Grabsteine ernst und heiter

Euskirchen. Im allgemeinen hat es die Jugend nicht mit Friedhöfen. Aber manchmal kommt es anders. Und bei uns kam es anders, und zwar so:

Unsere Eifelwanderung führte uns auch nach Nideggen. Wir standen auf dem mächtigen Quaderturm der Burg. Welch herrlicher Ausblick! Wälder, Täler, Serpentinen und - roter Sandstein. Die Burg, die Felsvorsprünge, die schöne alte Kirche, alles roter Sandstein, und sogar die Grabsteine auf dem Kirchhof. Die müssen wir uns doch einmal näher ansehen! Nach fünf Minuten waren wir da.

Wir fanden prächtige Steinmetzarbeiten, viele offenbar von den gleichen Meistern gemacht, wie man an Zeichen und Buchstaben erkannte. Aber eines wollte uns nicht gefallen. Die meisten Inschriften auf den Grabsteinen enthielten außer Namen und Datum nur die Worte: „Hier ruht in Gott.“

Unser Gruppenführer meinte, das sei hierzulande allenthalben so. Anders wäre es in Süddeutschland, besonders in Oberbayern und auch in Tirol. Und er hatte auch gleich ein halbes Dutzend Beispiele auf Lager, z. B. aus Lenggries:

„Der Weg zur Ewigkeit
Der ist doch gar nicht weit:
Um achte fuhr er fort,
Um neune war er dort!“
Oder aus dem Pitztal:
„Hier liegen begraben,
Vom Blitze erschlagen,
Drei Schafe, ein Kalb und ein Bua,
Gott geb ihnen ewige Ruah!“

Das gab natürlich ein großes Gelächter, und das auf einem Kirchhof. Ein älterer freundlicher Mann kam zu uns und fragte, was los sei. Wir erzählten es ihm und er war sofort begeistert. Er wußte uns sogar noch zwei originelle Grabsteininschriften aus Mecklenburg zu erzählen:

„Hier ruht Pauline Rappen,
Sie nähte Mützen und Kappen.
Gott schenke ihr ewig Ruh. -
Wer näht nu??!

„Hier ruht der Organist Herr Krug,
Der Orgel, Weib und Kinder schlug.“

Als der Mann aber hörte, daß wir aus Euskirchen waren, sagte er, wir brauchten doch nur nach Kreuzweingarten zu gehen und uns dort den Kirchhof anzusehen. Er selbst war schon vor mehreren Jahren dort gewesen, und er hatte noch das Sprüchlein vom Grabe eines Totengräbers behalten:

„Gar manchen grub ich ein.
Nun ruht auch mein Gebein.
Gott schenke mir den Frieden
und tröste euch hinieden.“

Unsere nächst Gruppenwanderung ging natürlich nach Kreuzweingarten. Den Spruch von dem Totengräber fanden wir zwar nicht mehr, aber den eines verwandten Berufes:

„Küster war ich 31 Jahr.
Die Totenkerze am Altar
Steckte ich manchem auf,
Zu Ende ging auch mein Lauf.
Da zünde, Lieber, du
Mir ein Gebetskerzlein zur Ruh!“


Originelle Inschrift auf einem Grabkreuz in Kreuzweingarten. ®-Foto

Auf dem weißen Kreuz eines Kindergrabes steht:

„Mein früher Tod - mein frühes Glück.
Drum, Eltern, wünscht mich nicht zurück!
Ich lebe noch und leibe euch
In Gottes schönem Himmelreich.“

Auf dem Grabstein eines Lehrers lasen wir:

„Was dir mißfiel an mir,
'Das ändere Du an Dir!“

Ein Stück Familiengeschichte steht auf einem anderen Grab:

„1866-70-71 half der Vater mit zum Sieg,
1914 fielen zwei Söhne im Krieg.
Jakob ruht in Feindesland,
Franz hier seine Ruhe fand.“

Solche interessanten Sachen sollte man sich doch aufschreiben, Wir beschlossen auf der Heimfahrt, in unserer Gruppenchronik ein paar Seiten für Grabsteininschriften zu reservieren.

-orro-








Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau 1946
(Aus einem Bericht „Die Jungend hat das Wort“ aus dem Euskirchener Eifelvereinsbericht, 1946) *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.




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