Alte Bilder aus unserer Heimat
3. Die Hardtburg



Als Reiner Roidkin um das Jahr 1735 die Hardtburg sah, war die Burg bereits eine Ruine, der trotzige Bergfried und das Torhaus waren aber noch unter Dach, auch standen noch einzelne Mauerteile, die heute nicht mehr vorhanden sind. Der Maler hat die Burg von der Ostseite aus aufgenommen. Sie präsentiert sich auch heute noch am schönsten von dieser Seite und gestattet einen Ueberblick über die für die damalige Zeit gewaltige und feste Anlage, die ringsum von einem breiten und tiefen Graben umgeben war. Polaczek hat im Jahre 1897 eine Grundrißskizze des ganzen Komplexes gezeichnet, die in dem Band „Die Kunstdenkmäler des Kreises Rheinbach“ wiedergegeben ist. Die Burg war, wie heute noch, nur an der Nordseite durch eine Zugbrücke zugänglich, die durch eine Torburg in dem vorderen Teil des Burgbereiches führte. Ob hier früher Gebäude gestanden haben, die bei der Zerstörung der Burg in den Wirren des spanischen Erbfolgekrieges niedergelegt worden sind, ist fraglich. Das alte Forsthaus rechts von der Torburg ist ein Fachwerkbau aus dem Jahre 1721, das linker Hand liegende neue Forsthaus ist im 19. Jahrhundert erbaut worden. Die nördliche Hälfte des großen Burgbereichs ist von der südlichen durch einen von Futtermauern gefaßten Abschnittsgraben getrennt. Im südlichen Teile liegen noch bedeutende Mauerreste mit Fensteröffnungen und Schießscharten, vor allem aber erhebt sich dort der mächtige Bergfried, von dessen Mauerkrone man einen herrlichen Ausblick auf das Erfttal mit der Stadt Euskirchen und den Höhenzügen des Vorgebirges genießt, die dem Bilde einen wirkungsvollen Hintergrund geben.


Burg Hardt bei Euskirchen nach R. Roidkin

Die Hardtburg hat durch Jahrhunderte in der Geschichte unserer engeren Heimat eine bedeutsame Rolle gespielt. Katzfey behauptet in seiner Geschichte der Stadt Münstereifel und der nachbarlichen Ortschaften, sie sei in Römerzeiten ein Glied in jener Befestigungskette gewesen, die vom Rhein bis zur Maas lief und worin sich Sinzig, Landskron, Ahrweiler, Tomberg, Hockeburg, Hardt, Billig, Zülpich, Düren, Jülich, Aachen, Maastricht signalisieren konnten.

Ursprünglich der Sitz eines Adelsgeschlechtes gleichen Namens - im Jahr 1166 verkaufte Hermann von Kirspenich die Hardtburg seinem Neffen Rudolf von der Hardt - gehörte die Burg bald nachher zu dem großen Hochstadenschen Besitz, denn am 10. April 1246 schenkte Graf Friedrich von Hochstaden, der Bruder des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden, dem Kölner Erzstift mit seiner Grafschaft auch „sein festes Schoß Hart“. In der Folgezeit wurde die Burg der Sitz der Amtmänner der kurkölnischen Amts Hardt, zu dem sechs Dingstühle gehörten: Kuchenheim, Stotzheim, Kirspenich, Weiher, Zingsheim und Mutscheidt. In dem Amtsbezirk lagen die Rittersitze Arloff, Antweiler, Broich, Groß- und Klein-Büllesheim, Kuchenheim, Kallmuth, Kirspenich, Ringsheim, Katzfey, Tomburg, Vischel, Weiher und Wensburg, sowie die Herrlichkeiten Antweiler, Arloff, Weingarten, Kleinbüllesheim, Esch, Marmagen, Wahlen, Satzvey, Weyer und Zingsheim. Es war also ein ausgedehnter Bezirk, dessen Mittelpunkt die Burg im Hardtwalde bildete. Sie ist damals jedenfalls der Schauplatz glänzender Ritterfeste gewesen, als Repräsentantin einer der stärksten Territorialherrschaften des westlichen Deutschlands.

Die Amtmänner auf der Hardtburg, die sich von 1463 bis 1794 urkundlich nachweisen lassen, gehörten nämlich durchweg angesehenen Adelsgeschlechtern an. Besonders bekannt geworden ist Franz v. Quentel, der von 1684-1716 auf der Burg herrschte. Das Leben und Treiben auf der Burg zu seiner Zeit ist in unserm Heimatroman „Der Soldat von Kirchheim“ anschaulich geschildert worden. In seiner Amtszeit fällt der Sturm der Euskirchener Bürger und Bauern auf die Hardtburg vom 16. November 1702. Der Amtmann hatte ihnen die Wegnahme von Eichenholz zur Errichtung neuer Pallisaden zu Befestigung der Stadt abgeschlagen, und als sie trotzdem in den Wald einbrachen, ließ der Amtmann ihnen die Pferde wegnehmen und im Burgbering festhalten, worauf die ergrimmten Euskirchener mit Hilfe von Dragonern des hessischen Majors von Dannenberg zum Sturm auf die Burg übergingen und ihre Gespanne mit Gewalt befreiten. In den folgenden Jahrzehnten muß die Burg wohl auch der Zerstörung anheimgefallen sein, denn der Maler Roidkin hat sie nur noch in dem oben dargestellten Zustande gesehen. Der letzte Amtmann der Hardt war Graf Karl Leopold von Belderbusch, der 1794 von den Franzosen aus Burg und Amt vertrieben wurde.

Die Hardtburg ging dann zunächst in französischen Staatsbesitz und 1816 in den des preußischen Fiskus über, der einen Förster dorthin setzte und den Wald zum Bereich der Oberförsterei Kottenforst schlug. Im Laufe des 19. Jahrhunderts war die Burg ein beliebtes Ausflugsziel für die Bürgerschaft unserer Stadt. Vor hundert Jahren wurden unter dem Förster Mertens im Burggarten Maifeste veranstaltet, die ein großes Ansehen genossen. Auch später bot die Burg noch viele Jahre lang eine gastliche Einkehr. Man konnte in den Lauben an der Ringmauer, zwischen Schießscharten und Resten des Wehrganges, den hochragenden Bergfried vor Augen, so herrlich von vergangenen Glanzzeiten der Burg träumen. Später hat die Hardtburg ihre Anziehungskraft schwinden gesehen, so daß der Förster das gastliche Tor geschlossen hat. Aber immer noch beleben an schönen Tagen zahlreiche Naturfreunde den herrlichen Wald und schauen über den Burggraben hinüber zu den gewaltigen Mauern und dem Bergfried, den Zeugen einstiger Fürstenmacht und –Herrlichkeit.





Entnommen: Euskirchener Volksblatt vom 7. September 1940




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