Kriegsverse XVIII.
Von Max v. Mallinckrodt, Haus Broich, Kreis Euskirchen

Not

Zum Kunstwerk ward die Welt dem Menschensinn,
Der stolz mit Bildnerhänden an ihr schuf.
Mit jedem Tag wuchs höher sein Beruf,
Ein jeder Tag ward neuen Werks Beginn.

So gab sich Erde, Luft und Meer ihm hin.
Es lauschte scheu auf seinen Herrenruf,
Es zitterte vor seines Rosses Huf
Die Not, die einst ihm war Gebieterin.

Dann kam ein Tag, des Kunde nie erstirbt,
Ein Tag, der jene Not zur Herrschaft rief,
Daß jauchzend wieder sie die Geißel schwang:

„In deinen Fesseln schmachtete ich lang
„Sieh an jetzt Mensch, wie all dein Werk verdirbt!
„Du wähntest tot mich? Nein, du Tor, ich schlief.




Entnommen: Eifelvereinsblatt 1916, Nr. 2, S. 20, Eifelverein Düren




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