Haus Broich
Provinzialmutterhaus der Marienschwestern vom Katholischen Apostolat



Wandern wir von Kreuz-Weingarten, das unsere letzte Heimatbildseite uns vor Augen führte, in Richtung Antweiler zum Broicher Hof, dann ragt aus hohen Baumkronen rechts vor uns das blaue Schieferdach eines langgestreckten Gebäudes hervor. Kurz entschlossen biegen wir von der Straße ab, folgen einem schmalen Feldweg den Hang hinauf, bis unser der Wald auf nimmt, der in seinen letzten Herbstfarben dasteht. Dichtes, feuchtes Laub umfängt unsere Schuhe, die kaum den Weg finden. Wir lassen uns von unserem Spürsinn leiten und finden endlich das Ziel unserer kurzen Wanderung: Haus Broich. Ein Bauplatz öffnet sich unseren suchenden Blicken: Steine, Sand, Kies und Baugerätschaften, Baugerüste umkleiden einen Neubau, der schon bis zum Dach gediehen ist. Nahe dabei erhebt sich auch der mächtige Bau, der zur Straße herübergrüßte. Auch er trägt Spuren von Maurerarbeiten: Kriegsschädenausbesserung. Als wir nun noch eine kleine freundliche Kapelle mit einem zierlichen Dachreiter erblicken, da wissen wir, daß wir uns beim Provinzialmutterhaus der Marienschwestern vom Katholischen Apostolat, kurz: daß wir uns bei den Schönstätter Schwestern befinden. Die Schwestern sind noch nicht allzulange da. Was war denn vorher hier?


Ein lichtdurchfluteter Raum empfängt uns, dessen reichgeschnitzter Altar alle Blicke auf sich zieht.

Wir ließen uns berichten, daß sich hier, wo sich heute die großen Gebäude erheben, vor rund 50 Jahren noch freies Gelände befand. Der herrliche Blick von hier in die weite Eifellandschaft, begrenzt von welligen Höhenzügen, mag wohl die Familie von Mallinckrodt veranlaßt haben, das Gelände käuflich zu erwerben. Um 1902 entstand der schloßartige Bau, der dem Benrather Schloß angeglichen ist und wie dieses einen Erker besaß, der aber ein spitzes Zwiebeltürmchen trug. Dem im Eifelbarockstil errichteten Wohnsitz war eine große Terrasse vorgelagert. Ein prächtiger Park, vom Besitzer selbst angelegt, umgab ihn und bildete seinen schmucken Rahmen.

Der Krieg fand auch dieses verborgene Bauwerk. Ein Bombenvolltreffer zerstörte den Mittelbau mit dem Erker. Der nachmalige Besitzer, Gert von Mallinckrodt, vermietete und verkaufte später den Besitz an die Schönstätter Marienschwestern.


Ein schlichtes, aber dennoch schmuckes Kirchlein, so steht es unter ernsten Tannen und lichten Buchen.

Um 1902 baute die Familie von Mallinckrodt unweit von Kreuzweingarten einen weit in die Eifellandschaft schauenden Wohnsitz im Eifelbarockstil

Mit dem Einzug der Schwestern begann ein neuer Abschnitt der jungen Geschichte des Hauses Broich. Die Heimat der Marienschwestern ist Schönstatt bei Vallendar, wo die Pallotiner 1901 ein Studienheim und später das Bundesheim errichteten, das seit 1928 der Sitz der Apostolischen Bewegung ist, die unter dem Namen „Schönstätter Bewegung“ weitbekannt ist. Dort befindet sich auch das Mutterhaus der Marienschwestern vom Katholischen Apostolat, das 1926 gegründet wurde. Von diesem Mutterhaus zogen 1947 die Schwestern aus, die hier in Broich das Provinzialmutterhaus für Nordrhein-Westfalen gründeten. Hier werden die jungen Schwestern für ihren Beruf ausgebildet; auch der dreistöckige Neubau soll diesem Zwecke dienen. Zugleich wird er aber auch erholungsbedürftigen Schwestern eine Heimstatt geben.

Bilder: Hönekopp

Pater Kentenich, der am 18.10.1914 die Apostolische Bewegung gründete, und Generaldirektor der Schönstätter Marienschwestern ist, weilte auch hier im neuen Provinzialmutterhaus. Er hat am 2. Juli 1950 die kleine Kapelle eingeweiht, die ein treues Abbild der Kapelle von Schönstatt ist. Ein schlichtes, aber dennoch schmuckes Kirchlein, so steht es da unter ernsten Tannen und lichten Buchen und nötigt den Besucher mit heller Mittagsglocke freundlich zum Eintritt. Ein lichtdurchfluteter Raum empfängt uns, dessen reichgeschnitzter Altar alle Blicke auf sich zieht. Er umrahmt ein Bild der Dreimal wunderbaren Mutter von Schönstatt, ebenfalls eine getreue Nachbildung des Urheiligtums. Die Kapelle wird von den Gläubigen der Umgebung, besonders am 18. eines jeden Monats, häufig besucht. Der 18. Oktober ist ein besonderer Wallfahrtstag mit einer schönen Marienfeier. Mit der schönen Kapelle haben die Marienschwestern ihre geistige Heimat mit hinübergenommen, wo sie das Rüstzeug für ihr katholisches Apostolat erhalten.




Entnommen: Euskirchener Volksblatt vom 28. November 1950




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