Kriegsverse.
Von Max v. Mallinckrodt, Haus Broich bei Weingarten.

Tausende von Hof und Herd,
Keiner wissend, ob er wiederkehrt,
Keiner, ob der Gruß, den er vernahm
Nicht als letztes Grüßen zu ihm kam.
Frauen, die in Qual und Angst sich grämen,
Männer, die der Tränen sich nicht schämen,
Deutschlands Jugend zog, ein Meer des Lebens,
Wolle Gott kein Opfer, das vergebens.

15. August 1914.

Der Schnitter Tod will seine Ernte haben,
Graubärt'ge Männer, kaum gereifte Knaben,
Sie alle mäht der Sense sichrer Schnitt.
Der Markt des Lebens wird zum Kampfgewühl,
Der Schnitter kommt, die Dämmerung geht so kühl -
Sprich, - wer soll mit?!

16. August 1914.

Und jede Stunde hält den Atem an
Was wird geschehn? Was wurde schon getan?
Die friedlich auf der Väter Scholle wohnen,
Sie blicken erst sich an: Gott weiß allein!
Und aus der Ferne brüllen die Kanonen.

19. August 1914.

Das eine könnt' ich tausendfältig sagen,
Wird nie vergessen bis zur letzten Stunde
Wie die Gefahr die deutsche Volkesrunde
Zusammenschweißte nun in diesen Tagen.
Wir haben Feindschaft jahrelang getragen,
Wir waren wider unser Blut im Bunde,
Wir sprachen arg von uns mit hartem Munde.
Nun sind verstummt des Alltags kleine Klagen.
Nun steht ein einziges großes Deutschland da,
Der Riese warf die Zwergenfesseln nieder,
Die alten Träume kamen jubelnd wieder -!
O, deutsches Wunder, das geschah!
Ein Volk, ein Geist, ein Wollen, ein Panier!
Herr Gott sieh uns! Das sind, das bringen wir!

19. August 1914.

Der Schrei von tausend Stimmen gellt
Hin über sommerliche Flur,
Dem Räuber schafft die deutsche Welt,
Was er dereinst erfuhr.
Die Heimat blickt auf ihre junge Kraft;
Das ist, was euch den Mut,
Den Mut zu sterben schafft.
Nicht ruhen, nicht rasten, noch ist's nicht getan!
Deutschland, o Deutschland, fort auf deiner Bahn!

21. August 1914.




Entnommen: Eifelvereinsblatt 1914, Nr. 9, S. 195-196, Eifelverein Düren




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