Eine Madonnenfigur in die „Klagemauer“ einbetoniert
Kreuzweingartener Stützmauer geweiht - Mörtel der Römer verwendet
Von Dirk Decker

Kreuzweingarten. Nicht nur die Kreuzweingartener Pfarrkirche, sondern auch das Drumherum kann man jetzt getrost als Schmuckstück bezeichnen. Am Dienstagabend konnte die frisch restaurierte Stützmauer von Pfarrer Dr. Dr. Peter Irrgang und dem zu Zeit in Maria Rast verweilenden Weihbischof und Domkapitular i.R. Dr. Augustinus Frotz eingeweiht werden. In einen Zug weihten die beiden Geistlichen einen direkt an der Kirche neuentstandenen Vorplatz sowie den mit einer Bank ausgestatteten und neugestalteten „Pfarrgarten“ mit ein.

Die Idee, in der Stützmauer eine Madonna unterzubringen, stammte von Pfarrer Dr. Dr. Irrgang. Verwirklicht wurde dieses Vorhaben durch den Zülpicher Architekten Karl-Josef Ernst, der auch eine entsprechende Steinfigur stiftete. Dabei handelt es sich um den schlichten Steinabguß der „Stillenden Madonna“, der vor Unholden geschützt in die Stützmauer einbetoniert wurde.


Weihbischof Dr. Augustinus Fotz (3.v.r.) und Pfarrer Dr. Dr. Peter Irrgang (2.v.l.) weihten Stützmauer und Madonna ein.

Die Weihe der Madonna war bewußt auf den 21. November gelegt worden, da die katholische Kirche an diesem Tag den Gedenktag der „Darstellung Mariens im Tempel“ feiert.

Einige Kinder trugen an der Madonna Fürbitten vor. Mitglieder des Musikvereins „Heimatklang“ Kreuzweingarten/Rheder untermalten das Fest.

Das genaue Alter der vermutlich 200jährigen Steinstützmauer, die einmal rings um die Kirche gestanden hat, kann nicht genau bestimmt werden. Eine sogenannte Urkarte vom 29. Juli 1929 ist der älteste, bekannte Hinweis auf die Mauer. Der Hügel, auf dem die Kirche steht, ist schon oft mit dem Kalvarienberg in Jerusalem in vErbindung gebracht worden. So ist schon in einer alten Schrift die Rede davon, daß ein B. Heinrich von Oesel im Januar 1620 einen Salvatorsaltar auf dem „Kalvarienberg“ bei Weingarten weiht. Daher ist es auch naheliegend, daß die Stützmauer im Volksmund kurz „Klagemauer“ genannt wird. Die Renovierungsarbeiten an der Kirchenmauer dauerten fast sieben Monate und kosteten rund 200.000 DM Starker Bewuchs auf der Mauerkrone - armdicke Äste und Wurzeln waren sogar schon durch die Mauer gewachsen - hatte die Renovierung notwendig gemacht. Als der Bewuchs entfernt worden war, zeigte sich, daß etliche Steine der Mauer sogar schon lose waren und jederzeit hätten herabfallen können.

Zudem drohte eine der die Mauer begrenzenden Säulen dem Druck des Erdreiches und Wassers nicht mehr standzuhalten und umzukippen. „Die Säule hätte einem Unwetter mit schweren Regenfällen nicht mehr standgehalten“, beschreibt Dr. Dr. Irrgang den Zustand.

Das Sandstrahlen der Stützmauer brachte auch eine Menge von Kalksinterblöcken zum Vorschein. Dem durch den Ort fließendem Römerkanal entnommen dienten sie als Baustoff für den Mauerbau. Für die Renovierung der Kirchenmauer wurde mit dem sogenannten Trass-Mörtel auch eine Mörtelmischung verwendet, die schon die Römer benutzten.


Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau (?) vom 24.11.89 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

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