„Et Elsbeth“ sofort erkannt
Kreuzweingartener kramten in der Bilderkiste - Buch zur 1100-Jahrfeier geplant
Von Horst Piegeler

Euskirchen-Kreuzweingarten - „Das ist doch die Schwester meiner Oma“, klang es am Sonntagnachmittag erstaunt im Kreuzweingartener Schützenheim. Nicht etwa, daß die alte Dame dort unverhofft und leibhaftig einen Besuch abgestattet hätte. Vielmehr hatte sie der Enkel auf einem der Uralt-Fotos wiedererkannt, die der Geschichtsverein dort ausgestellt hatte. Diese Reaktion war genau das, was die Hobby-Historiker sich von der Bilder-Präsentation erhofft hatten - und sie sollte am Sonntag auch nicht die einzige bleiben.

Auf die Idee mit der Ausstellung war der Kreuzweingartener Geschichtsverein nicht ohne Grund gekommen: 1933 feiert der Euskirchener Ortsteil die erste urkundliche Erwähnung, die dann 1100 Jahre zurückliegt, und dieses Ereignis soll mit einem Bildband gebührend gewürdigt werden. Nur ein Problem gab es bei den Vorbereitungen: Es waren nicht genug Bilder da, als daß es für eine solche Veröffentlichung ausgereicht hätte.

Seit Sonntag sieht das anders aus: Die Initiatoren des Buches hatten die Kreuzweingartener Bürger gebeten, doch einmal nach alten Fotografien zu suchen, und die hatten sich mit Eifer an die Arbeit gemacht. In Kisten, Truhen und Schränken wurde gewühlt, und es waren erstaunlicherweise nicht nur die Senioren, die da in der Kreuzweingartener Geschichte kramten und fündig wurden.

Etliche Fotos mehr

Am Nachmittag waren es schon etliche Fotos mehr, die auf den Tischen des Schützenheimes lagen. Interessiert pilgerte man an den Exponaten vorbei, zeigte mal hierhin, mal dorthin, tuschelte „Könnte das nicht ...“, schüttelte den Kopf.


„Ist das nicht ...?“ Immer wieder entdeckten die Ausstellungsbesucher jemanden auf den Fotos, den sie identifizieren konnten.

Zwischendurch kamen dann für viele der Besucher aber immer wieder die überraschenden, lange verschütteten Einblicke in die eigene Familiengeschichte: Da wurde „Et Elsbeth“ identifiziert, mancher erkannte verblichene Freunde wieder. Ein Foto, das eine Jugendgruppe zeigt, war typisch für den Erfolg der Aktion: Waren zu Beginn der Ausstellung nur zwei der Abgebildeten bekannt, so hatte der Geschichtsverein eine Liste mit sämtlichen Namen in der Hand, als am Abend die Tür zu Schützenheim geschlossen wurde. Von allen neubeschafften Fotos werden jetzt in den nächsten Tagen Reproduktionen angefertigt, damit die Dokumente möglichst schnell wieder in die Schatztruhen der Besitzer zurückgegeben werden können.

Für die Arbeitsgruppe des Geschichtsvereins fängt dann erst die richtige Arbeit an: Nicht jeder stolze Foto-Finder kann die Personen auf den Bildern identifizieren, oft ist noch nicht einmal klar, wann und zu welchem Anlaß der damalige Fotograf auf den Auslöser drückte. Bis solche Fragen geklärt sind, dürften noch viele Gespräche mit alteingesessenen Kreuzweingartenern nötig sein.

Trotz des Erfolges vom Sonntag ist die Arbeitsgruppe, die den Bildband vorbereitet, dankbar für jedes weitere Dokument, das noch ans Licht der Gegenwart befördert wird. Wer also weiter in seinen alten Alben sucht und ein interessantes Bild findet, sollte sich an [NN...Tel. 999] wenden.


Auf ihrem neuen Wachtturm präsentierte sich 1915 die „Jugendkompanie Weingarten“ mit Honoratioren dem Fotografen.



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger vom 22.11.88

Zeitungsartikel ab 1955 - Sammlung Heinrich Veith

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