Der Name ist jung, die Geschichte ist Hunderte Jahre alt
Kreuzweingarten feiert „Umtaufung“ im September mit einem großen Fest
Von Karl Küpper

kk. Euskirchen-Kreuzweingarten/Rheder. Die Euskirchener Ortschaft Kreuzweingarten steht in der Vorbereitung eines besonderen Festes. Mit einer Feier wird am 17. September, der 50. Jahrestag der Namensgebung des Ortes gefeiert. Alle Ortsvereine werden sich an den Festlichkeiten beteiligen. Gleichzeitig feiert die freiwillige Feuerwehr auch ein Jubiläum.

Dem Tag kommt eine besondere Bedeutung zu, denn zu diesem Fest wird ein neuer Band der Sammlung geschichtlicher Begebenheiten im Bereich Kreuzweingarten-Rheder und Kalkar herauskommen. Ein solches zeitgeschichtliches Werk war in einer Auflage von 1500 Bänden bereits 1969 einmal erschienen.

Initiator dieser Schrift ist auch diesmal wieder der gebürtige Kölner Karl Naske, der seit 17 Jahren in Kreuzweingarten wohnt. Er steht auf dem Standpunkt, daß es lohnend und wichtig ist, in einer Zeit, in der so viel an Überlieferung und Brauchtum verloren geht, solches zu sammeln und der Nachwelt zu erhalten.

Die größte Substanz dieser Geschichten, Aufzeichnungen und Aufsätze über Kreuzweingarten geht auf Pfarrer Nikola Reinartz zurück. Er schildert auch die Geschichte des Ortes Weingarten, dessen Namen vor 50 Jahren auf Kreuzweingarten erweitert wurde.

Schon 893 erwähnt

Als einer der ältesten Orte im oberen Erfttal wird Kreuzweingarten zum erstenmal im Jahre 893 erwähnt. Es scheint heute sicher, daß das frühere Weingarten in römischer Zeit bereits eine bedeutsame Ansiedlung darstellte. So wurde dort in unmittelbarer Nähe des Römerkanals und des alten Burgberges mit seinem Ringwall, eine römische Luxusvilla gefunden, die sich über 65 m ausdehnte. Die frühere Ortsbezeichnung ist dagegen heute noch völlig unbekannt.


Karl Naske, Kölner, der seit 17 Jahren in Kreuzweingarten lebt, forschte in der Vergangenheit des Ortes und ist Initiator des Bildbandes.

Dagegen gibt es über den Namen Weingarten (Wingarden) für die Siedlung am nordwestlichen Abhang des Münsterberges keine Zweifel. In einer Anmerkung des Jahres 1222 heißt es noch: „Vingarden besitzten die Stiftsherren von Münstereifel von der Abtei zu Lehen“, womit die Abtei zu Prüm angesprochen ist. Anders wie in einigen Orten der Umgegend, so auf dem Kermeter bei Maria Wald oder Iversheim, war der Weinanbau in Weingarten früher nicht sehr bedeutend.

Der Weingarten in Kreuzweingarten, der dem Dörfchen seinen Namen gegeben hat, lag unzweifelhaft terrassenförmig ansteigend im heutigen Oberdorf am linken Ufer des Mersbach. Im Jahre 1564 ist dann bereits die Rede von einem „bongert“, einem Obstgarten also. Doch muß der Rebenanbau in der Weingartener Gemarkung sich wenigstens noch ein weiteres Jahrhundert gehalten haben.

Bierbrauerei kam

Später kultivierte man statt der Reben Obstbäume, Beerensträucher und Kartoffeln. Das gab sicher Erträge und im Kartoffelschnaps fand man billigen Ersatz für den Wein. So wird aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts von auffällig vielen Schnapsbrennereien aus der Gemeinde Weingarten-Rheder berichtet. Hinzu kam eine inzwischen wieder eingegangene Bierbrauerei.

Während das Postleitzahlenverzeichnis heute nur noch drei Orte postalisch als Weingarten ausweist, waren es seinerzeit zwölf verschiedene Orte gleichen Namens, die zugleich einen Überblick über die Verbreitung des Weinbaus in früheren Zeiten gaben.

Die Folge dieser vielen gleichnamigen Ortschaften waren Irrläufer nach allen Himmelsrichtungen und Fehlleitungen im Postverkehr. So wurde vor 50 Jahren die Erweiterung der Ortsbezeichnung auf „Kreuz-Weingarten“ auch aus praktischen Erwägungen begrüßt.

Doch nicht nur weltliche Erwägungen führten zu der Namensgebung, sondern schon stets stand die Verehrung des christlichen Lebens innerhalb des Dorfes. Allerdings sind es längst nicht mehr die Kreuzpartikel, die 1724 und 1749 nach Kreuzweingarten kamen, die heute hier verehrt werden. Das heute dargebotene Partikel stammt von einem Teil des Kreuzholzes im Besitz des Trierer Erzbischofs Balduin und kam in zwei Splittern, die zu einem Kreuz gelegt wurden, in einer silbernen Kapsel im Jahre 1804 nach Kreuzweingarten.

Der Ursprung der Pfarrkirche in Kreuzweingarten geht ebenfalls weit zurück. Dabei nimmt man an, daß die dort seit 1260 stehende Kirche nicht einmal die erste gewesen ist. Ehrwürdiger und eindrucksvoller Zeuge christlicher Vergangenheit ist die Kreuzglocke, die 1398 geweiht wurde. Auch der „Berg des Kreuzes“ bei Kreuzweingarten war bis in die christliche Frühzeit eine geheiligte Stätte.

Großer Festtag

Die neue Namensgebung für Kreuzweingarten erfolgte mit Einweihung des Kirchenerweiterungsbau zu Christi Himmelfahrt im Jahre 1927, nachdem der Gemeinderat einstimmig seine Zustimmung gab und auch die Bevölkerung allgemein einverstanden war. Die Genehmigung der Regierung stammt vom 29. Mai 1927.

Die Geschichte der Ortschaft, sowie vielerlei Berichte über Land und Umland, über schon historisch gewordene Persönlichkeiten des Ortes und über das Wesen der Vereinsstrukturen in Kreuzweingarten-rheder, enthält der bald erscheinende Buchband.

Die Feier zur 50. Wiederkehr der Namensgebung wird indes gemeinsam von den Vereinen gestaltet, unter der Leitung von Jakob Bohnen. Das sind neben der Schützenbruderschaft zum hl. Kreuz, die Feuerwehr, der TuS Kreuzweingarten-Rheder und der Musikverein Kreuzweingarten-Rheder. Für die Bevölkerung soll es ein großer Festtag, aber kein Rummel werden.

Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger vom 13.7.77 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

Zeitungsartikel ab 1955 - Sammlung Heinrich Veith

© Copyright woenge.de 2010
Zur Startseite woenge.de