Geschichte der Hardtburg / Geschichte der Heimat

Die Erbauung des Schlosses Hardt fällt in den Anfang des 11. Jahrhunderts. Sein Erbauer nannte es nach der Gegend, in der es liegt. Denn „hart“ ist ein mittelhochdeutsches Wort und bedeutet „waldige Gegend mit steinigem Boden“. Das Material konnte drum an Ort und Stelle genommen werden: es ist der Bruchstein des Alluviums. Im Laufe der Zeit hat die Burg verschiedene Namensveränderungen, doch nicht auf Kosten der Lautform, erhalten. Bei v. Streversdorf heißt sie Hardia; bei Schannat Harth, in vielen lateinischen Urkunden Hart, anderswo Hardt. Fahne (in seiner Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und Bergischen Geschichte, I. Teil) schließt von dem im Jahre 1264 genannten Adam v. Vregene, welcher sich Ritter, Droste zu Hart nennt, auf den Erbauer des Schlosses Hardt, der somit v. Vregene geheißen hat, von Vregene wäre also der eigentliche Stamm des Geschlechtes derer von Hardt. In mehreren Urkunden erscheinen die Edlen von Hardt bis zum 16. Jahrhundert, um welche Zeit der Stamm als erloschen gilt. In diesen wird uns kundgetan, daß durch Tapferkeit und Treue gegen ihre Dienstherren sich die Edlen von Hardt allzeit ausgezeichnet haben. Um das Jahr 1112 wurde zwischen dem Stifte Münstereifel und dem Pfarrer von Rheinbach die Frage geklärt, welche Einkünfte dieser beziehen sollte. Es handelte sich nämlich um die Nutznießung von 30 Morgen Land zu Rheinbach und Ippelndorf, den Zehnten von 7 ½ Mansus zwischen beiden Ortschaften, den Census der Dienstleute, welche der Kirche zugehörten, verschiedene Opfergaben und eine Stiftung für den Altar, welche jährlich fünf Solidos eintrug. Die Frage ward gelöst durch den Erzbischof Friedrich I. von Köln mit Hinweisung auf die ursprüngliche Bestimmung der fraglichen Objekte. Unterschrieben sind neben mehreren Kölner Aebten und Pröbsten - Dietrich Graf von Are, Konrad Graf von Bonn, Rudolph von Hart, dann die Ministerialen (Beamte): Almerus Advokatus, Heinrichs aus Aldendorf, Johann von Bleuse, Lambert von Palmersheim.

1246 ist ein wichtiger Markstein in der Geschichte der Hardtburg. In diesem Jahre kam das Schloß an das Erzstift Köln.

Der unter dem Jahre 1205 genannte Graf Lothar von Hochstaden hinterließ bei seinem Tode im Jahre 1216 sieben Kinder; drei Söhne und vier Töchter. Der älteste Sohn, Lothar, heiratete Margarethe von Geldern. Aus dieser Ehe ging Theoderich hervor, der Bertha von Montjoie heiratete. Er starb im Todesjahr seines Vaters 1246. Der zweite Sohn, Konrad, wurde Erzbischof von Köln und starb 1261. Der dritte Sohn, Friedrich, war Probst zu Andreas, Maria ad gradus in Xanten. Er war es, der nach dem Tode seines Neffen Theoderich 1246 die Grafschaft Hochstaden und die Schlösser Ahr und Hardt von seinem Bruder Konrad, dem Erzbischof von Köln, zur Einverleibung in sein Erzstift schenkte. Vorher, Donnerstag nach Dreikönigen, hatte sich Erzbischof Konrad mit Bertha von Montjoie, des Grafen Theoderich I. von Hochstaden Witwe, geeinigt. Deren Witthum, auf Hart angewiesen, wird in jener Verhandlung bestätigt; dagegen erkennt sie den Erzbischof Konrad und dessen Nachfolger sowie das Domstift als rechtsmäßige Eigentümer an. Demnach wurde beiden Parteien von den Mannen des Schlosses Hart der Eid der Treue geleistet. Genannt werden die Schloßbedienten, Thorwächter, Turmhüter und Stationswärter. Zu den letzeren dieser Verrichtungen, wahrscheinlich auch zur Turmwache, mußten die Vasallen aus den verschiedenen Ortschaften sich abwechselnd einfinden.

In den folgenden Jahrhunderten erfahren wir von dem edlen Geschlechte von Hardt nichts mehr, nur in den Jahren 1473-1477 kommt noch ein Bernhard von Hart in Urkunden vor. Dafür aber entfaltet die Geschichte des Schlosses Hardt viele interessante Blätter. Unruhige Zeiten waren es, die gegen Ende des 13. Jahrhunderts über das Erzstift und die gesegneten Lande des Herzogtums Jülich gingen. Unter den beständigen Fehden litt das Land schwer. Besonders hart mußten die Geißel des Krieges die Grenzbewohner der beiden mächtigen rheinischen Territorien fühlen. Die Grenze zwischen ihnen führte durch unsere Gegend. Wenn Zülpich und seine Umgebung in dieser Zeit der Schauplatz greuelvoller Verwüstungen war, ist es da nicht natürlich, daß auch über die trotzige Grenzveste des Erzstifts, das Schloß Hardt, sich die Fackel des Krieges senkte! - Auf dem erzbischöflichen Stuhle zu Köln saß damals Siegfried von Westerburg, ein Mann voller Tatkraft, aber auch listig und rachesüchtig. Er war in einen Krieg verwickelt mit Walram von Jülich. Mit beständigem Glück wurde derselbe auf keiner Seite geführt. Der blutigste Strauß ward auf der Worringer Heide um 5. Juni 1288 ausgefochten. Hier wurde Siegfried von Adolph von Berg gefangen genommen. Die Werke, welche der Erzbischof hatte ausführen oder stärker befestigen lassen, um sich in seiner feindlichen Stellung gegen Jülich zu behaupten, wurden entweder niedergerissen oder stark verwüstet. So wurde Lechenich erobert, Zülpichs Befestigung samt der Burg bis auf die letzte Spur von Walram von Jülich, dem Feinde des Erzbischofs, zerstört. Auch das Schloß Hardt hatte unter den ständigen Fehden, die auch noch ins 14. Jahrhundert hinüberspielten, viel zu leiden. Es geriet in einen Zustand, der keine Verteidigung mehr ermöglichte. Da sah sich denn der Erzbischof Walram, obschon selbst ein Graf von Jülich, genötigt, für die Wiederherstellung des Schlosses Sorge zu tragen. Sein Erzstift bedurfte an dieser Seite eines ganz besonderen Schutzes. So löste denn Walram 1334 den verpfändeten Ort Rheinbach wieder ein, umgab ihn mit Mauern und Türmen und verschaffte ihm städtische Rechte. Im Jahre 1341 erhielten die Ritter Arnold, Vogt von Bornheim, und Dietrich Pythane von Nörvenich, Schloß von Amt Hardt zu Lehen mit der Verpflichtung, 1000 Mark für die bauliche Wiederherstellung zu verwenden.

In den folgenden Jahrhunderten war das Schloß Hardt der Sitz der Amtmänner des kurkölnischen Amtes Hardt.

Aus dieser Zeit stammt der weitaus größte Teil der noch erhaltenen baulichen Reste. Der Bergfried ist von der alten Anlage als das Wichtigste erhalten geblieben.

Die Amtsmannsstelle haben bekleidet: 1476 Johann von Burtscheid, um 1525 Reinhard von Jülich, um 1560 Dietrich von Eil, 1675 bis 1680 Johann Wilhelm Roist von Werst, 1684-1711 Franz von Quentell, 1718-1741 Freiherr Lothar von Bourscheid, 1745-1761 Johann Franz von Spiel zu Alner, 1762 Johann von Eill, 1765 Diederich von Eill.

Als Amtsverwalter kommen vor: 1685 Dadenberg, 1698 Thomas Brewer, 1718-41 Stüsser, 1745-53 Joh. Tils, welcher auch als Kellner figuriert.

Im Dienste des Amtmannes Dietrich von Eil finden wir 1560 auch einen Heinrich v. Velheim. Von diesem wird berichtet, daß er einer der niederländischen Wanderprediger die nach der Reformation auftraten, gewesen ist. Sie hatten sich anfangs damit begnügt, die Bekenner ihres Glaubens inder Nähe von Köln um sich sammeln. Seit 1570 jedoch predigten sie in der Stadt selbst an verschiedenen Stellen und hielten Gottesdienst. Heinrich v. Velheim wurde auch Heinrich Roland genannt. Er war aus dem Lüttichschen gebürtig und früher k. Kaplan bei Herrn von Brederode gewesen. Im Jahr 1560 hatte er aber den geistlichen Stand verlassen, in Duisburg geheiratet und seinen Lebensunterhalt eine Zeitlang durch einen Hausierhandel mit Leinwand gewonnen. Darauf war er in den Dienst des Amtmannes auf der Hardt, Dietrich von Eil getreten. Bald verließ er die einsame Burg wieder und ward in der Folgezeit an verschiedenen Stellen Hausgeistlicher. Ein Weistum des Jahres 1622 berichtet uns auch über die Bestimmung, der der Turm der Hardtburg in damaliger Zeit dienen mußte. Die ergriffenen Missetäter der Umgegend lieferten die Schöffen, der zum Amte Hardt gehörigen Dingstühle in den Turm des Schlosses. Bis zu den Zeiten der französischen Revolution war auf der Hardtburg das hochnotpeinliche Halsgericht und zugleich das Gefängnis für die zum Tode verurteilten Verbrecher.

Im Jahre 1721 wurde nahe dem Tore der Burg ein Fachwerkbau errichtet, der später als Forsthaus diente. Der letze Amtmann zur Hardt war Graf Karl Leopold von Belderbusch. Als dessen Unterbeamten werden 1789 genannt: Johann Tils, Amtsverwalter und Schultheiß zu Weidesheim, Mutscheid und Rupperath, auch Kenner; Markus Engelbert Tils, Schultheiß zu Arloff und Weingarten; Heinrich Jodokus Eilerz, Unterbergmeister zu Hardt und Schultheiß zu Zingsheim und Weyer; Johann Heinrich Deuster, Schultheiß zu Kuchenheim, Stotzheim und Antweiler; Clemens Weyh, Amtsschreiber; Adam Loth, Landbot.

Im Jahre 1795, da im Separatfrieden zu Basel Preußen das linke Rheinufer an Frankreich abtreten mußte, besetzten die Franzosen auch die Hardtburg und hoben das Amt auf. Seit dem Jahre 1816 war die Hardtburg Besitztum des preußischen Forstfiskus. Sie wurde der Sitz des Kreisförsters des Kreises Rheinbach.




Entnommen: Euskirchener Volksblatt vom 11. März 1950




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