschaftsunternehmen beteiligt, Opus Dei werden sogar Waffengeschäfte vorgeworfen, von der „Heiligen Mafia“ ist da die Rede, ist das alles falsch?

Irrgang: Ja! Da muß man sich erst einmal durch Mißverständnisse, Nebel, Vorurteile und Fehlinformationen durchwühlen, ehe man zum Kern kommt. Es ist so, daß es grundsätzlich niemandem erlaubt ist, mit Hilfe des Opus Dei Politik zu machen. Der fliegt sofort raus - sofort! Da sind wir sehr streng.



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau vom 24.11.1984 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

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