Kriegsverse III.
Von Max v. Mallinckrodt, Haus Broich, Kreis Euskirchen.

Wir harren stumm und wissen Tag um Tag:
Die Weltenuhr hebt aus zu ernstem Schlag.

Wir harren stumm und wissen: es geschieht
Ein Schlag, des Hallen durch Äonen zieht.

Wer ist es, den der nächste Tag beglückt?
Wir harren stumm und wissen, es geschieht

5. Oktober 1914.

Ihr seit die Saat, ihr Toten in der Erde,
Der Sämann aber ist das Weltgeschehn;
Er wird, er muß die stolze Ernte sehn,
Die Ernte eurer Saat, das neue „Werde“.

Und sie wird da sein, wird in Reife kommen
So riesengroß, wie sie kein Traum erdacht.
Nicht kann uns heute noch die Halbheit frommen,
Das Wort des Tages, der da kommt, heißt Macht.

Ihr seid die Saat, das wollen fest wir wissen,
Zur Ernste ruft uns euer dunkles Reich.
Und jeder Fußbreit Boden, den wir missen
Im letzten Spiele, ist Verrat an euch.

13. Oktober 1914.

Hoch können wir es nicht begehn
Das Erntedankfest, noch nicht Dank dir sagen.
Wenn wir auch deine goldnen Zeichen sehn
Noch haben, Herr, wir schwere Last zu tragen.

Einst aber wollen wir die Knie beugen.
Die Stunde kommt, da alles Kämpfen ruht,
Da alle Stimmen des Entsetzens schweigen,
Da unser Schwert den letzten Schwertstreich tut.

Dann wollen wieder wir die Hände heben
Zur Saat der besten Ernte je beschieden,
Und wollen unser ganzes Herzblut geben
Für deinen heil'gen, ew'gen Gottesfrieden.

15. Oktober 1914.




Entnommen: Eifelvereinsblatt 1914, Nr. 11, S. 225, Eifelverein Düren




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