Kriegsverse L.
Von Max v. Mallinckrodt, Haus Broich bei Weingarten, Kreis Euskirchen

Wenn sich die Seele tief zur Erde neigt
Dich vor des Schicksals schreckenvollen Stürmen,
Wenn drohend sich die Wetterwolken türmen,
Und alles Grübeln dir Verderben zeigt,

Vergiß nicht eins: Wir waren Herr des Lichts,
Das unsren Weg beschien auch nicht bisher,
All unser Sein ist Darlehn, weiter nichts,
Und jeder Sonnentag war Frist, nicht mehr.

Gewohnheit nahm uns wohl an sanfte Hand,
Ließ zu Gewißheit Hoffnung sich verdichten,
und unser Glück war doch nur Spiel und Tand,
Und jede Stunde konnte es vernichten.

Nur eins, ein einz'ges Hoffen tragen wir
Aus jedem Drang der Zeit in fernste Fernen,
Das raubt uns nichts, es wurzelt ja nicht hier,
Es hat sein Heimatrecht auf allen Sternen.

Wenn das Glück der wilden Schlachten
Auch sein Antlitz von uns wandte,
Wildes Drohn den Bogen spannte
Nach dem Herzen uns zu trachten,

Eins doch läßt sich uns nicht rauben,
Eines trotzt dem Ueberwinder,
Deutscher Seelen festes Glauben
An ihr Land und seine Kinder.

Deutscher Seelen festes Hoffen
Auf der deutschen Zukunft Werden,
Ward der Baum vom Blitz getroffen,
Grünt er dennoch aus der Erden,

Grünt und steigt mit Laub und Blüten,
Früchte hängen tief hernieder,
Aus der Asche der verglühten
Keimt ein neues Deutschland wieder.




Entnommen: Eifelvereinsblatt 1918, Nr. 11, S. 126, Eifelverein Düren




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